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Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Titel: Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel
Autoren: Thomas Kanger
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konnte.
    »Daraus wird heute auch nichts. Aber ich dachte, dass Sie mir vielleicht helfen könnten. Möchten Sie das?«
    »Jaa …«
    Die Männer sahen sich unsicher an und dann Elina.
    »Ich suche nach einem, der heißt Olavi Andersson. Er hat tief im Dreck gesteckt. Aber er hat aufgehört zu trinken. Jetzt wollte ich ihn etwas fragen. Aber er scheint umgezogen zu sein. Wissen Sie, wo er stecken könnte?«
    Die Männer sahen sich wieder an.
    »Olli«, sagte der Mann, der am anderen Ende der Bank saß, »den hab ich seit letztem Mal nicht mehr gesehen. Seit wir Sie gesehen haben.«
    »Mich? Wie meinen Sie das?«
    »Ja … er saß ja auch auf der Bank, als wir … Sie gegrüßt haben.«
    Elina hob die Hände und fasste sich mit den Fingern an die Schläfe.
    »Meinen Sie, er war der Dritte hier auf der Bank?«
    »Ja. Aber Sie kennen ihn doch?«
    »Haben Sie damals hier gesessen und getrunken? Also er auch?«
    »Damals hatte er noch nicht mit dem Trinken aufgehört. Ich hab einen ausgegeben. Er hat nicht gerade abgelehnt.«
    Elina versuchte sich zu erinnern, wann sie an den Dreien auf der Bank vorbeispaziert war.
    Es war derselbe Tag, an dem ich Inspektorin wurde, dachte sie. Und es war, nachdem Åkesson ermordet wurde. Ich bin an einem Mörder vorbeigegangen, ohne etwas zu ahnen. Und Olavi hat ihn erschossen, bevor er mit dem Trinken aufgehört hat.
    Sie wusste nicht recht, ob es eine wichtige Information war.
    »Niemand von Ihnen hat ihn also seitdem gesehen?«
    »Doch«, sagte der Mann, der ihr am nächsten saß. »Ich hab ihn gesehen.«
    »Wann? Und wo?«
    »Hier. Ich hab hier gesessen. Er ist vorbeigegangen, hat nicht mal gegrüßt.«
    »Wann?«
    »Vor ein paar Tagen.«
    Er zeigte auf die Unterführung, die unter dem Södra Ringvägen hindurchführte.
    »In die Richtung ist er gegangen.«
    Elina schaute zu dem Tunnel. Auf der anderen Seite lag der Hauptbahnhof.
    »Können Sie sich an den Tag erinnern? Und an die Uhrzeit?«
    »Ich glaub, das war vorgestern, mitten am Tag. Aber mein Gedächtnis ist nicht gerade in Topform.«
    Er hielt die Bierdose hoch und nickte leicht. Elina stand auf und steckte die Hand in die Hosentasche.
    »Ich sollte das nicht tun. Aber ich tu’s trotzdem.«
    Sie reichte ihm einen Hunderter, den der Mann begeistert annahm.
    »Echt Klasse.«
    »Ich habe zu danken«, sagte Elina und verabschiedete sich.
    Als sie ins Polizeipräsidium zurückkam, ging sie geradewegs in John Roséns Büro.
    »Elina …«
    »Warte«, unterbrach sie ihn und hob die linke Hand. »Ich glaube, er hat die Stadt verlassen. Mit dem Zug. Einer seiner früheren Saufkumpane hat ihn vor ein paar Tagen zum Hauptbahnhof gehen sehen. Irgendwie muss er entdeckt haben, dass wir seine Wohnung überwachen, und da hat er das Feld geräumt.«
    »Gut«, sagte Rosén, »dass wir jetzt mehr wissen. Aber komm jetzt mit zu Kärnlund. Es ist was passiert.«
    »Was?«
    »Komm mit.«
    Kärnlund saß an seinem Schreibtisch, als sie eintraten. Wortlos reichte er ihnen ein Papier, das in einer Klarsichthülle steckte. Elina nahm es entgegen und schaute mit erhobenen Augenbrauen darauf. Es war ein Brief, datiert auf den 28. Dezember 1996.
    »Lies laut vor«, sagte Kärnlund.
    »Sehr geehrte Frau«, las Elina und schaute zu den anderen, ehe sie fortfuhr:
     
    »Wir kennen einander nicht. Aber vor langer Zeit habe ich Ihren Mann gekannt. Seitdem habe ich keinen Seelenfrieden mehr gefunden. Jetzt habe ich beschlossen, Ihnen zu schreiben. Es ist so, dass ich bei Norrbottens Jernverk angestellt war, wo auch Ihr Gatte arbeitete. Ihr Mann war ein guter Arbeiter, wir kannten uns auch durch die Politik. Wir waren beide Mitglieder der kommunistischen Partei. Ihr Mann war sehr aktiv und einmal kandidierte er für den Vorsitz des gewerkschaftlichen Metallvereins. Er war beliebt und es war zu vermuten, dass er gewählt werden würde.«
    Das bereitete sowohl den Sozialdemokraten als auch der Werksleitung Kopfzerbrechen. Mir war das bekannt, weil ich zu beiden durch den militärischen Nachrichtendienst, für den ich damals tätig war, Kontakt hatte. Bei einer Gelegenheit tat ich etwas, das ich mir nicht verzeihen kann, und das ist der Grund, warum ich Ihnen jetzt schreibe, in der Hoffnung, dass Sie mir vergeben und mein Gewissen beruhigen können. Ich habe einer Person namens Wiljam Åkesson erzählt, Ihr Mann habe sich mir genähert. Das stimmte nicht, ich sagte es aus Angst, dass Ihr Mann sonst mich entlarven würde. Am besten, ich sage jetzt die Wahrheit,
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