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Elfenherz

Titel: Elfenherz
Autoren: Holly Black
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Roboterspielzeug verkaufte. Kleine, interessante Ecken, die die Weite dieser Stadt und die Fremdheit ihrer Einwohner nur andeuteten.
    Val fand ein trübe beleuchtetes Cafe namens Café Diablo, das mit rotem Samt ausgekleidet war. An der Theke stand ein Teufel aus Holz mit einem Silbertablett, das an seine Hand genagelt war. Val holte sich einen großen Kaffee und ertränkte ihn beinahe mit Zimt, Zucker und Sahne. Der heiße Becher fühlte sich in ihren kalten Händen gut an, aber nun wurde ihr erst klar, wie steif ihre Glieder waren, wie verkrampft ihr Rücken. Sie streckte sich, legte den Kopf in den Nacken und drehte den Kopf, bis es knackte.
    Mit dem Kaffee in der Hand suchte sie sich einen Platz im hinteren Teil des Cafes und setzte sich auf einen verschlissenen Sessel in der Nähe eines Tisches, an dem ein Junge mit winzigen Dreadlocks und ein Mädchen mit ausgeblichenen
blauen Zotteln und kniehohen weißen Stiefeln miteinander flüsterten. Der Junge riss ein Paket Zucker nach dem anderen auf und kippte ihn in seinen Becher.
    Als das Mädchen sich bewegte, entdeckte Val ein karamellfarbenes Kätzchen auf ihrem Schoß. Es streckte eine Pfote nach der anderen aus, um mit dem Reißverschluss an der mit Flicken besetzten Kaninchenfelljacke des Mädchens zu spielen.
    Val musste lächeln. Als das Mädchen ihren Blick auffing, grinste sie zurück und stellte die Katze auf den Tisch. Sie miaute mitleiderregend, schnupperte und taumelte.
    »Moment«, sagte Val. Sie nahm den Deckel von ihrem Kaffeebecher, ging nach vorne, schüttete Sahne hinein und stellte ihn vor das Kätzchen.
    »Super«, sagte das Mädchen mit den blauen Haaren. Aus der Nähe sah Val jetzt, dass ihr Nasenstecker entzündet war, die gerötete Haut um den funkelnden Stein geschwollen und gespannt.
    »Wie heißt sie?«, fragte Val.
    »Hat noch keinen Namen. Wir überlegen noch. Vorschläge sind willkommen. Dave findet, wir sollten sie nicht behalten.«
    Val trank einen Schluck Kaffee. Sie konnte nicht klar denken. Ihr Gehirn fühlte sich aufgebläht an und drückte gegen ihren Schädel. Sie war so müde, dass sie blinzeln musste, um richtig gucken zu können.
    »Woher habt ihr sie denn? Gehört sie keinem?«
    Das Mädchen machte den Mund auf, aber der Junge legte
ihr die Hand auf den Arm. »Lolli.« Er drückte zu, um sie zu warnen, und die beiden tauschten einen langen Blick.
    »Ich hab sie geklaut«, sagte Lolli.
    »Warum erzählst du so was?«, fragte Dave.
    »Ich erzähle allen alles. Die Leute glauben nur das, womit sie umgehen können. So erfahre ich, wem ich trauen kann.«
    »Du hast sie aus einem Laden geklaut?«, fragte Val und musterte den kleinen Körper des Kätzchens, die eingerollte pinkfarbene Zunge.
    Lolli schüttelte den Kopf, offenbar war sie sehr zufrieden mit sich. »Ich habe einen Stein durch die Scheibe geworfen, nachts.«
    »Warum?« Val schlüpfte geschickt in die Rolle der schmeichelnden Zuhörerin, indem sie die passenden Geräusche von sich gab, wie sie es mit Ruth, Tom und ihrer Mutter tat. Sie stellte die Fragen, die ihr Gegenüber hören wollte, aber darüber hinaus spürte sie echte Faszination. Lolli verkörperte genau das, was Ruth mit ihrem großen Getue sein wollte.
    »Die Frau in dem Zoogeschäft hat geraucht. Direkt im Laden, stell dir das vor! Sie hat es nicht verdient, sich um Tiere zu kümmern.«
    »Du rauchst doch auch«, sagte Dave.
    »Ich arbeite aber nicht in einem Zoogeschäft.« Lolli wandte sich an Val: »Dein Kopf sieht toll aus. Darf ich mal anfassen?«
    Val zuckte die Achseln und beugte sich vor. Dort berührt
zu werden, war komisch, nicht unangenehm, seltsam eben, als würde jemand über ihre Fußsohlen streichen.
    »Ich bin Lollipop«, sagte das Mädchen. Dann drehte sie sich zu dem Jungen mit den Dreadlocks um. Er war dünn und niedlich, mit Schlitzaugen. »Das ist Dave.«
    »Und ich bin Val.« Val richtete sich wieder auf. Es tat gut, nach so vielen Stunden des Schweigens mit jemandem zu reden. Und es war umso schöner, weil sie nichts über sie wussten, nichts von Tom, ihrer Mutter oder überhaupt über ihre Vergangenheit.
    »Keine Abkürzung für Valentine?«, fragte Lollipop, immer noch lächelnd. Val war sich nicht sicher, ob das Mädchen sich über sie lustig machte, aber da sie Lollipop hieß, konnte Vals Name kaum komischer sein. Val schüttelte nur den Kopf.
    Dave machte ein undefinierbares Geräusch, riss ein weiteres Zuckertütchen auf, schüttete die Körner auf den Tisch und schnitt sie zu
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