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Elfmeter fuer die Liebe

Elfmeter fuer die Liebe

Titel: Elfmeter fuer die Liebe
Autoren: Lex Beiki
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meinem Großvater auf der Couch auf und ab hüpfend, wilde „Olli vor!“ Rufe von mir gebend. Über meinem Bett hingen in jener prekären Lebensphase diverse Brauhaus Poster aus unterschiedlichen Zeitschriften; belanglose Magazine, die meist direkt nach der Posterentnahme ungelesen im Papierkorb landeten. Einige der Bilder waren mit Glitzerkugelschreiber verziert, andere mit Lippenstiftresten. Fußball als Spiel war mir immer egal gewesen, ich leistete dem Großvater dabei eben ab und zu Gesellschaft, wenn ich gerade kein Buch zu Hand hatte. Eine Einstellung, die sich schlagartig änderte, als ich zum ersten Mal Oliver Brauhaus mit den Augen einer heranwachsenden Frau sah. Ich war fünfzehn, er zweiundzwanzig; ich verfasste kitschige Gedichte im Blankvers, er verblüffte in Interviews die Presse indem er in ganzen Sätzen sprach. Unsere Leben kreuzten sich nie. Dann starb der Großvater, die Phase verebbte, Olli geriet in Vergessenheit.
                  Doch nun war er wieder da und es schien mir, als hätte ich mich seitdem emotional nicht nennenswert weiterentwickelt. Ich spürte den Wunsch in mir aufsteigen, einen leisen Jauchzer von mir zu geben.
    „Das ist ja Oliver Brauhaus!“, konnte ich ein ehrfürchtiges Flüstern in Max’ Richtung nicht unterdrücken. Er sah mich schief an.
    „Der Oliver kommt doch immer mit“, zuckte er mit den Schultern.
    Der Oliver kommt doch immer mit, dachte ich. Wie ich das nur vergessen konnte, dachte ich. Ich räusperte mich verlegen, gab Jetlag vor und checkte mit einem zufällig aussehenden Seitenblick Brauhaus‘ Ringfinger ab. Unverheiratet. Vielleicht ließ sich die Zeit bis Tobias‘ Eintreffen doch aushalten.

Kapitel 7 – Auswärtsspiel
     
    Diese Ev elin hatte überhaupt nichts zu E ssen im Haus. Bloß so Müsli und Gemüse. Noch nichtmal Eier. Morgens ess ich gerne Pfannkuchen, aber das war nicht drin. So richtig nett schien sie auch nicht zu sein. Jedenfalls am Telefon hatte sie mich eigentlich nur angemeckert. Als wär ich das alles Schuld.
    Auf alle Fälle musste ich irgendwie nach Paris kommen, in unsere Pension. Vielleicht konnten wir das alles rückgängig machen, wenn wir uns treffen würden. Außerdem passte es mir nicht, dass so jemand Fremdes jetzt meinen Platz in der Mannschaft einnahm. Was sollten denn die Jungs denken, wenn diese Evelin die anzickte! An das Vorrundenspiel wollte ich überhaupt nicht denken. Davor mussten wir auf jeden Fall wieder Plätze tauschen!
    Es gab eine Garage auf dem Grundstück. Die war so’n bisschen zugewachsen. Aber das Auto, das ich da fand, das toppte diesen Zustand noch. Das ging garnicht. Dass man mit so was überhaupt noch fahren durfte! Total klein und dreckig. Elend alter Fiat. Knallrot, mit lauter Rostflecken. Der Schlüssel steckte – klar, so ein Ding würde auch niemand klauen. Nicht mal, wenn man als Räuber schon total verzweifelt war und echt Geld brauchte. Leider hatte ich selbst kein eigenes Auto. Ich fuhr immer mit Cem mit, der wohnte ja in der Wohnung unter mir. Kevins Auto konnte ich mir auch nicht leihen, das brauchte der ja selbst, und Mama und Papa wollte ich so erst recht nicht unter die Augen treten. Die würden mich nie erkennen, und glauben würden die mir auch nicht.
    Musste es halt der Fiat sein.
    Tja, und mein erster Eindruck war auch nicht so verkehrt gewesen: Eine halbe Stunde hinter der belgischen Grenze blieb das Ding stehen. Mitten auf der Autobahn. Beim ADAC war die Evelin natürlich nicht Mitglied. Die Haare, die wurden mir da auch schon zuviel – ständig hingen die im Weg, obwohl ich schon sechs Haargummis und vier so Spangen da drin hatte. Heiß war es. Und ein Taxi rufen konnte ich ja auch nicht, weil ein neues Handy hatte ich mir am Sonntag natürlich nirgends kaufen können.
     
     

Kapitel 8 – Mittelfeld
     
    Die Pension war größer als sie auf den ersten Blick schien, die Zimmer stilvoll und doch gemütlich. Meines lag im ersten Stock, das Fenster blickte auf den fast schon toskanisch anmutenden Pappelhain. Die Gardinen zog ich zurück und ließ meinen Blick über die atemberaubende Landschaft schweifen; fehlte nur noch das Meer am Horizont und ich könnte mich fühlen wie die Figur einer griechischen Tragödie.
    Vor meiner Zimmertür hörte ich die anderen Hin und Her laufen, sich gegenseitig ihre Zimmer zeigen, den Whirlpool empfehlen, den Tischkicker finden helfen. Jean-Pascal ließ zum wiederholten Mal die Bilder seines ersten Sohnes, Gordion Keanu,
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