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Elfen-Jagd

Titel: Elfen-Jagd
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durchstapfen konnte, eine Außenmauer, die er mühelos zertrümmern würde – das war ja fast wie ein Tag der Offenen Tür.
    Doch Krach hatte auf Schloß Roogna gelernt, daß es klüger war, Magiern mit Höflichkeit zu begegnen und nicht allzu sorglos in anderer Leute Schlösser zu platzen. Also öffnete er den Beutel, in dem er seine Habe aufbewahrte, und zog sich seine besten Sachen an: eine orangefarbene Jacke und ein Paar stählerne Panzerfäuste, die ihm vier Jahre zuvor die Zentauren auf der Zentaureninsel verehrt hatten. Die Jacke schützte ihn vor jeder Waffe, und die Stahlfäustlinge schützten seine Bratpfannenhände vor den Konsequenzen ihrer eigenen Kraft. Er hatte die Sachen nicht früher angezogen, weil er nicht wollte, daß sie schmutzig wurden. Sie waren schließlich etwas ganz Besonderes.
    Nun, da er richtig angezogen war, bildete er aus seinen Händen einen riesigen Trichter und dröhnte höflich: »He, Schaf, im Schlaf?« Nur für den Fall, daß der Gute Magier noch nicht aufgestanden war.
    Er erhielt keine Antwort. Krach versuchte es ein zweites Mal. »Ich Krach, nicht schwach!« Damit bedeutete er dem Magier auf diskrete Weise, daß er einzutreten gedachte.
    Immer noch keine Antwort. Anscheinend beachtete Humfrey ihn gar nicht. Nachdem er sein Wissen um menschliche Etikette erschöpft hatte, machte Krach sich ans Werk. Mit einem gewaltigen, zufriedenstellenden Platschen watete er in den Graben hinein. Waschen war etwas Unogerhaftes, Platschen jedoch nicht. Einen Augenblick später verdunkelte die Gischt bereits die Sonne, und das ganze Schloß begann feucht zu glitzern.
    Ein Seeungeheuer schwamm auf ihn zu, um ihn aufzuhalten. In der Regel verbrachten diese Wesen ihre Zeit nicht in Flüssen oder Gräben, doch der Gute Magier hatte etwas fürs Ungewöhnliche übrig. »Hallo, hoho!« machte Krach freundlich, nahm einen seiner Fäustlinge ab und hob eine behaarte Bratpfannenhand zum Gruß. Mit den meisten Ungeheuern kam er ganz gut zurecht, wenn sie nur häßlich genug waren.
    Das Ungeheuer schielte einen kurzen Moment auf die riesige Faust vor seiner Schnauze und bemerkte die Schrammen, Narben und krebsschalenähnlichen Schorfkrusten darauf. Dann machte es hastig kehrt und schwamm davon. Krachs Begrüßungen hatten öfters eine solche Wirkung auf andere Wesen, obwohl er nicht genau wußte, warum.
    Er streifte sich wieder den Fäustling über und stampfte ans andere Ufer, wo er einen kleinen Vorsprung erreichte, auf dem die Außenmauer ruhte. Er hob eine behandschuhte Faust, um ein praktisches Loch in die Mauer zu schlagen – da entdeckt er etwas, das auf dem Stein hockte. Es war eine kleine Echse von schmutziger Färbung und mit einer mittelkörnigen Sandpapierhaut, unbrauchbaren Beinen, einem verstümmelten Schwanz und einem stechenden Geruch. Sie riß den widerlichen kleinen Kopf herum, um den Oger mit ihrem Blick zu fixieren.
    Krachs gepanzerte Faust fuhr hervor und bedeckte den Echsenkopf, um ihm den Blick abzuschneiden. Oger waren zwar dumm, neigten aber deswegen keineswegs zum Selbstmord. Dieses kleine Ungeheuer war gar keine gewöhnliche Echse, sondern ein Basilisk! Wenn der einen direkt ansah, hatte das eine tödliche Wirkung, sogar auf Oger.
    Was sollte er nun tun? Schon bald würde der giftige Körper des Wesens den Stahl seines Panzerhandschuhs durchätzt haben, und dann steckte Krach erst richtig in Schwierigkeiten! Er konnte unmöglich tatenlos stehenbleiben!
    Da fiel ihm der Wegwerfreflektor der Wichtin ein. Mit seiner handschuhbewehrten Linken griff er in seinen Beutel und hatte den Spiegel nach mehreren ungeschickten Versuchen endlich hervorgeholt. Dann steckte er ihn an die Spitze seines Fingers und piekste diesen in die ungefähre Richtung des Basiliskenkopfs.
    Vorsichtig nahm er mit abgewendetem Blick die rechte Hand fort. Das war aber wirklich Feinarbeit! Wenn er den Spiegel falsch ausgerichtet hatte oder wenn er von seinem Finger fallen sollte oder wenn der Basilisk nicht hinsah…
    Plötzlich hörte er ein leises Plumpsen zu seinen Füßen. O nein! Der Spiegel war heruntergefallen! Entsetzt sah er auf.
    Der Basilisk war gelähmt. Er hatte sein eigenes Spiegelbild angeblickt und mußte nun die entsprechenden Konsequenzen tragen.
    Er würde sich schon nach einer Weile wieder erholen, doch bis dahin wäre Krach längst in Sicherheit.
    Der Spiegel war nicht von allein heruntergefallen, sondern war unter dem Blick des Basilisken zerborsten. Doch immerhin hatte er seine Aufgabe
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