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Elena – Ein Leben fuer Pferde

Elena – Ein Leben fuer Pferde

Titel: Elena – Ein Leben fuer Pferde
Autoren: Nele Neuhaus
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der Gerichtsvollzieher entpuppt, der den Amselhof zwangsversteigern lassen wollte.
    »Wirrr suchen Cherrn Michael Weiland«, antwortete der Freundliche. »Äs gäht um etwas Geschäftliches, das Cherr Gasparian mit ihm besprechen möchte. Wo können wirrr ihn finden?«
    Etwas Geschäftliches? Mein Blick fiel auf den Dicken. Über seinen flinken kleinen Äuglein, mit denen er sich aufmerksam umschaute, wucherten buschige Augenbrauen, und unter der Nase prangte ein dicker Schnauzbart, der ihm ein grimmiges Aussehen verlieh.
    »Ich weiß nicht, wann mein Vater zurückkommt«, erwiderte ich zurückhaltend. »Suchen Sie eine Box?«
    Ich bekam keine Antwort auf meine Frage. Der Dicke sagte etwas zu dem Freundlichen, wandte sich ab und spazierte die Stallgasse entlang. Da Robbie und Twix von mir zurückgepfiffen worden waren, wurde er mutiger, guckte neugierig in die Sattelkammer des Schulstalls, in die Reithalle und ging quer durch die Putzhalle zum Turnierstall.
    Das gefiel mir gar nicht. Verärgert folgte ich ihm, meine Hand noch immer um Robbies Halsband geklammert. Der Hund spürte wohl mein Unbehagen, ein dumpfes Knurren drang aus seiner Kehle. Der Dicke blieb stehen und sagte wieder etwas zu seinem Kumpel.
    »Äs stähen viele Boxen lär«, übersetzte der Freundliche. »Warum ist das so?«
    »Es sind ein paar Leute ausgezogen in der letzten Zeit«, erwiderte ich, weil mir auf die Schnelle nichts Besseres einfiel. Zum ersten Mal in meinem Leben wünschte ich mir Jens her. Oder sogar meinen Bruder. Es war mir ganz und gar nicht geheuer, mit diesen beiden Fremden allein im Stall zu stehen, auch wenn Robbie und Twix nicht von meiner Seite wichen.
    Ohne dass ich ihn daran hindern konnte, marschierte der Dicke schnurstracks in den Turnierstall und betrachtete Papas Turnierpferde. Er redete mit seinem Begleiter in einer Sprache, die ich nicht verstand.
    »Was sagt er?«, fragte ich deshalb den Freundlichen. Der warf dem Dicken einen kurzen Blick zu, als ob er um Erlaubnis bat, mir zu antworten.
    »Cherr Gasparian möchte mit Ihräm Vater sprächen«, erwiderte er dann höflich, und ich musste beinahe grinsen, denn ich war noch nie gesiezt worden. Er reichte mir eine Visitenkarte. »Danke, dass wirrr uns umsähen durften. Ihrrr Vater möchte doch bitte anrufen.«
    »Okay.« Ich nickte und steckte die Karte ein. »Ich werde es ihm ausrichten.«
    Der Dicke ging einfach an mir vorbei, der andere war so gut erzogen, mir die Hand geben zu wollen. Aber Robbie schien das als Angriff zu werten und stürzte mit einem grollenden Knurren und gefletschten Zähnen auf ihn los. Erst im letzten Moment gelang es mir, ihn zurückzuzerren. Seine Zähne schnappten in die Luft, nur ein paar Millimeter vom Arm des Mannes entfernt. Dem armen Kerl wich vor Schreck alle Farbe aus dem Gesicht und er lief seinem Chef eilig nach. Ich folgte den beiden in einigem Abstand und blickte von der geöffneten Stalltür aus hinter ihnen her. Sie gingen über den Parkplatz zu ihrem Auto. Sekunden später sprang der Motor an und der fette schwarze Mercedes rauschte vom Hof.
    »Danke, Robbie«, sagte ich zu dem Berner Sennenhund, der nun wieder ruhig und freundlich mit dem Schwanz wedelte. »Puh! Ohne dich hätte ich jetzt ganz schön Schiss gehabt.«
    Twix bellte und sprang an mir hoch.
    »Ja, du warst auch toll«, versicherte ich ihm und kraulte ihn hinter den Ohren. »Du hättest den Kerlen sicher ordentlich die Hosen zerfetzt, was?«
    »Wau!«, erwiderte Twix und wedelte so heftig mit dem Schwanz, dass sein ganzes Hinterteil wackelte.
    Ich lächelte und zog die Visitenkarte aus meiner Jackentasche. Khoren Gasparian , las ich. Sonst stand nur eine Telefonnummer darauf. Eigenartig. Ich drehte mich um und ging zurück in den Stall, um Fritzis Sattelzeug wegzuhängen.

 
3. Kapitel
     
    Gerade als ich den Parkplatz überquerte, um hinüber ins Haus zu gehen, kam Melike angeradelt. Sie bremste scharf vor der offenen Stalltür, sprang vom Rad und lehnte es an die Mauer.
    »Sag bloß, du bist schon geritten?«, rief sie atemlos mit einem Blick auf meine schlammverspritzten Reitstiefel.
    »Ich bin nur schnell zur Wiese galoppiert und zurück, damit Fritzi etwas Bewegung hat«, erwiderte ich.
    »Menno, ich hab mich so beeilt!«
    »Tut mir leid. Aber ich wusste nicht, wann du kommst, und Opa hat mich heute Morgen gebeten, die Fünfuhrstunde mitzureiten.«
    Melike verzog enttäuscht das Gesicht und ließ sich auf einen Heuballen fallen, der gegenüber von Fritzis Box
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