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Elfenliebe

Elfenliebe

Titel: Elfenliebe
Autoren: Aprilynne Pike
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Versprechen jedes Mal, wenn sie ihn berührte, an Tamani. Er war ihr keineswegs gleichgültig. Ihre Gefühle waren unsicher und quälend, jedenfalls meistens, aber immerhin stark genug, dass sie sich schämte, wenn ihre Gedanken in seine Richtung wanderten.
    Einen besseren Freund als David konnte sie sich nicht wünschen. Nur war er nicht, was er nie sein konnte. Andererseits würde auch Tamani nie erfüllen, was David ihr bedeutete.
    »Ja, sind wir«, antwortete sie schließlich.
    Tamani schwieg.
    »Ich brauche ihn, Tam«, sagte Laurel sanft, ohne sich dafür zu entschuldigen, dass sie sich für David entschieden hatte – das konnte und wollte sie nicht. »Ich habe dir von Anfang an gesagt, wie es ist.«
    »Ja klar.« Tamani strich mit seinen Händen über Laurels Arme. »Aber jetzt ist er nicht da.«
    »Du weißt genau, dass ich damit nicht leben könnte«, zwang sie sich, wenn auch kaum hörbar, zu sagen.

    Tamani seufzte. »Das muss ich wohl oder übel akzeptieren – oder?«
    »Es sei denn, du willst, dass ich allein bleibe.«
    Er schlang einen Arm um ihre Schulter und sagte aufrichtig: »Das würde ich niemals wollen.«
    Sie drückte ihn an sich.
    »Wofür das denn?«, fragte Tamani.
    »Dafür dass du bist, wer du bist.«
    »Deine Umarmung würde ich niemals zurückweisen«, sagte er. Es klang locker, aber gleichzeitig schlang er seinen anderen Arm fast verzweifelt um sie. Doch noch ehe sie sich aus seinem festen Griff befreien konnte, ließ er den Arm sinken und zeigte auf den Pfad vor ihnen. »Komm, hier entlang.«
    Laurels Mund wurde trocken. Es war Zeit zu gehen.
    Sie schob eine Hand in die Jackentasche und strich zum hundertsten Mal über das Pergamentbriefchen, das sie eines Morgens Anfang Mai auf ihrem Kopfkissen gefunden hatte. Es war mit Wachs versiegelt und mit einem glitzernden Silberband zusammengebunden. Die Nachricht – nur vier kurze Zeilen – hatte ihr Leben verändert.
    Wegen wahrhaft erschütternder Mängel deiner bisherigen Kenntnisse wirst du aufgefordert, in der Akademie von Avalon zu erscheinen.
    Bitte melde dich am ersten Sommertag gegen Mittag am Tor. Mache dich darauf gefasst, acht Wochen lang zu bleiben.

    Wahrhaft erschütternd. Ihre Mutter war alles andere als glücklich – und nicht nur wegen dieses Briefes, sondern in letzter Zeit wegen allem, was mit Elfen zu tun hatte. Dabei war nach der ersten Offenbarung, dass Laurel eine Elfe war, alles erstaunlich glattgegangen. Laurels Eltern hatten immer gespürt, dass an ihrer Adoptivtochter irgendetwas anders war. Und so verrückt die Wahrheit nun einmal war – dass Laurel ein »Wechselbalg«, ein in ihre Obhut gegebenes Elfenkind war, das heiliges Elfenland erben sollte –, so überraschend gelassen hatten sie sie aufgenommen, am Anfang wenigstens. Ihr Vater hatte sich auch nicht verändert, doch ihre Mutter war in den letzten Monaten bei dem Gedanken, dass Laurel kein Mensch war, mehr und mehr ausgeflippt. Zuerst hatte sie aufgehört, darüber zu reden, dann wollte sie auch nichts mehr davon hören. Und diese Einladung – oder vielmehr Aufforderung – war für sie der Gipfel. Laurel hatte ständig Streit mit ihr, und ihr Vater musste einiges an Überredungskunst aufbringen, bis ihre Mutter einwilligte, sie gehen zu lassen. Als fürchtete sie, ihre Tochter würde noch weniger menschlich zurückkommen.
    Laurel war froh, dass sie ihren Eltern nichts von den Orks erzählt hatte – sonst stünde sie heute bestimmt nicht hier.
    »Bist du bereit?«, drängte Tamani, der ihr Zögern spürte.
    Bereit? Laurel wusste nicht, ob sie jemals für das, was kommen sollte, bereit sein konnte.
    Schweigend folgte sie ihm durch den Wald; die Bäume
warfen ihre Schatten auf den Weg. Es war kaum ein Pfad, doch Laurel wusste, wohin er führte. Bald würden sie zu dem kleinen, knorrigen Baum kommen, der in diesem Wald sonst nirgends vorkam. Obwohl sie zwölf Jahre ihres Lebens hier verbracht hatte und die Gegend gut kannte, hatte sie diesen Baum bisher nur ein einziges Mal gesehen – damals als sie Tamani nach dem Kampf mit den Orks, verwundet und kaum bei Bewusstsein, hierhergebracht hatte. Da war sie Zeuge seiner Verwandlung geworden und hatte einen flüchtigen Einblick in das erhalten, was jenseits des Baumes lag. Heute würde sie durch das Tor gehen.
    Heute würde sie Avalon sehen.
    Als sie tiefer in den Wald hineingingen, folgten ihnen mehr und mehr Elfen; Laurel musste sich zwingen, sich nicht umzudrehen und sie anzustarren. Sie wusste nicht, ob
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