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Elke im Seewind

Elke im Seewind

Titel: Elke im Seewind
Autoren: Emma Gündel
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genasführten Wilden spucken und prusten natürlich gewaltig; denn das verführerisch aussehende, schaumige Etwas schmeckt entsetzlich, und es ist wirklich gut, daß Elke ihre Freundin Katje vorher in das Geheimnis eingeweiht hat. Katje ruft laut aus: „Igitt — das ist ja Seifenwasser-Schlagsahne. Da haben Robinsons uns unsere schwarzen Friedensküsse ja schnell heimgezahlt! „ Damit wissen nun auch alle Zuschauer Bescheid, was da vor sich gegangen ist, und falls da doch noch einer sein sollte, der es immer noch nicht weiß, für den hat Piet dem Michael einstudiert, feierlich zu sagen: „Wer andern eine Grube gräbt, fällt selbst hinein.“ Aber was sagt Michael statt dessen, dieser übermütige Bengel? Er reibt sich die Hände, schlägt im Sand einen Purzelbaum, steht wieder auf und ruft: „Ja — Rache ist Blutwurst!“
    Es gibt zum Schluß nur ein Urteil — das Robinsonspiel ist großartig gewesen! Die Leute lachen sogar noch, als sie sich nach der Aufführung gegenseitig Einzelheiten ins Gedächtnis zurückrufen.
    Wie es sich für ein richtiges Strandfest gehört, kommen dann für die Kinder natürlich auch noch Sacklaufen, Eierlaufen, Topfschlagen und ähnliche Vergnügungen zu ihrem Recht, und es gibt nette Preise zu gewinnen: Badepuppen, kleine Segelschiffe, Schachteln mit Seemuscheln beklebt, Bananen, Kokosnüsse. Die fünfzig Kokosnüsse sind ein Geschenk von Elkes Eltern. Sie haben wohl gefunden, daß es „auf der einsamen Insel ihrer Robinson-Elke“ auch Kokosnüsse zu verknabbern geben müsse.
    Aber wo steckt Elke jetzt eigentlich? Sie ist bei dem Sacklaufen und beim Topfschlagen nirgends dabei. Die Robinsonspieler haben sich längst umgezogen und beteiligen sich eifrig am Gewinnen all der lockenden Preise. Wo steckt Elke? Ganz einfach — sie ist mit Herrn Knesebeck mit zum Geldzählen weggegangen. Herr Knesebeck hat sie dazu aufgefordert, weil sie gleich am ersten Tag ihrer Bekanntschaft so begeistert dafür war, Geld verdienen zu helfen für die blinden Kinder.
    Die ursprünglich gar nicht vorgesehene Tellersammlung ist so großartig ausgefallen, daß Elke vor Freude einen ganz roten Kopf kriegt. Herr Knesebeck ist eben beim Zählen schon über hundert Mark hinausgekommen? ist das möglich? denkt Elke. Mit ihrem bißchen dummen Robinsonspiel haben sie — haben sie — Ja, es ist wirklich wahr: Durch die Robinsonaufführung sind noch extra einhundertachtundvierzig Mark und dreißig Pfennig eingekommen.
    Elke strahlt. Mit geblähten Nüstern steht sie da und sieht funkelnd um sich herum. Dann atmet sie tief auf und sagt: „Ja, Mühe haben wir uns gegeben, wir haben zuletzt noch ganz furchtbar geübt, aber es hätte ja auch alles schiefgehen können.“
    Ein paar Augenblicke danach steht Elke in ihrem sich im Winde bauschenden, schneeweißen Kleid ganz still da und blickt zur See hinüber. Das Wasser sieht heute ganz dunkelblau aus, fast lilablau, die Brandungswogen am Strand sind nur klein, aber funkelnd weiß. Über dem Sand liegt ein eigenartiges gelbes Licht. Die ganze Luft ist irgendwie goldfarbig. Vielleicht kommt das von der Wolkenwand dort drüben, die so eigenartig braunrot angestrahlt wird.
    Ob Elke das alles sieht? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht, denn plötzlich verabschiedet sie sich von Herrn Knesebeck und läuft zu dem Platz, wo es Kokosnüsse zu gewinnen gibt. Vielleicht hat sie auf einmal Appetit auf Kokosnuß bekommen.
    Aber noch ein anderes Mädel ist diese ganze Zeit über nicht zu entdecken unter den mit ihren Wettspielen beschäftigten Kindern, und das ist Lotti.
    Die arme Lotti. Die lange befürchtete Entdeckung ihres Diebstahls ist über sie hereingebrochen.
    Wie das kam?
    Ja, es war so: Die bei der Robinsonaufführung beschäftigten Kinder hatten sich doch am Strand umgezogen, sie hatten ihre Kleidungsstücke auf kleine Haufen gelegt. Die Mutter von einem der mitspielenden Kinder, eine Frau Bramfeld, hielt bei den Kleidern Wache Sie hatte vorsorglich eine Zeltplane mitgenommen, um damit im Not fall die Kleider zu überdecken. Nun drohte zwar kein Regen, aber es strich ein junger Mensch am Strand umher, der keinen guten Eindruck auf sie machte. Sie hielt es für richtiger, die Plane über die Kleiderhaufen zu decken. Da die nun aber nicht ganz langte, nahm sie einzelne Haufen, um sie naher an die anderen heranzulegen Dabei fiel ein in Seidenpapier gewickeltes, kleines schweres Päckchen in den Sand. Es war das Päckchen, das Elkes Armbanduhr enthielt und das
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