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Elfenzauber (Mithgar 1)

Elfenzauber (Mithgar 1)

Titel: Elfenzauber (Mithgar 1)
Autoren: Dennis L. McKiernan
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sagen.«
    Regen prasselte herunter, als Olar noch einen raschen Seitenblick auf die nun wieder im Schatten liegende Ecke warf. Dann beugte er sich vor und schlürfte den Schaum von seinem Krug. »Die Elfe«, zischte er, nachdem er sich mit dem Handrücken den Mund abgewischt hatte, »glaubt ihr, sie ist eine Lian, eine dieser Hüter?«
    Tryg schüttelte den Kopf. »Dafür ist sie zu klein. Eher eine von denen, die im tiefen Wald leben…«
    »Dylvana, meinst du?«, warf Yngli ein.
    »Könnte gut sein.«
    Yngli lächelte. »Dann hat sie meine Größe.«
    Tryg sah das Grinsen auf Ynglis Gesicht. »Vielleicht hat sie deine Größe, mein kleiner Freund, aber wenn dich das auf Ideen bringt, solltest du deine Hoffnungen auf künftige Nachkommen gleich begraben, nach allem, was ich über Dylvana-Frauen gehört habe.«
    »Was ist mit der anderen?«, flüsterte Olar. »Glaubst du, die ist auch eine Elfe?«
    Tryg zuckte die Achseln.
    »Sie hat Schlitzaugen«, murmelte Yngli.
    »Aber keine spitzen Ohren«, erwiderte Tryg.
    Yngli beäugte die Schwerter. »Meint ihr, sie sind hier, um Ärger zu machen? Vielleicht sogar, um jemanden zu töten, der ihnen Unrecht getan hat?«
    »Oder um ihm wichtige Teile abzuschneiden?«, fragte Olar schaudernd.
    Tryg öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber in diesem Augenblick flog die klappernde Tür auf und ließ Wind, Regen und einen mageren alten Mann ein, dem das Wasser aus den ungekämmten Strähnen langer Haare, aus dem struppigen Bart und aus seinem ramponierten Mantel rann.
    »Raus mit dir, Alos!«, schrie Tryg, um den Lärm des Gewitters zu übertönen. »Und mach die Tür hinter dir zu!« Der alte Mann schwankte noch ein paar Fuß weiter in die Taverne hinein und ließ dabei eine Spur der Nässe hinter sich zurück. »Ich hab’s dir schon mal gesagt, ich will dich hier bei mir nicht sehen, Alos!« Der Tavernenwirt trat drohend hinter dem Tresen hervor, während der alte Mann mit seitlich abgewandtem Kopf etwas Unverständliches stammelte, abwehrend eine Hand hob und schwankend zwischen die wenigen Tische floh. Hinter ihm schlug die Tür im Takt mit dem lockeren Fensterladen auf und zu, und der Wind trieb Regenschwaden in die Taverne und ließ die Laterne an ihrer Kette hin und her schwingen. Die Schatten, die von ihrem Licht geworfen wurden, schwankten wie trunken an den Wänden umher.
    Vor sich hin fluchend, ging Tryg auf den alten Mann los. »Halt die Tür für mich auf, Yngli«, rief der massige Tavernenwirt, »dann werfe ich diesen Tunichtgut hier raus.«
    Yngli sprang auf, ging zu der klappernden Tür, hielt sie fest und stellte sich daneben, während Tryg den wimmernden alten Mann bedrängte.
    Der Alte irrte ziellos im Schankraum umher und versuchte, Tryg auszuweichen. Schließlich duckte er sich unter einen Tisch, doch ohne Erfolg, denn der Tavernenwirt packte ihn rasch am Kragen seines Mantels und zerrte ihn darunter hervor. »Alos, ich hab dir gesagt, ich will dich nie wieder hier sehen.«
    Im schwankenden Licht der Laterne schaute der alte Mann zu Tryg auf. Sein linkes Auge war braun und blutunterlaufen, das rechte hingegen blind und vollkommen weiß. »Nur einen Becher, Meister Tryg…« – seine Stimme war jammervoll –, »… mehr brauche ich gar nicht.«
    Die linke Hand an Alos’ Kragen, die rechte im durchweichten Stoff seiner Hose, zog Tryg den Alten auf die Zehenspitzen hoch und beförderte ihn zur Tür, wo Yngli wartete. Doch Ynglis Augen weiteten sich plötzlich. Er stieß ein heiseres Keuchen aus und wich zögernd zurück, den Blick auf eine Stelle hinter Alos und Tryg gerichtet.
    »Pass auf, Tryg«, japste Olar mehr, als dass er es rief.
    Gleichzeitig tönte ein »Halt!« aus den Schatten.
    Tryg fuhr herum und schnappte unwillkürlich nach Luft. Alos in seinem Griff war praktisch vergessen, denn direkt hinter ihm stand die goldhäutige Frau, die Schwerter in den Händen, deren Klingen in dem wechselhaften Licht gefährlich glänzten. Sie hatte ihren Mantel zurückgelassen, und Tryg konnte zum ersten Mal erkennen, dass sie kein Kleid trug, wie eine anständige Dame es tun sollte, sondern stattdessen in braunes Leder gehüllt war – Weste, Hose und Stiefel. Auf die Weste waren gehämmerte Bronzeplättchen genäht, die wie Schuppen übereinander lagen. Darunter trug sie ein Seidenwams in der Farbe von Sahne. Ein braunes Lederstirnband, in das rote Zeichen geritzt waren, sorgte dafür, dass ihr die rabenschwarzen Haare nicht in das Gesicht mit den hohen
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