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Elfenliebe

Elfenliebe

Titel: Elfenliebe
Autoren: Aprilynne Pike
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Grün war immer ihre Lieblingsfarbe gewesen und sie zog das Schlichte stets aufwendigen Mustern und Designs vor. Nur das Himmelbett fand sie ein bisschen mädchenhaft, doch das hatte sie schließlich in ihrem anderen Leben ausgesucht.
    Sie ging zum Schreibtisch und setzte sich. Der Stuhl war ein wenig zu niedrig eingestellt. Sie zog die Schublade auf und fand darin stabiles Papier, Farbe, mehrere
Federhalter und ein Schulheft mit ihrem Namen. Laurel brauchte einen Moment, um zu begreifen, warum ihr der Schriftzug so bekannt vorkam. Er war in ihrer eigenen kindlichen Handschrift geschrieben. Mit zitternden Händen schlug sie die erste Seite auf. Darauf stand eine Liste mit lateinischen Wörtern — Pflanzennamen, wie Laurel vermutete. Sie blätterte weiter und fand noch mehr davon. Doch selbst mit den englischen Namen dahinter konnte sie kaum etwas anfangen. Wie niederschmetternd, zu erkennen, dass sie offenbar mit sieben mehr gewusst hatte als heute, mit sechzehn! Vielmehr zwanzig, korrigierte sie sich, oder wie alt ich angeblich bin. Sie versuchte, nicht an ihr tatsächliches Alter zu denken – denn das erinnerte sie nur an die sieben Elfenjahre, die ihr nicht mehr im Gedächtnis waren. Sie fühlte sich wie sechzehn – also war sie sechzehn. Laurel legte das Heft zurück in die Schublade und ging zum Kleiderschrank.
    Darin hingen verschiedene leichte Sommerkleider und knöchellange Röcke aus leichtem, fließendem Stoff. In einer Reihe von Schubladen fand sie ländliche Blusen und passende Tops mit Flügelärmeln. Laurel drückte den Stoff an ihre Wange und genoss das seidige Gefühl. Sie probierte Verschiedenes an und entschied sich für ein leichtes pinkfarbenes Sommerkleid, ehe sie mit der Erkundung ihres Zimmers fortfuhr.
    Sie ging zum Fenster, wo ihr bei der Aussicht der Atem stockte. Unter ihr erstreckte sich der größte Blumengarten, den sie jemals gesehen hatte. Blumenbeete bildeten ein Farbenmeer, das beinahe so groß war wie
das ganze Akademiegelände. Sie legte die Finger an die Glasscheibe und versuchte, die Aussicht in einem einzigen Blick einzufangen. Es kam ihr wie eine ungeheure Verschwendung vor, ein Zimmer mit so einer fantastischen Aussicht dreizehn Jahre lang leer stehen zu lassen.
    Als es klopfte, schreckte Laurel auf, zog ihr Kleid zurecht und eilte an die Tür. Bevor sie öffnete, strich sie schnell noch ihr Haar glatt.
    Vor der Tür stand ein großer Elf mit strenger Miene. Sein braunes Haar ergraute allmählich an den Schläfen. Hinter ihm stand ein jüngerer, schlichter gekleideter Elf, der einen großen Bücherstapel balancierte.
    »Laurel, wenn ich mich nicht irre?«, sagte der Ältere mit sanfter, tiefer Stimme und betrachtete sie aufmerksam. »Na – so sehr hast du dich gar nicht verändert.«
    Laurel starrte den Elfen verdattert an. Sie hatte Bilder von sich als Kind gesehen – und wie sie sich verändert hatte!
    Der Elf trug eine yogamäßige Leinenhose und ein dunkelgrünes Hemd aus seidigem Stoff, das an der Brust auf eine Weise offen stand, die nicht im Leisesten sinnlich wirkte. Laurel dachte an ihre eigene Vorliebe für Tanktops, um mehr von ihrer fotosynthetischen Haut zu entblößen – das musste der Grund sein. Sein Auftreten war vorbildlich – außer dass er weder Schuhe noch Socken trug.
    »Yeardley, Professor für Grundlagenwissen — darf ich hereinkommen?«, sagte er mit einer leichten Verbeugung.

    »Ach, natürlich!« Laurel riss die Tür weit auf.
    Yeardley schlenderte herein und der Jüngere folgte ihm auf dem Fuße. »Dorthin«, sagte der Professor und zeigte auf Laurels Schreibtisch. Der andere Elf lud einen Stapel Bücher darauf ab, verbeugte sich tief vor Laurel und Yeardley und verschwand rückwärts aus dem Zimmer.
    Laurel wandte sich wieder dem Professor zu, der sie noch immer ansah.
    »Ich weiß, dass Jamison darauf drängt, sofort mit deinem Unterricht anzufangen, doch ehrlich gesagt sehe ich mich außerstande, selbst mit den allerersten Dingen zu beginnen, bevor du nicht einige Grundlagen hast.«
    Laurel wollte etwas sagen, wusste jedoch nicht, wo sie anfangen sollte, und schwieg.
    »Ich habe dir mitgebracht, was ich für die einfachsten und wichtigsten Informationen halte. Die musst du verinnerlicht haben, um mit dem richtigen Unterricht überhaupt beginnen zu können. Ich schlage vor, du fängst sofort an.«
    Laurels Blick glitt über den Bücherstapel. »Die alle?«, fragte sie.
    »Das ist nur die erste Hälfte. Ich habe noch einen Stapel für
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