Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel

Titel: Elina Wiik - 02 - Sing wie ein Vogel
Autoren: Thomas Kanger
Vom Netzwerk:
rechte Hand aus und drehte sie mit gespreizten Fingern in der Luft. Ihre Umrisse zeichneten sich gegen das Fenster ab. Dann krümmte er langsam den Zeigefinger.
    Morgen mache ich es, dachte er.
    Neben ihm auf dem Bett lag der Computerausdruck. Ein Name nach dem anderen war ausgestrichen. Nur einer war übrig geblieben.

37
    Obwohl es erst zehn vor neun war, befand sich Elina Wiik schon mehr als eineinhalb Stunden im Polizeipräsidium. Die Unruhe hatte sie an den Schreibtisch getrieben. John Rosén war auch früh gekommen. Zusammen waren sie noch einmal alle bisherigen Ermittlungsergebnisse durchgegangen, fanden jedoch nichts, das dem Bild, das sie am Vortag skizziert hatten, neue Erkenntnisse hinzugefügt hätte. Olavi Anderssons Vater war Åkessons und Bergenstrands Verschworener beim Nachrichtendienst gewesen, war ins Unglück geraten und von denen, die ihm hätten helfen müssen, verraten worden. Sein Unglück hatte ihn in den Selbstmord getrieben. Jetzt mordete der Sohn, um den Tod des Vaters zu rächen. Eine andere Erklärung fiel ihnen nicht ein.
    An diesem Punkt wusste keiner von ihnen so recht weiter. Olavi Andersson war weder aufgetaucht, noch hatte jemand etwas von ihm gehört. Sie wussten nicht, wo sie ihn suchen sollten.
    Elina zog ihre grüne Lederjacke an und ging zur Tür.
    »Ich geh in die Stadt. Ich muss raus.«
    Sie ging zum nächstgelegenen staatlichen Schnapsladen, der einen Häuserblock vom Polizeipräsidium entfernt war. Draußen warteten zwei Männer und eine Frau darauf, dass der Laden öffnete. Die Frau hatte ungewaschene Haare und rauchte. Elina schätzte sie auf fünfundzwanzig. Die beiden Männer waren älter, aber höchstens Anfang fünfzig. Sie trugen identische Kleidung, Jeansjacken, graue Pullover und blaue Jeans, die an den Rändern ausgefranst waren. Das Einzige, worin sie sich unterschieden, waren die Schuhe. Der eine trug schwarze Holzschuhe, der andere weiße Turnschuhe.
    Off white, dachte Elina, der der kleine Unterschied in der Fußbekleidung aufgefallen war.
    »Haben Sie Olavi gesehen?«, fragte sie im Vorbeigehen.
    Sie zuckten zusammen und sahen Elina erstaunt an. Es war offenbar äußerst ungewöhnlich, von jemandem in ordentlicher Straßenkleidung angesprochen zu werden.
    »Olli? Meinen Sie den?«, sagte der Mann mit den nicht mehr so weißen Turnschuhen. »Wie hieß der noch mit Nachnamen?«
    Er drehte sich zu seinen Kumpanen um.
    »Andersson«, spuckte die Frau aus. »Der Scheißkerl schuldet mir noch einen ganzen Liter. Wenn Sie ihn treffen, erinnern Sie ihn daran.«
    »Ich möchte auch mit ihm sprechen«, sagte Elina. »Hat ihn einer von Ihnen kürzlich gesehen?«
    Die Frau zuckte mit den Schultern. Die Männer schüttelten den Kopf.
    »Wissen Sie, wo er sein könnte? Wenn er nicht zu Hause ist?«
    »Wer fragt denn nach ihm?«, erkundigte sich der Mann mit den Holzschuhen.
    »Eine Freundin«, sagte Elina. »Ist mir das nicht anzusehen?«
    Die Antwort ließ den Holzschuhmann verstummen.
    »Ollis Wege sind unergründlich«, sagte der Mann mit den Turnschuhen. »Und denen sollten Sie jetzt folgen.«
    »Es weiß also niemand etwas?«
    »Scheint so«, sagte die Frau und schaute weg, während sie an ihrer Zigarette zog. »Oder wie kommt es Ihnen vor?«
    »Es kommt mir vor, als würde ich meine Zeit verschwenden«, sagte Elina und setzte sich in Bewegung.
    »Bullenzicke«, zischte die Frau hinter ihrem Rücken.
     
    Elina beschloss, nicht zu den beiden anderen Schnapsläden im Zentrum zu gehen, sondern eine Runde im Vasapark zu drehen. Wenn sie welche fand, die schon angefangen hatten zu trinken, war die Chance größer, dass sie nicht so gereizt waren.
    Der Park war bereits voller Menschen, die unterwegs ins Zentrum oder auf dem Weg zur Arbeit waren. Elina blieb stehen und sah sich um. Auf einer Bank in einiger Entfernung unter einer Rosskastanie saßen zwei Männer, deren Terminkalender von etwas anderem als Arbeit bestimmt zu sein schien. Einer von ihnen hatte eine Bierdose in der Hand. Die Szene kam ihr bekannt vor. Sie ging zu ihnen und ließ sich am anderen Ende der Bank nieder. Beide drehten sich ihr erstaunt zu.
    »Ich kenne Sie«, sagte Elina zu dem Mann, der ihr am nächsten saß. »Vor einigen Wochen waren Sie auch hier. Sitzen Sie seitdem hier und warten auf mich?«
    Der Mann nahm einen Schluck Bier. Elina sah, dass seine Hand leicht zitterte.
    »Ich bin die Polizistin, mit der Sie schmusen wollten, erinnern Sie sich nicht?«
    Sie redete weiter, bevor er antworten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher