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Elfen-Jagd

Titel: Elfen-Jagd
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mit einem zufriedenen Rülpsen einige Nägel von sich.
    Dann stampfte er an einen Strom und schlürfte ein paar Gallonen von dem zitternden kühlen Naß. Als er schließlich den Kopf wieder hob, hörte er eine dünne Stimme: »Hilfe! Hilfe!«
    Krach blickte um sich und ließ seine Ohren kreisen, um das Geräusch zu orten. Es kam aus einem nahen Brombeerstrauch. Mit einem dicken Finger drückte er das Blattwerk beiseite und blickte hinein. Da sah er ein winziges menschenähnliches Wesen. »Bitte hilf mir!« rief es ihm zu.
    Oger besaßen ausgezeichnete Augen, doch dieses Wesen war so klein, daß Krach Mühe hatte, es genau zu sehen. Sie zu sehen. Sie war nackt und hatte – na ja, es war jedenfalls eine winzige Wichtin. »Wie dein Name, kleine Dame?« fragte er höflich, und sein Atemhauch warf sie beinahe um.
    »Ich bin die Wichtin Quieta«, rief sie und glättete ihr Haar, das er mit seinem Atem zerzaust hatte. »Ach, Oger, Oger – mein Vater steckt in einer Falle und wird mit Sicherheit sterben, wenn er nicht bald gerettet wird. Bitte, ich bitte dich ganz allerliebst, hilf ihm, dann will ich es dir auf meine Weise lohnen!«
    Krach machte sich überhaupt nichts aus Wichteln: Sie waren zu klein zum Fressen. Na ja, im Augenblick war er ja ohnehin satt. Die hier war kaum massiger als einer seiner Finger. Allerdings mochte er Belohnungen. »Gut, Mut«, willigte er ein.
    Sie führte ihn unter einen Seifensteinfelsen. Das war natürlich ein äußerst sauberer Ort, und in die Seife hatte man interessante Formen geschnitzt. Da war auch ihr Wichtelvater – im Würgegriff einer Alligatorkrampe, die mit ihren Zähnen langsam, aber sicher sein winziges Bein abkaute.
    »Das ist mein Vater, Wichtel Wichtig«, stellte Quieta sie einander vor. »Das hier ist ein großer häßlicher Oger.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen, Großerhäßlicheroger«, sagte Wichtel Wichtig so höflich, wie es sein schmerzendes Bein ihm gestattete.
    Krach versuchte mit den Fingern die Krampe aufzustochern, doch sie waren zu dick und ungeschickt dafür. »Klein Ohr, Hand vor!« sagte er den Wichteln, die gehorsam ihre Miniaturohren mit ihren winzigen Händchen bedeckten.
    Krach stieß ein leises Gebrüll aus. Die Alligatorkrampe schrie auf und huschte so weit davon, wie es ihre Ankerkette zuließ, um sich dann eingeschüchtert und reglos fallen zu lassen. Der Wichtel war frei.
    »Oh, danke, danke vielmals, Oger!« rief Quieta. »Und hier ist deine Belohnung!« Sie reichte ihm eine winzige Scheibe.
    Krach nahm sie entgegen und balancierte sie auf einer Fingerspitze, wobei er die Stirn in Falten legte, bis sie aussah wie ein frisch gepflügter Acker.
    »Das ist ein Wegwerfreflektor«, erklärte Quieta stolz. Als sie merkte, daß er sie nicht ganz verstand, ergänzte sie: »Ein Spiegel, der aus dem Film einer Seifenblase hergestellt wurde. Das machen wir Wichte nämlich: Wir stellen hübsche, schillernde Blasen für die Feen her, Linsen für Sonnenstrahlen und Funkelglitzern für den Morgentau. Jedes dieser Dinge funktioniert nur einmal, weshalb wir auch ständig beschäftigt sind. Wir nennen das planmäßiges Veralten. Jetzt hast du also einen hübschen kleinen Spiegel. Aber vergiß nicht – du kannst ihn nur ein einziges Mal verwenden!«
    Auf unbestimmte Weise enttäuscht, verstaute Krach den Spiegel in seinem Beutel.
    Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte er mehr erwartet!
    »Na ja, du hast meinen Vater ja auch nur einmal gerettet!« wandte Quieta ein. »Und besonders groß ist er ja auch nicht gerade. Das ist wirklich ein makelloser Spiegel, mußt du wissen.«
    Krach nickte und begriff, daß kleine Wesen kleine Belohnungen verteilten. Er wußte noch nicht so recht, was ihm der Spiegel nutzen würde, denn Oger beschauten sich nicht oft ihre eigenen häßlichen Gesichter: Immer brachten ihre Spiegelbilder die Spiegel zum Bersten und wühlten stille Wasseroberflächen auf. Und außerdem war dieser Spiegel sowieso viel zu klein und zerbrechlich, um sein Abbild überleben zu können. Da er nur einmal verwendet werden konnte, wollte er ihn für eine wichtige Gelegenheit aufbewahren.
    Er trampelte auf einen Kissenbusch zu, hämmerte ihn flach und klumpig und schlief schnarchend ein, daß der Dschungel erbebte.
     
    Am nächsten Tag war das Wetter zwar unvernünftig schön, aber Krach stapfte dennoch unentwegt weiter, bis er das Schloß des Guten Magiers Humfrey erreicht hatte. Es wirkte nicht sonderlich beeindruckend: ein kleiner Graben, den er
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