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Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin

Titel: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin - Paradigi, J: Elfenzeit 10: Fluch der Blutgräfin
Autoren: Jana Paradigi
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hatte sich eine nette Burgbesichtigung vorgestellt, gewürzt mit ein paar liebevollen Neckereien; einen gemütlichen Rundgang durch den Ort und das Museum, bei dem er ein paar weitere Anekdoten über die Gräfin und ihre üblen Machenschaften sammeln konnte. Aber was das
nett und gemütlich
betraf, war er sich nicht mehr so sicher. Hätte Anne an diesem Punkt darauf bestanden, dass sie umdrehten, hätte er ihren Wunsch befolgt. Doch sie tat es nicht, sondern ließ Robert lediglich einmal mehr spüren, wie kalt sie sein konnte.
    Als sie nach gut hundert Kilometern Autobahn und einer kurzen Strecke über Land endlich den Zielort erreichten, erhielten Roberts Befürchtungen neue Nahrung. Žachtice war ein kleiner Ort, der unterhalb der Ruine lag und der Burg einst seinen Namen geliehen hatte. Und er begrüßte sie alles andere als gastlich. Die Straßen wirkten wie leer gefegt, Fensterläden und Rollos waren zugezogen. Krähen hockten auf den Dachrinnen und beobachteten die Neuankömmlinge aus hungrigen schwarzen Augen.
    »Gut, es ist Mittagszeit. Aber ein bisschen mehr Trubel hätte ich an so einem Ausflugsziel doch erwartet«, murrte Robert, während sie langsam durch die Gassen fuhren und nach einer Touristeninformation Ausschau hielten.
    »Möchtest du etwa wiederholt auf ein Massaker angesprochen oder gar mit ihm in Verbindung gebracht werden?«, antworte Anne spitz. »Ich konnte die übertriebene Sensationslust der Menschen noch nie nachvollziehen. Eine wirklich hässliche Eigenschaft, die zeigt, wie charakterlos ihr im Grunde seid.«
    »Nun mach aber mal halblang! Ich bin doch nicht hierhergekommen, um mich an den Qualen der Opfer zu ergötzen!«
    »Ach nein? Diese Massenmörderin hat dich offenbar so fasziniert, dass du ihr persönlich nachspüren musstest. Du willst über sie schreiben. Was ist das anderes als eine Glorifizierung? Als die Anbetung ihres Vermächtnisses, ja ihrer Figur, wie sie in den Köpfen der Menschen festgeschrieben ist?«
    Robert stieg auf die Bremse und starrte Anne fassungslos an. »Was … was soll das … Bist du etwa eifersüchtig? Auf eine über vierhundert Jahre alte Leiche? Einen Mythos?«
    Er spürte, wie aufgewühlt sie war. Ihre bebenden Lippen sagten ihm, dass ihr eine Antwort auf der Zunge lag. Doch Anne biss die Zähne zusammen und schwieg. Und das verwirrte Robert mehr als alles andere. Als klar wurde, dass Anne nicht mehr antworten würde, setzte er den Wagen wieder in Bewegung und dachte:
Jetzt erst recht
.
    Als endlich ein Schild mit einem »i« für Information am Straßenrand auftauchte, parkte er den Skoda und stieg ohne ein Wort aus. Und Anne folgte ihm.
    »Dobrý deň«, begrüßte Robert die ältere Dame hinter der Theke des im Amtsstubenstil eingerichteten Büros mit seinem dürftigen Slowakisch und wiederholte sicherheitshalber auf Deutsch: »Guten Tag. Können Sie mich verstehen?«
    Die Frau in der rosafarbenen Strickjacke schob ihre zerkratzte Hornbrille zurecht und zog einen der wulstigen Mundwinkel nach oben. »Tourist?«
    »Nein, nein. Ich bin Autor und interessiere mich für die Geschichte der Burg und das Leben der Gräfin Báthory«, antwortete Robert eifrig.
    »Tourist«, stellte die Alte daraufhin mit einem stoischen Nicken fest und legte eine gefaltete Werbebroschüre auf den Tisch.
    Robert wollte abermals zu einer Erwiderung ansetzen und ihr, genau wie zuvor Anne, erklären, dass er keinesfalls einer dieser trampeligen Ausländer auf einem Sightseeingtrip war, sah aber ein, dass es keinen Zweck hatte. Die Sprachbarriere war zu groß. Und auch wenn er seine Ziele als ehrenhaft empfand, würde es für die Einwohner von Žachtice tatsächlich keinen Unterschied machen. Er und Anne waren in ihren Augen nur zwei weitere Gaffer, die den Finger in eine alte Wunde legten. Anne, die als Elfe eigentlich jede Sprache verstand, hatte gleich zu Beginn der Reise klargemacht, dass sie ihn zwar begleitete, aber nicht gewillt war, ihm Arbeit abzunehmen. Ob das an irgendeiner Musenregel lag oder ob sie es einfach nur genoss, ihn auflaufen zu lassen, hatte sie nicht erklärt.
    Resignierend griff er nach der Broschüre und schlug sie auf. In schlecht übersetztem Deutsch wurden darin die Ruine und das Turmzimmer beschrieben, in dem die Blutgräfin nach ihrer Verurteilung angeblich eingemauert worden war. Allgemeines Geplänkel ohne Tiefgang. Den Schluss bildete eine kleine Schemazeichnung, die den Weg den Berg hinauf zur Burg aufzeigte.
    »Wo finden wir das Museum?«,
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