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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin
Autoren: Jana Paradigi
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und Charme aus alten Kaiserzeiten. Heruntergekommene Wohnblocks links und rechts der Straße wechselten sich mit Industriegeländen ab. Die klassischen Plattenbauten – grau, austauschbar, funktional. In den wenigen Gärten stapelten sich Autowracks, Bauschutt und Müll; die Kehrseite der ansonsten so aufpolierten Stadt. Alle zweihundert Meter prangte ein riesiges Werbeplakat am Straßenrand und pries Möbel, Autos oder Kücheneinrichtungen an, alles neu und billig für den aufstrebenden Konsumbürger.
    Dann endlich waren sie an den letzten Häusern vorbei und glitten hinüber in die andere Welt. Vor den nebligen Ausläufern der Kleinen Karpaten zeigte sich die wilde Natur des Landes in seiner ganzen Pracht. Stoppelige Graslandschaften wechselten sich mit Wald und Weinbergen ab und wurden von einer blassgelben Sonne beschienen, die einem bei über dreißig Grad im Schatten die Luft zum Atmen raubte. Ein karges Idyll, das auf Robert geradezu aufsässig wirkte.
    Anne hatte offenbar weniger für diese landschaftlichen Eindrücke übrig. Stattdessen kramte sie im Handschuhfach des tannengrünen Skodas und zog mit einem lautstarken »Ha!« eine Landkarte aus dem Servicebuch. »Mal sehen, ob ich dir auf die Schliche komme.«
    Robert beobachte aus den Augenwinkeln, wie sie mit dem Finger die A1 entlangfuhr, kurz bei der Abzweigung nach Nitra zögerte und dann der Autobahnlinie weiter Richtung Žilina folgte. Bei Nové Mestro nad Váhom hielt sie inne und hob ruckartig den Kopf. »Du willst zur Burg der Blutgräfin?«
    »Jawohl! Die Burg ist ein Muss, wenn man einen Roman schreibt, in dem es unter anderem um Vampire geht! Schließlich ist Elisabeth Báthory quasi die Patin des Blut trinkenden Hollywood-Mythos. Vlad Drakul mag das bekanntere Vorbild sein, aber die Massenmörderin Nummer eins im Guinnessbuch der Rekorde ist unbestritten besagte Gräfin. Vielleicht sogar eine alte Bekannte von dir, hm?«
    Der letzte Satz sollte ein Witz sein, doch als Anne schwieg und mit düsterer Miene geradeaus stierte, wurde Robert unsicher. »War sie tatsächlich ein Vampir?«, fragte er nach einer Weile.
    Da erst drehte Anne sich ihm zu. In ihren Augen stand Sorge. Geradezu beschützend legte sie ihre Hand auf die seine. »Nein, keine Untote. Sie war durch und durch Mensch. Wenn auch eine bestialische Version. Ihr Geist war vergiftet, genau wie ihr Blut. Diese Frau lebte ihre kranken Triebe ohne jegliche Skrupel aus. Sie war besessen! Und nicht nur sie. Manisches Verhalten durchzog den gesamten Clan. Angefangen bei ihrem Urgroßvater über Tanten, Onkel bis zu Elisabeth Báthory selbst – jahrzehntelanger Inzest hatte sie alle zu geistigen Krüppeln werden lassen. Selbst der ausgehungertste Blutsauger würde nicht von solch verdorbenem Lebenssaft trinken!«
    »Woher weißt du das über sie?«, fragte Robert verwundert und mit erwachter Neugier. »Hast du sie zu Lebzeiten getroffen?«
    »Das ist nicht der Punkt!«, fauchte Anne.
    Irritiert kratzte er sich am Kinn. »Wenn sie ein Mensch war, egal wie degeneriert oder durchgeknallt, dann ist sie seit über vierhundert Jahren tot. Also warum tust du so, als wollte ich dich an den Rand der Hölle führen?«
    »Ihre Wurzeln mögen menschlich gewesen sein, doch in ihrem Umkreis gab es mehr als einen, der sich mit dunklen Mächten verschworen hatte.«
    »Du meinst so etwas wie die böse Stiefmutter und die Leute, die ihre Seele verkauft haben?«, witzelte Robert in dem vergeblichen Versuch, der Diskussion die Schärfe zu nehmen.
    »Satanisten, Hexen und Dämonenbeschwörer! Es gibt genug Belege für ihre Existenz in den Geschichtsbüchern.«
    »Glaubst du wirklich, dass es so etwas wie …« Robert stockte. Was sagte er da? Nach dem, was er mit Nadja und den Elfenzwillingen erlebt hatte, wusste er doch genau, dass es alle möglichen Formen des Bösen gab. Ganz abgesehen von Anne, die schließlich auch keine harmlose Muse im Sinne der griechischen oder römischen Sagenwelt war. Anne Lanschie beziehungsweise Lan-an-Schie wurde zu den Dämonen gezählt. Eine äußerst verführerische Dämonin zugegebenermaßen, aber das machte den Preis für Roberts von ihr erweckte Kreativität nicht weniger hoch.
    Um sich nicht in Gedanken über seinen baldigen Tod zu verstricken, fragte er mit einem gequälten Lächeln: »Willst du mir vielleicht erzählen, dass der Geist der Blutgräfin ruhelos durch das alte Gemäuer streift?«
    Wieder schwieg Anne. Robert wurde es trotz der Sommerhitze auf einmal kalt. Er
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