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Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Titel: Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel
Autoren: Thomas Kanger
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denn ich hatte mich ihm genähert. Ich glaube, Sie verstehen, wie ich es meine, und hoffe, Sie haben Verständnis für meine schwierige Situation. Heutzutage wird meine Veranlagung akzeptiert, damals war das jedoch nicht der Fall. Wiljam Åkesson gab diese Information weiter an den Personalchef Erland Bergenstrand, den ich ebenfalls durch den militärischen Nachrichtendienst kannte. Die beiden haben die Angelegenheit diskutiert und dann wurde das Gerücht verbreitet, Ihr Mann sei homosexuell veranlagt. An der Verbreitung des Gerüchts war ich nicht beteiligt, aber ich bin mitschuldig, da ich der Anlass war. Dadurch wurde das Ansehen Ihres Mannes beschädigt und er wurde nicht in den Vorstand gewählt. Das Ereignis war von großem Schaden für Ihren Mann. Seine Arbeitskollegen begannen ihn zu meiden und er fühlte sich ausgestoßen. Bald begann er zu trinken und wurde entlassen. Das hat mich in all den Jahren sehr gequält und ich bitte Sie um Verzeihung. Ich hoffe, Sie können diese Entschuldigung annehmen, und wäre sehr dankbar, wenn Sie sich mit mir aussöhnen könnten.
    Hochachtungsvoll
    Rolf Johansson
     
    »Was ist das denn?«, platzte Elina heraus. »Woher kommt das?«
    »Den Brief hat Erkki in Olavi Anderssons Wohnung gefunden«, sagte Kärnlund. »Er lag in einem Karton neben dem Bett, wenn du es genau wissen willst. Zusammen mit einem Bündel anderer Briefe. Enquist hat alle Briefe der Reihe nach durchgesehen und ist dann heute Morgen auf diesen hier gestoßen.«
    »Geht es um Olavis Vater?«
    »Ja«, sagte Kärnlund und reichte Elina eine weitere Klarsichthülle.
    Elina betrachtete den Inhalt. Es war ein Kuvert, adressiert an ›Amanda Andersson‹.
    »Der Brief steckte in dem Kuvert? Amanda Andersson ist Olavis Mutter, sie ist im Frühling verstorben.«
    »Aber wer ist Rolf Johansson? Im Augenblick kapiere ich gar nichts mehr.«
    John Rosén nahm Elina die Klarsichthülle aus der Hand und schüttelte den Kopf.
    »Wir haben die ganze Zeit falsch gedacht«, erklärte er. »Wir sind davon ausgegangen, dass Olavis Vater, Karl Olof Andersson, Åkessons und Bergenstrands Kompagnon beim IB war. Der, der das Foto gemacht hat. Aber der unsichtbare dritte Mann ist ein anderer.«
    »Rolf Johansson«, sagte Kärnlund. »Wer immer das ist.«
    »Ich hab Solveig schon angerufen«, sagte Rosén, »die in Luleå, die das Elchgemälde schon mal irgendwo gesehen hat. Sie meinte sich an den Namen Rolf Johansson zu erinnern. Aber mehr wusste sie auch nicht.«
    Elina schüttelte den Kopf, als verneinte sie das, was sie soeben erfahren hatte. Sie starrte auf den Brief.
    »Aber das bedeutet ja, dass …«
    »Was?«, fragte Kärnlund.
    »Dass wir uns beeilen müssen.«
    »Das musst du näher erklären.«
    »Karl Olavi Andersson hat im Kriegsarchiv nach Angaben über das IB gesucht. Wir dachten erst, er fürchte, dass es dort Informationen gebe, die ihn mit Åkesson und Bergenstrand in Verbindung bringen könnten – oder seinen Vater, als uns klar wurde, dass Olavi ihn rächte. Olavi hat nach etwas anderem gesucht.«
    »Ja?«
    »Ja, nach Rolf Johansson. Olavi kennt den Namen nur aus dem Brief. Nach dem, was Johansson schreibt, weiß er auch, dass dieser für das IB gearbeitet hat. Und dass er Mitglied der kommunistischen Partei war. Aber wer ist Rolf Johansson? Und wo ist er?«
    »Und Olavi Andersson will wissen, wer Rolf Johansson ist, weil …«
    »Er will ihn töten. Warum sonst würde er nach ihm suchen? Er will seinen Racheplan zu Ende führen.«
    Sie sahen einander an, als wüssten sie nicht, was sie sagen sollten. Kärnlund unterbrach die Stille.
    »Wir müssen Olavi Andersson fassen. Oder Rolf Johansson finden. Bevor es unserem Freund Olavi gelingt.«

38
    »Kann ich die haben?«
    »Natürlich!«
    Olavi Andersson beugte sich zu dem Tisch gegenüber und nahm die beiden Zeitungen, Norrländskan und Kuriren. Er legte sie neben seine Kaffeetasse und biss von seinem Schinkenbrötchen ab.
    Der Speisesaal des Hotels war fast leer. Außer ihm waren nur noch zwei andere Gäste und eine Bedienung anwesend. Olavi schlug den Kuriren auf und suchte die Wohnungsanzeigen. Er fuhr mit dem Finger an einer Reihe Annoncen entlang. Dann faltete er die Zeitung zusammen und schlug die Norrländskan auf. Sein Blick folgte einer Spalte von oben nach unten und blieb an der vorletzten Anzeige hängen. Er riss sie heraus und steckte sie in die Hosentasche. Danach trank er seinen Kaffee aus und ging zurück in sein Zimmer.
    Das Telefon stand auf dem
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