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Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen

Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen

Titel: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen - Hartmann, C: Elfenzeit 11: Merlins Erwachen
Autoren: Cathrin Hartmann
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hätte Eleanor aufgelacht.
Ehrlich
war eines der letzten Worte, das auf Rousel passte. Er war verschlagen, nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Und auch ein bisschen brutal, dachte Eleanor mit einem Schaudern. Nein, ihn würde sie nie im Leben zum Mann nehmen!
    »Er ist trotz allem eine gute Partie.« Energisch tauchte Gytha ihren Löffel in den Brei.
    Für eine Weile aßen sie schweigend, jede von ihnen in ihre eigenen Gedanken versunken. Eleanor sah Odo die Treppe herunterstolzieren, offenbar hatte er seine Morgentoilette beendet.
    Der Kater kam an den Tisch, setzte sich davor hin und betrachtete sie aus seinen grünen Augen. Eleanor versuchte, ihn zu ignorieren; vermutlich wollte er sie um Futter anbetteln. Als sie aber einmal kurz aufsah und ihre Blicke sich mit denen des Katers kreuzten, zuckte sie wie unter einem Peitschenhieb zusammen.
    Rousel ist nichts für dich!
    Sie hörte Boanns Worte so klar und deutlich, dass sie ihre Mutter erschrocken anstarrte. Gytha schien nichts bemerkt zu haben. Gedankenverloren kratzte sie die letzten Reste aus ihrer Schüssel.
    Wieder schaute Eleanor in Odos Richtung. Täuschte sie sich, oder war der Kater ein wenig schlanker als sonst? Sie blinzelte. Tatsächlich! Ein leichter silbriger Schimmer lag auf dem eigentlich roten Fell des Tieres.
    Und im nächsten Moment war da wieder diese Vision von der Quelle im Wald. Es schien Eleanor, als habe eine göttliche Hand das Bild des Katers vor ihren Augen fortgezogen und durch ein anderes ersetzt. Das flache Becken im Moos, der Stein, aus dem das Wasser sprudelte. Der Mann, der aus dem Unterholz trat.
    Tiefviolette Augen …
    Eleanor keuchte auf. Im nächsten Moment war das Bild fort, und alles, was Eleanor noch sah, war der verwunderte Gesichtsausdruck ihrer Mutter. »Was hast du, K…«, begann Gytha.
    Sie unterbrach die ältere Frau mit einer harschen Handbewegung, schob ihren Schemel fort und stemmte sich auf die Füße. Ihre Knie zitterten und auch ihre Hände.
    »Du bist weiß wie die Wand!«, hörte sie Gytha durch das Rauschen in ihren Ohren hindurch sagen. »Was ist denn nur?«
    Aber sie antwortete noch immer nicht. Stattdessen warf sie sich herum, packte ihren wollenen Mantel und rannte aus dem Haus auf die schmale Gasse, die als steiler Pfad vom Rand der Insel bis hinauf zum Kloster führte.
    Sie musste hinaus aus dem Dorf. Nur fort von diesem unheimlichen Kater.
    Fort von ihren Visionen.
    Le Mont-Saint-Michel war ein gewaltiger Felsen, der wie der Buckel eines uralten, biblischen Tieres aus der flachen Ebene von Couesnon ragte. Rings um ihn befand sich dichter Wald, der nur von dem Fluss und dessen unzähligen Seitenarmen durchschnitten wurde und in dem es selbst in einem so harten Winter von wilden Tieren und auch Wegelagerern wimmelte. Es war ungefähr zweihundert Jahre her, dass der heilige Michael dem Bischof von Avranches namens Aubert erschienen war und ihm befohlen hatte, auf der Spitze des Berges eine Kapelle bauen zu lassen.
    Eleanor mochte die Geschichte von Aubert, denn irgendwie fühlte sie sich dem hohen Kirchenmann sehr nahe: Er hatte sich geweigert, dem Gebot des Erzengels nachzukommen, bis dieser ihm mit ausgestrecktem Zeigefinger ein Loch in den Schädel gebrannt hatte. Jedes Mal, wenn Eleanor an diese Geschichte dachte, meinte sie, eine entfernte Verwandte von Aubert zu sein. Seinen Dickschädel hatte sie jedenfalls.
    Nachdem sie aus der Stube ihrer Mutter geflohen war und den schroffen Felsen verlassen hatte, auf dem sich das Kloster befand, war die junge Frau eine Zeit lang unter den Bäumen gewandert. Es kümmerte sie wenig, dass die Leute den Wald für gefährlich hielten, und noch weniger interessierte es sie, dass Hamos Weib Adaliz sie schon bald bei der Arbeit vermissen würde. Sie war einfach zu sehr mit ihren verstörenden Visionen beschäftigt.
    Nachdem sie eine Weile gewandert war ließ sie sich auf einen Felsen fallen, wandte den Kopf der fahlen Sonne zu und schloss für eine Weile die Augen. Oben auf Le Mont waren die Bauarbeiten in vollem Gang, mit denen die Mönche eine neue Abteikirche errichten ließen. Mehrere der wuchtigen Rundbögen ragten bereits fertig in den Himmel und wirkten aus der Entfernung wie feine Spitze. Eleanor beachtete sie kaum.
    Ein feines Kribbeln rann plötzlich über ihren gesamten Leib, begann in den Haaren und wanderte von dort aus über Nacken und Rücken bis zu ihren Fußsohlen. Sie schauderte, und das lag nicht an der winterlichen Kälte.
    Wieder sah sie die
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