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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin
Autoren: Jana Paradigi
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blinzelte die Donau der Sonne entgegen. Ein idyllisches Postkartenmotiv, wären da nicht die Antennen und Satellitenschüsseln, Klimaanlageboxen und Handynetzmasten kreuz und quer auf den Dächern gewesen – sinnbildliche Verkörperung der Situation, in der sich diese historische Stadt befand.
    Nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs hatte das ehemalige Pressburg einige Jahre unter kommunistischer Herrschaft gestanden. Doch im Gegensatz zu so vielen anderen Staaten befreite sich das damals noch in die Tschechoslowakei eingegliederte Land 1989 durch die Samtene Revolution und feierte 1993 die Unabhängigkeit des neuen demokratischen Staates. Kluge Steuergesetze und vereinfachte Verfahren zur Aufenthaltsgenehmigung zogen schnell finanzstarke Investoren an. Die Wirtschaft blühte auf.
    »Wusstest du, dass im Jahr 2007 in dieser Stadt das Gumball 3000 endete?«, fragte er versonnen.
    »Du meinst die moderne Version der Cannonball-Rennen wie in diesem alten Film mit Burt Reynolds? Lebensmüde Leute, die mit sündhaft teuren Wagen quer durch die Welt rasen und sich dabei einen Dreck um Verkehrsregeln und Gesetze scheren?«
    »Genau die.«
    Anne aalte sich in seiner Umarmung und schnurrte. »Bist du etwa mitgefahren?«
    »Nie im Leben! Ich war damals im Auftrag eines Automagazins hier und sollte ein paar der aufgemotzten Schlitten ablichten. Doch dann kam alles anders. In der Nacht nach dem Einlauf der ersten Wagen wurde das Rennen zum ersten Mal in seiner Geschichte abgebrochen, weil dieser Mosely Sowieso auf der Etappe einen VW Golf samt Opa in den Graben geschickt hatte. Schreckliche Sache, aber in meinem Fall außerordentlich lukrativ. Denn plötzlich prügelten sich sämtliche Zeitungen um meine Fotos. Die ganze Welt hat über das Drama berichtet.«
    »Tz, tz, tz. Du bist ja ein Leichenfledderer«, neckte Anne.
    »Ich banne die Gräuel nur auf Fotopapier. Das Morden überlasse ich anderen.«
    Die versteckte Spitze in Roberts Worten schien angekommen zu sein, denn im nächsten Moment spürte er einen Ellenbogen zwischen seinen Rippen und musste gleichzeitig husten und kichern.
    In Wahrheit genoss er diese Reise nicht nur, weil er mit den gesammelten Informationen ein i-Tüpfelchen auf seinen Roman setzen konnte. Es war eine Wohltat, für ein paar Wochen dem ewig feuchten Klima, der Enge der Insel und damit auch den düsteren Erinnerungen an Annes Bluttaten zu entfliehen. Das rief ihm die vielen Exkursionen ins Gedächtnis zurück, die er als Fotograf schon hinter sich gebracht hatte. Den Großteil davon zusammen mit Nadja.
    Nadja
. Mit ihr hatten diese ganzen Verwicklungen angefangen. Wie lange war das her? Ein knappes Jahr? So viel hatte sich in der Zwischenzeit verändert. Früher waren sie geradezu unzertrennlich, doch mittlerweile waren Monate vergangen, seit sie sich zuletzt gesehen hatten. E-Mails und Telefonate blieben ihnen als einzige Verbindung. Sie hatte ihm von ihrer Schwangerschaft erzählt, von Bandorchus wachsender Macht und Alebins falschem Spiel. Und natürlich suchte sie zusammen mit den Elfenzwillingen weiterhin nach dem Quell der Unsterblichkeit. Doch für Robert war das alles in weite Ferne gerückt. Er steckte in seinem ganz eigenen Abenteuer.
    »Hey, bist du eingeschlafen?« Anne stupste ihn mit ihrem Hinterteil an. »Also, was ist? Wir haben bereits das UFO-Restaurant auf diesem Brückenpfosten besucht, den Militärfriedhof mit seinem riesigen Obelisken gesehen und sind den Waldpark auf der Suche nach Dachsen und Rotfüchsen abgelaufen. Wohin führen uns deine Recherchelücken heute?«
    Robert wischte die trüben Gedanken beiseite und biss seiner Liebsten spielerisch in den Hals. »Ich denke, es ist an der Zeit für einen größeren Ausflug. Ich habe da einen Ort im Sinn, der dir bestimmt gefallen wird. Aber zuerst brauche ich eine Dusche, eine große Tasse Kaffee und was Ordentliches zwischen die Zähne.«
    Eine gute Stunde später und nach einem üppigen Frühstück vom Buffet sprühte Robert geradezu vor Tatendrang. Anne dagegen wurde von Minute zu Minute misstrauischer.
    »Nun sag doch endlich, wohin wir fahren«, maulte sie. »Wenn du mich so aufgestylt, wie ich bin, in einen Sumpf entführst, bringe ich dich doch noch um, verstanden?«
    »Keine Sorge, Survivalausrüstung ist nicht nötig«, erwiderte Robert mit einem überlegenen Lächeln auf den Lippen und lenkte den Leihwagen auf die Autobahn Richtung Osten.
    Nur wenige Fahrtminuten vom Stadtkern entfernt schwanden Bratislavas Glanz
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