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Elfmeter fuer die Liebe

Elfmeter fuer die Liebe

Titel: Elfmeter fuer die Liebe
Autoren: Lex Beiki
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haben Sie überhaupt meine Nummer?“
    Ich wollte ihm erklären, dass ich es doch wahr, Tobi, aber er ließ mich überhaupt nicht ausreden. Er legte einfach auf. Nannte mich „Idiotin“ und legte einfach auf. Ich versuchte es gleich nochmal, aber er drückte mich weg. Vielleicht war er noch wirklich sauer wegen letzter Woche und ich hatte ihn auf dem falschen Fuß erwischt. Na ja, klar hatte ich den auf dem falschen Fuß erwischt – der saß bestimmt schon im Bus auf halbem Weg nach Frankreich und alle waren mies drauf, weil ich nicht da war. Wenn mir bloß Peters Nummer einfallen würde! Irgendwas mit 5 und 7 und zweimal 3. Oder so.
    Ich wollte mir schon die Haare raufen. Das hilft mir manchmal denken – einmal mit den Fingern durch und wuscheln; machte Cem auch manchmal. Bloß waren da viel mehr Haare, als ich eigentlich hatte. Lange, rote Locken, die ziemlich kompliziert mit einem Haargummi verknotet waren. Mein Bart war auch weg, wobei, so ein richtiger Bart war das ja noch garnicht. Sollte erst einer werden. War aber jedenfalls glatt wie Lukas‘ P opo, mein Kinn. Und meine Hände… ich trug sonst eigentlich keinen Nagellack.
    In dem Schlafzimmer war ein großer Spiegel am Schrank. Und als mich da statt meinem Spiegelbild eine rothaarige Frau mit Sommersprossen draus anglotzte, ja, da hab ich mich erstmal wieder ins Bett gelegt.
     
     

Kapitel 6 – Mannschaftsaufstellung
     
    Der Bus der deutschen Fußballnationalmannschaft stand in einer Traube aus hartgesottenen Fans, die gekommen waren, um zum Abschied zu winken. Der Wagen war an Komfort und Modernität nicht zu überbieten; Co-Trainer Nikola Teflon hatte ein wahres Luxusexemplar aufgetan: Groß, modern, mit gemütlichen Polstersesseln. Sogar kleine LCD-Bildschirme waren in die Rückenlehnen der Sitze eingebracht.
    Der Busfahrer nickte Cem und mir beim Einstieg erkennend zu. Auf dem Weg nach hinten durch, merkte ich schnell, klatschte man sich zur Begrüßung ab. Es wurde sich angegrinst, anzügliche Bemerkungen verteilt, der ein oder andere harmlose Spruch geklopft. Das Testosteron war praktisch greifbar, eine unsichtbare Entität auf dem Sitz direkt hinter dem Fahrer, der wie auf ein geheimes Abkommen hin den ganzen Weg über unbesetzt blieb.
    Hinten erhob sich ein schlanker Mann von vielleicht sechzig Jahren, den ich vage aus den Nachrichten zu erkennen glaubte. Peter Morgenrot, der Trainer. Er strahlte Gelassenheit aus, die sein ihn flankierender Co-Trainer missen ließ. Im Gegensatz zu Morgenrot war Teflon klein, untersetzt und wirkte, als ob er unter chronischem Herzkammerflimmern litt. Sein Lächeln wirkte ehrlich aber nervös; ein Mann, dessen Glas wohl immer halb leer sein würde.
    „Geht es dir wieder besser, Tobi?“, fragte Morgenrot noch während er dem Fahrer das Zeichen zum Aufbruch gab. Ich nickte und murmelte etwas Unbestimmtes.
    „Schön. Das freut mich. Dann könnt ihr euch ja jetzt alle so richtig schön entspannen bis wir da sind. Der Robin hat auch Musik auf CD mitgebracht, weil der Bus keinen USB-Anschluss hat.“
    Ich schenkte ihm ein leeres Lächeln und ließ mich von Cem auf den nächsten freien Zweiersitz ziehen. Teflon, sah ich aus den Augenwinkeln, sah so aus, als wäre das Abspielen Robins mitgebrachter CD für ihn persönlich dem Eintritt in den siebten Zirkel der Hölle gleichzusetzen. Insgeheim gab ich ihm recht, als die ersten Möchtegern-Indie-Pop Klänge durch den Bus hallten. Ich hatte zwei Möglichkeiten: Die Augen schließen und mich dieser Fahrstuhlmusik ausliefern, oder mit Cem und zwei anderen, die Jean-Pascal und Robbie Zwei genannt wurden, um Käse-Cräcker pokern. Da Robbie Zwei die Karten aus meinem Rucksack fischte, spielte ich, den Schein wahrend, mit. Ich tat so, als verlöre ich aus reinem Großmut meinen Kollegen gegenüber. Ich tat auch so, als könne ich meine innere Anspannung und die immer wieder aufschwappende Panik ignorieren, indem ich einfach nicht darüber nachdachte. Wenn ich zwischendurch etwas zu schrill lachte, taten mir Tobias‘ Mannschaftskollegen den Gefallen und schrieben es der allgemeinen prä-EM-Nervosität zu.
    Begleitet von hippen Popsongs, düste der Reisebus gemütlich über die sonntagvormittäglich freie Autobahn. Es war ein heller Tag; schon bald heizten warme Sonnenstrahlen die Luft auf, trotz Klimaanlage.
    Zwischendurch vertrat ich mir die ungewohnt langen Beine im Mittelgang, wobei ich aufmerksam meinen Blick schweifen ließ. Möglichst viel wollte ich aufschnappen
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