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Elfmeter fuer die Liebe

Elfmeter fuer die Liebe

Titel: Elfmeter fuer die Liebe
Autoren: Lex Beiki
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auch kein Französisch und mein Englisch ist eher dürftig. Klar verstand mich keiner , und der einzige, der mir Auskunft zu Taxis geben konnte, der sprach so schn ell, dass ich kein Wort mitkriegte .
    Setzte ich mich also da so an den Rand beim Parkplatz und blies Trübsal. Wütend war ich auch – warum passierte so was ausgerechnet mir? Ausgerechnet kurz vor so einem wichtigen Spiel, wo die Mannschaft auf mich zählte! Mann! Das war doch total unfair! Und dann hing ich an so einer winzigen Raststätte in Belgien fest, ohne Geld und ohne Auto!
    Aber ein Auto, das kam dann. Plötzlich hielt nämlich neben mir so ein VW-Bus. Diese alten, die es eigentlich nicht mehr zu kaufen gibt, mit dem Ersatzrad vorne drauf. Angemalt war der, schwarz-rot-gold. Auf der Seite stand „Peters Fanbus“.
    Aus dem Beifahrerfenster lehnte sich ein Typ mit schwarzen Haaren zur mir raus. Er nahm seine Sonnenbrille ab und fragte: „Alles klar?“
    Da konnt ich einfach nicht mehr. Ich weiß nicht, was da alles aus mir heraussprudelte, das war auch ganz untypisch für mich. Dass ich hier gestrandet war, weil das Auto kaputt war, und dass ich kein Geld für ein Taxi nach Paris hatte, aber da musste ich doch hin, und dass die Schuhe echt voll unbequem waren.
    Mit so einem Ausbruch hatte der wohl nicht gerechnet. Der kriegte ganz große Augen, der Typ.
    „Nach Paris?“, fragte er.
    Ich nickte.
    „Da fahren wir auch hin. Wir wollen zum Hotel der Nationalelf – sind’n bisschen spät dran, weil André wieder nicht fertig wurde.“
    Hinten aus dem Bus hörte ich einen Protestruf, sicher André.
    „Zu dem Hotel will ich auch“, gab ich zu.
    Er strahlte: „Na dann hüpf rein, schöne Frau!“
    Kam ich also doch noch nach Paris. Und wie! Denn im Bus wurde ich erstmal vom André angemalt.
     
     

Kapitel 10 - Verwarnung
     
    Auch am nächsten Morgen hatte Tobias nicht angerufen. Fast schon höhnisch verkündete das iPhone keine eingegangenen Anrufe in Abwesenheit. Lange konnte ich darüber allerdings nicht sinnieren, denn dann wurde zum Frühstück gerufen. Wie es den anderen zu dieser unwirtlichen Morgenstunde ging, ahnte ich nicht; ich jedenfalls war vor Jahren das letzte Mal vor zwölf Uhr mittag aufgestanden. Dementsprechend muffelig und unausgeschlafen schleifte ich meinen Körper, der eigentlich nicht meiner war, h in unter in den Speisesaal.
    Ich rechnete fest damit, dass Cem sich wieder neben mich setzen würde, doch der schlich sich unter den bohrenden Blicken Teflons gesenkten Hauptes ans andere Tischende. Er schien ein ebensolcher Morgenmuffel zu sein wie ich. Neben mir nahm dafür Thorben Platz, der mir sofort im Detail vom gestrigen Videospiel berichtete, immer wieder unterbrochen von Jean-Pascal, dem seine junge Ehefrau neue Bilder von Gordion Keanu auf sein Handy geschickt hatte. Ich war fast schon dankbar, als wir kurz darauf zum Training fuhren und die beiden sich mit Wichtigerem ablenkten.
    Zu diesem Zeitpunkt fühlte ich mich meiner selbst weitaus sicherer als noch am vorigen Tag. Ich wusste, Tobias würde demnächst auftauchen; ich war mir sicher, dann würde sich alles wieder zum Alten wenden; ich beschloss, die verbleibende Zeit zu genießen – denn Oliver Brauhaus fuhr auch mit. Goldene Aussichten also eigentlich.
     
    Der Trainingsplatz war nicht weit von der Pension in Richtung Innenstadt; ein von der Öffentlichkeit gut abgeschirmtes Fußballfeld, mit allen Schikanen ausgestattet, die zum Training benötigt wurden und die für mich eher nach psychologischer Kriegsführung aussahen. Einige Paparazzi lungerten vor dem Platz herum, Kameras im Anschlag, umkreist von einer handvoll Fans, die hoffnungsfroh Fähnchen schwenkten.
    Dann hieß es: f ertig machen. Auf einer Bank in der Mitte der Umkleidekabine lagen sorgfältig aufgereiht Trikots, Schuhe, Handtücher und Trinkflaschen. Die Organisation, wurde mir bereits zum zweiten Mal bewusst, klappte ausgezeichnet. Ich tat so, als beschäftigte ich mich sehr ausgiebig mit meinen Schuhen, bis jeder seinen Stapel Klamotten an sich gerissen hatte. Dann schlenderte ich zum letzten verbleibenden Päckchen. Tobias Weizenfeld trug die Nummer zwanzig.
    Mein letzter Spurt lag schon so weit zurück, dass die Erinnerung bereits im Sepiaton angelaufen war. Zwar staunte ich nicht schlecht, wie trainiert Tobias’ Körper war, allerdings musste ich, den ungläubigen Blicken Mo rgenrots nach zu urteilen, ein jämmerliches Bild abgeben. Zweimal stolperte ich über meine eigenen Füße
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