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Elfen-Jagd

Titel: Elfen-Jagd
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wieherte und schlug einen anderen Weg ein. War das etwa alles? Tandy fiel ein, daß das Pferd wohl genauso verängstigt sein mußte wie sie selbst. Diese Pferde waren nun einmal nicht zum Reiten gedacht!
    Sie stießen aus den Höhlen hervor und gelangten an die Oberfläche Xanths. Staunend erblickte sie die gewaltige Weite der Nacht an der Erdoberfläche. Dort gab es weitausholende Bäume und riesige Ebenen und Flüsse ohne jede Höhlenschlucht, und darüber befand sich eine monströse Decke voller nadelspitzer Lichter. Sie begriff, daß dies die Sterne sein mußten, von denen ihr Vater ihr erzählt hatte – und dabei hatte sie immer geglaubt, er hätte sich das alles nur ausgedacht, so wie er Geschichten über die Heldentaten der Männer aus Xanths legendärer Vergangenheit erfunden hatte. Das war alles wirklich sehr beeindruckend!
    Die Mähre galoppierte unentwegt weiter. Tandys Hand wurde taub, doch sie lockerte ihren Griff nicht. Ihr Körper war zerschunden und ächzte unter dem Hin- und Herschaukeln; er würde noch tagelang weh tun! Doch wenigstens näherte sie sich jetzt ihrem Ziel. Für kurze Zeit ließ ihr böser Traum nach und verschwand, wie es die Art der Träume war.
    Plötzlich und abrupt wachte sie auf. Vor ihr ragte ein Schloß im matter werdenden Mondlicht in die Höhe. Sie waren am Ziel!
    Gerade noch rechtzeitig, wie sich herausstellte, denn nun bäumte sich die Dämmerung hinter ihnen auf. Die Nachtmähre konnte nicht ins Tageslicht treten. Tatsächlich war sie ohnehin im Begriff, sich aufzulösen; denn sie war, ganz unabhängig von der Dämmerung, nicht mehr an Tandy gebunden, sobald diese den Traumzustand verlassen hatte. Die Schlaftabletten mußten ihr Nickerchen beendet haben, und das galt somit auch für Tandy. Nein – die Steine waren zum größten Teil verschwunden. Sie mußten während des Ritts einer nach dem anderen herausgefallen sein, und nun verblieb ihr nur noch eine Pille, die allein nicht genügte.
    Einen Augenblick später verschwand die Nachtmähre gänzlich, und Tandy fand sich zerschunden und mit weit aufgerissenen Augen auf dem Boden liegend wieder.
    Sie fühlte sich steif, wund und matt. Das war alles andere als ein erholsamer Schlaf gewesen. Ihre Beine schienen vom Oberschenkel bis zu den Knöcheln geschwollen zu sein. Ihr Haar klebte vom kalten Schweiß nächtlicher Angst am Kopf, und sie konnte sich nur mühsam und unter Schmerzen erheben, um auf das Gebäude zuzugehen, während die blendende Sonne sich ehrgeizig über die Bäume erhob. Um sie herum wurde das Land Xanth immer heller, und die Tagtiere begannen sich zu rühren. Tautropfen funkelten. Es war alles auf eine seltsame Weise schön.
    Doch als sie den Graben erreichte und sah, daß sich dort irgendein schreckliches Ungeheuer wälzte und sie aufs Korn nahm, durchzuckte sie jäh eine schreckliche Offenbarung. Von den Beschreibungen ihres Vaters her wußte sie, wie Schloß Roogna aussah. Seit ihrer frühesten Kindheit hatte er ihr die unglaublichsten Geschichten erzählt: über den Obstgarten mit seinen Kirschbombenbäumen, deren Kirschen niemand zu essen wagte, über alle möglichen Schuhe, die an Schuhbäumen wuchsen, und über manch andere Wunder, die viel zu unglaublich waren – doch an Xanth konnte man ja ohnehin nur glauben, wenn man entweder ein Vollidiot oder ein hoffnungsloser Träumer war! Und doch kannte sie fast jedes einzelne Grabenungeheuer beim Namen, und das galt auch für die Wachzombies, die auf dem Friedhof bis zu dem Tag ruhten, da Xanth ihres Schutzes bedurfte. Sie wußte um die Türme und Wendeltreppen und um die Gespenster, die darin hausten. Alles in allem hatte sie einen äußerst detaillierten Plan des Schlosses Roogna im Kopf – und der deckte sich nicht mit diesem Gebäude!
    Das war das falsche Schloß!
    O weh! Tandy war vor den Kopf gestoßen. Alles umsonst! Jetzt war sie in Xanth gestrandet, ohne Nahrung und Wasser, zu erschöpft, um sich richtig bewegen zu können, ohne einen Weg zurück zu kennen. Was würde ihre Mutter sagen?
    Im Schloß bewegte sich etwas. Die Zugbrücke wurde herabgelassen, und eine wunderschöne Frau trat durch das Tor. Mit einer knappen Handbewegung beruhigte sie das nach Tandy gierende Grabenungeheuer, und ihr gewaltiger Umhang bauschte sich in der Morgenbrise. Sie erblickte Tandy, kam auf sie zu – und Tandy sah mit neuem Entsetzen, daß die Frau kein Gesicht hatte. Ihr Kopf war mit einer zappelnden Schlangenmasse bedeckt, und dort, wo menschliche
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