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Elfen-Jagd

Titel: Elfen-Jagd
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der blauen, gespaltenen Zungenspitze über die dünnen Lippen kratzte. Auch sein Schwanz zuckte umher.
    Tandy wich zurück, und ihr Entsetzen (ihr Zorn?) wuchs. »Ich verabscheue dich! Verschwinde!«
    »Gleich«, sagte Fiant und versteifte seinen Schweif, als er ihn aufrecht stellte. »Laß deine Leidenschaft nur anschwellen, Süßes, denn ich will sie in all ihrer Tiefe auskosten.« Er griff nach ihr, und seine Hörner schimmerten vom Glühen in seinen Augen wider.
    Völlig verzweifelt fuhr Tandy ihr letztes Geschütz auf: Sie entwickelte einen Wutkoller. Ihr Körper versteifte sich, ihr Gesicht lief rot an, sie kniff die Augen vollends zusammen und schleuderte den Koller mit aller Gewalt gegen den Brustkorb des Dämons.
    Mit einer Explosion traf der Koller ihren Gegner, und der Dämon wurde in tausend Stücke zerfetzt. Füße, Hände und Kopf wurden davongeschleudert, doch der Schwanz fiel auf das Bett und lag zuckend da wie eine geköpfte Schlange.
    Tandy biß sich auf ihre zitternde Unterlippe. Das hatte sie nicht wirklich gewollt. Ihre Wutkoller waren vernichtend, und so etwas durfte sie einfach nicht tun. Jetzt hatte sie den Dämon vernichtet, und nun würde bald die Hölle los sein. Wie sollte sie der Hölle einen Mord erklären?
    Die Dämonenteile lösten sich in Rauch auf. Dann verdichtete sich die Wolke – und Fiant erschien aufs neue, und zwar völlig unversehrt. Er wirkte etwas benommen. »Oh, das war aber eine Wucht von einem Kuß«, sagte er und taumelte durch die Wand davon.
    Tandy entspannte sich etwas. Fiant war also doch nicht tot, aber wenigstens war er verschwunden. So waren alle Vorteile auf ihrer Seite. Doch waren sie das wirklich? Der Dämon würde bestimmt nicht auf immer verschwinden – und jetzt wußten sie beide, daß ihre Wutkoller ihn nicht bremsen konnten. Tatsächlich hatte sie ihr Problem lediglich auf die lange Bank geschoben.
    Immerhin konnte sie jetzt wenigstens einschlafen. Sie wußte, daß es diese Nacht keinen Ärger mehr geben würde, und in den nächsten paar Nächten würde ihre Mutter zu Hause bleiben. So unverschämt er auch werden konnte, wenn sein Opfer allein war, hielt sich Fiant doch stets zurück, sobald eine Respektsperson in der Nähe war.
     
    Am nächsten Tag versuchte Tandy, mit ihrer Mutter darüber zu sprechen, obwohl sie davon überzeugt war, daß dies wenig Zweck hatte. »Mutter, kennst du den Dämon Fiant, der drüben an der Rumdestillerie arbeitet? Er…«
    »Ja, die Dämonen sind wirklich sehr nette Leute«, erwiderte Juwel und begann nach milde geröstetem Schwefel zu duften. Das war ihr Talent: Ihr Geruch spiegelte ihre Stimmung wider. »Besonders Beuregard, der an seiner Studie arbeitet…«
    »Das hat er schon getan, bevor ich geboren wurde. Ja, der ist ein netter Dämon, aber Fiant ist ganz anders. Er…«
    »Sie machen auch niemals Schwierigkeiten, wenn ich Edelsteine in ihren Höhlen pflanzen muß. Die Dämonen sind wirklich so nette, gute Nachbarn!« Der Schwefelgeruch verstärkte sich und begann bereits in der Nase zu stechen. Juwel mochte keine Kritik.
    »Die meisten von ihnen, Mutter, ja.« Natürlich machten die Dämonen ihrer Mutter keine Schwierigkeiten: Ohne sie gäbe es keine Edelsteine zu finden, und die Dämonen liebten derlei Tand. »Aber dieser Fiant ist ganz anders. Er…«
    »Natürlich ist jeder anders als andere, mein Liebes. Das ist es ja gerade, was Xanth so interessant macht.« Nun duftete sie nach frisch erblühten Teerosen.
    »Vielleicht ist ›anders‹ nicht das richtige Wort. Er sucht mich nachts in meinem Schlafzimmer heim…«
    »Nein, das würde er doch niemals tun! Das wäre doch nicht recht!« Das Unrechte einer solchen Tat offenbarte sich im Geruch eines überreifen Medizinballs. Selbst unreife Medizinbälle rochen schön scheußlich nach Krankheit, und je älter sie wurden, um so schlimmer stanken sie.
    »Hat er aber! Letzte Nacht…«
    »Das mußt du geträumt haben, Liebes«, sagte Juwel mit Entschiedenheit in der Stimme, und der Aasgeruch eines halbwegs satten Drachen zeigte an, wie unangenehm Juwel diese Vorstellung war. »Manchmal bringen diese Nachtmähren höchst verantwortungslose Träume mit!«
    Tandy erkannte, daß ihre Mutter die Wahrheit nicht hören wollte. Juwel war eine Nymphe gewesen, und trotz aller Erfahrungen, mit denen Ehe und Mutterschaft sie belastet hatten, hatte sie sich noch viele nymphische Eigenschaften bewahrt. Sie verstand das Böse nicht wirklich, für sie waren alle Leute und Lebewesen
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