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Elfen-Jagd

Titel: Elfen-Jagd
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beiseite und ließen wunderhübsche Sonnenstrahlen herabschießen, die die Luft zum Funkeln brachten. Vögel trockneten ihr Gefieder und zwitscherten freudig. Alles wurde wieder sauber und angenehm.
    Krach schnaubte angewidert. Wie sollte er da weiterreisen? Er würde den Nachmittag lagern müssen und konnte nur darauf hoffen, daß der morgige Tag wieder schlimmer wurde.
    Er war hungrig, denn um richtig arrogant bleiben zu können, bedurfte ein Oger gewaltiger, verschwenderischer Energiemengen. Er hielt Ausschau nach irgend etwas, das eßbar und riesig genug war, um ihn zu sättigen, wie zum Beispiel ein toter Drache oder ein Faß Apfelsauce oder ein moosüberwachsener Kristallbonbonfelsen, doch ohne Erfolg. Diese Gegend war bereits ausgeplündert worden.
    Da hörte er plötzlich das Krächzen eines zufriedenen Greifs und nahm den Duft einer köstlichen Pastete wahr. Merkwürdigerweise hatten Oger bei all ihrer Häßlichkeit äußerst empfindliche Sinnesorgane, und obwohl der Greif noch recht weit entfernt war, konnte Krach ihn ganz genau anhand seines Geräuschs und des Duftes orten. Also stampfte er in diese Richtung. Das mußte das Wesen sein, das in dieser Gegend schon alles Eßbare vertilgt hatte.
    Der Greif hatte eine monströse Schuhfliegenpastete gefangen. Die geflügelten Schuhe waren weichgekocht worden, und der Saft des feinen Leders hatte die Pastete durchtränkt, die etwa die gleiche Masse besaß wie der Greif selbst. Das war eine ideale Mahlzeit für einen Oger.
    Krach marschierte darauf zu und machte sich gar nicht erst die Mühe, sich anzupirschen. Der Greif wirbelte herum, breitete die Flügel ein Stück aus und gab ein warnendes Krächzen von sich. Kein Wesen, das bei klarem Verstand war, legte sich mit einem fressenden Greif an, höchstens ein Drache, wenn er groß und hungrig genug war.
    Doch Krach war nicht bei klarem Verstand, das war schließlich kein Oger. Sie hatten einfach nicht genügend davon, als daß er hätte klar sein können. »Ich zähl’ bis drei, dann bist du Brei«, sagte er. Alle Oger sprachen stets in albernen Reimen und hielten es dabei mit den Rhythmen nicht so genau, da diese nicht eßbar waren. Doch auf ihre etwas grobe Art konnten sie sich recht deutlich verständlich machen.
    Der Greif hatte noch keinerlei Erfahrungen mit Ogern sammeln können, und das war auch sein Glück. In dieser Gegend gab es nur sehr wenige Oger. Er sperrte seinen Adlerschnabel auf und kreischte Krach warnend und herausfordernd an.
    Er glaubte, Krach wolle ihn nur bluffen. Das war bedauerlich, denn kein Oger war schlau genug, um richtig bluffen zu können.
    Mit einer durch kein Nachdenken getrübten Freude stellte er sich der Aussicht auf ein Gemetzel. »Eins«, sagte er und zählte dabei seinen kleinsten astgroßen Wurstfinger ab. Der Greif rührte sich nicht.
    »Zwei.« Nach kurzer Suche hatte er einen weiteren Finger ausfindig gemacht.
    Der Greif hatte inzwischen genug davon. Mit einem krächzenden Schlachtruf griff er an, und das war auch ganz gut so, denn Krach hatte sich verzählt. Diese Art intellektueller Betätigung war ihm und seiner Art ein wahrer Greuel an Kompliziertheit. Schon tat ihm der Kopf weh, und seine Finger fühlten sich ganz taub an. Doch nun brauchte er nicht mehr bis drei zu Ende zu zählen, und das war ihm eine gewaltige Erleichterung.
    Er packte den Greif an Vogelschnabel und Löwenrute, wirbelte ihn herum und schleuderte ihn in einer Wolke aus Daunen und Fell über den Wald davon. Der Greif, den dieser Empfang leicht verblüfft hatte, breitete die Schwingen aus, orientierte sich, kam zu dem Schluß, daß dieses Ereignis wohl eher ein unglücklicher Zufall gewesen sein mußte, und schickte sich an, erneut anzugreifen. Was Dummheit anging, so hatten die Oger keineswegs das Monopol darauf!
    Krach musterte den Vogel mit dem Löwenleib. »Fort, sonst Mord!« bellte er.
    Die Wucht seines Schreis riß dem Greif ein halbes Dutzend Stoppelfedern sowie zwei Schwungfedern aus, so daß er torkelnd aus seiner Flugbahn gerissen wurde. Das Ungeheuer gewann sein Gleichgewicht zwar zurück, entschied sich diesmal jedoch dafür, sein Glück lieber woanders zu suchen. So tat es schließlich doch noch etwas halbwegs Kluges, indem es nämlich dem Oger nichts streitig machte.
    Mit einem gewaltigen Satz sprang Krach in die Schuhfliegenpastete hinein und labte sich schmatzend und schlürfend an der köstlichen Masse. Schon bald hatte er sie vertilgt, spuckte noch ein paar Metallösen aus und gab
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