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Elfen-Jagd

Titel: Elfen-Jagd
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sich wieder etwas beruhigt hatte, kehrte der Dämon Fiant wieder. Mit einem lasziven Grinsen kam er einfach durch die Wand hereinspaziert. »Auf, auf, Süße! Ich bin gekommen, um dir deine liebsten Träume zu erfüllen und tief in deine tiefsten Begierden einzudringen.« Er hielt seinen bebenden Schweif emporgereckt.
    Einen Augenblick lang war Tandy wie gelähmt. Stumm sah sie zu, wie er selbstsicher näher kam.
    Fiant beugte sich über sie, wie schon einmal, und seine Augen funkelten wie rote Sonnen. »Leg dich zurück, mach dich breit, mach’s dir so richtig gemütlich«, sagte er hämisch. »Ich werde dir auch deine extremsten Hoffnungen erfüllen.« Und er streckte seine teuflische, mit langen Fingernägeln bewehrte Hand nach ihr aus.
    Tandy schrie auf.
    Diesmal war Juwel zu Hause und kam sofort ins Zimmer gestürzt. Doch der Dämon war bereits in aller Seelenruhe durch die Wand marschiert und verschwunden, bevor Juwel da war, so daß Tandy den Nachtmähren die Schuld für ihren Schrecken geben mußte. Das verschlimmerte wiederum ihr schlechtes Gewissen, denn die Nachtmähren waren ja unschuldig.
    Tandy wußte, daß sie etwas unternehmen mußte. Fiant wurde immer frecher, und eines Tages würde er sie allein erwischen – und das würde schlimmer sein als jede Nachtmähre. Er hatte bereits bewiesen, daß er ihre Wutkoller überleben konnte, und das bedeutete, daß Tandy ihm schutzlos ausgeliefert war. Sie mußte unbedingt ihren Vater Crombie aufsuchen, und zwar möglichst bald. Aber wie?
    Da hatte sie eine Idee. Sie konnte doch eine Nachtmähre einfangen und auf ihr zum Schloß Roogna reiten! Das Wesen würde den Weg bestimmt kennen, denn die Nachtmähren besaßen die Adressen aller schlafenden Menschen.
    Allerdings war die Sache nicht ganz einfach. Tandy hatte keinerlei Erfahrung im Reiten von Pferden. Zwar war sie manchmal, hinter ihrer Mutter aufsitzend, auf dem Schaufler in die fernen Tiefen Xanths geritten, um dort Smaragde, Opale und Diamanten zu pflanzen, doch das war etwas anderes. Der Schaufler bewegte sich nur langsam vorwärts und dies mit ruhigen, stetigen Bewegungen, indem er nämlich einen Tunnel durch den Fels bohrte, solange man eine Melodie spielte, die ihm gefiel. Die Nachtmähren jedoch, davon war sie überzeugt, bewegten sich schnell und ungleichmäßig. Wie konnte sie eines dieser Pferde einfangen – und danach oben bleiben?
    Tandy war ein gelenkiges Mädchen, denn sie war in ihrem Leben schon durch zahllose Höhlen gekraxelt. Wenn sie nur nahe genug herankam, würde sie schon auf eine Nachtmähre springen und sich an ihrer wehenden Mähne festhalten können. Es würde zwar alles andere als ein bequemer Ritt werden, aber es würde schon irgendwie gehen. Also brauchte sie sich nur über den ersten Schritt Gedanken zu machen – wie sie nämlich ihre Mähre einfangen würde.
    Das Problem bestand darin, daß die Nachtmähren nur im Schlaf kamen. Sie hätte sich zwar schlafend stellen können, doch es war zweifelhaft, ob sie darauf hereinfallen würden. Und wenn sie eine der Mähren packte, während sie wach war, würde die sich mit Sicherheit auflösen wie Dämonendampf, so daß nichts zurückblieb als eine immer schwächer werdende Erinnerung. Schließlich waren die Nachtmähren ja auch so etwas wie Dämonen, und sie konnten sich wie Fiant dematerialisieren. Auf diese Weise drangen sie auch durch Wände ein, um zu den besser geschützten Schläfern vorzudringen. Tandy vermutete sogar, daß sie nur in Gegenwart eines Schläfers feste Gestalt annahmen. Also mußte sie die Mähre auch im Schlaf reiten.
    Mit Entschlossenheit machte sie sich an die Arbeit. Sie legte ein Kopfpolster zwischen zwei Stühle und übte darauf das Reiten. Dann legte sie sich auf ihr Bett, sprang plötzlich auf, sprang auf das Polster und packte ein Büschel Fransen, wo bei der Mähre die Mähne zu erwarten war, um schließlich Oberschenkeldruck zu geben. Das tat sie immer und immer wieder, bis ihr die Prozedur in Fleisch und Blut übergegangen war. Sie ermüdete, und ihre Beine schmerzten und wurden wund, doch sie übte immer weiter, bis sie es auch im Schlaf beherrschte – wie sie hoffte.
    So vergingen mehrere Tage. Meistens übte sie, während ihre Mutter außer Haus war, um Edelsteine zu pflanzen, damit sie ihr keine peinlichen Fragen stellen konnte. Tagsüber ließ der Dämon sie zum Glück in Ruhe, so daß sie zu dieser Zeit auch etwas schlafen konnte.
    Schließlich, als ihre Mutter wieder vor einer Nachtreise
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