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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
Autoren: Gabriele Wohlrab
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im Schrank verstaute, kam Frau Säuerlich herein. Maya hatte sie
seit der Bestrafung mit dem Rohrstock nur flüchtig gesehen, worüber sie dankbar
war. Sofort spürte sie Abscheu in sich aufsteigen, und ihr Herz krampfte sich
zusammen.
    »Na, sind wir schön am Arbeiten?«, säuselte Frau
Säuerlich mit einem Lächeln, das ihrem Namen Ehre machte.
    Maya starrte sie böse an.
    »Wenn ich mir´s recht überlege, könntest du
heute Beatrice und Anni etwas unterstützen. Sie sind für die Gartenarbeit
eingeteilt. Die Blumenrabatten müssen gepflegt werden.« Ein giftiger Blick aus
kalten, berechnenden Augen traf Maya. Der schmale Mund war zu einem gehässigen
Lächeln verzogen, als sie ein paar Schritte näher an Maya herantrat. Sie kam so
nahe, dass Maya die Haare in ihren Nasenlöchern sehen konnte.
    ›Sie hätte ein Schimpanse werden sollen‹, dachte
Maya und biss sich auf die Lippen.
    »Immer noch so gut gelaunt?« Frau Säuerlich
bleckte die Zähne. »Dann darfst du heute Abend den Tischdienst übernehmen.« Sie
drehte sich um und rauschte aus dem Zimmer.
    »Tief durchatmen.« Maya sprach laut zu sich
selbst. »Entspann dich.« Finster betrachtete sie das Glas in ihrer Hand und
stellte sich vor, es wäre Frau Säuerlich. Dann knallte sie es an die Wand.

 
    Während sich die meisten Heimbewohner bei dem
schönen Wetter im Freien amüsierten oder den Nachmittag im Haus mit Nichtstun
verstreichen ließen, kroch Maya durch das, was Frau Säuerlich als Blumenbeete
bezeichnet hatte, und jätete Unkraut. Gemeinerweise war dies das einzige
Gewächs, das den Winter jedes Mal mühelos überstand. So stellte Maya bereits
nach ein paar Minuten fest, dass das Unkraut die überwiegende Mehrheit besaß.
Das war nicht weiter verwunderlich, denn der Garten war einfach zu riesig, als
dass die Heimkinder einen professionellen Gärtner hätten ersetzen können,
wenngleich Frau Säuerlich das zu glauben schien. Anni und Beatrice, zwei blonde
sechzehnjährige Zicken, arbeiteten gelangweilt neben ihr. Beatrice hatte sich
die einzige Harke geschnappt, um sich nicht bücken zu müssen, Anni hatte mehr
die beratende Funktion übernommen (»Nein, Maya, das da drüben ist kein Unkraut
… ich würde eher dort harken, Bea …«). Nach zwei Stunden war Mayas Geduld
erschöpft. Das größte Beet vor dem Gebäude war unkrautfrei. Sie hatte sich
Beatrices Gejammer über einen abgebrochenen Fingernagel anhören müssen und
hatte Annis Vortrag über die Vorzüge hautreinigender Gurkenmasken lauschen
dürfen. ›Ich wäre froh, Gurken als Salat zu kriegen, da schmiere ich sie mir
doch nicht ins Gesicht‹, dachte Maya.
    »… ja, und er ist so süüß!«, drang Annis
hohe Stimme aus dem Nachbarbeet an ihr Ohr. Es hörte sich an, als würde sie von
einem jungen Hundewelpen sprechen, aber Maya war klar, dass kein Hund gemeint
sein konnte. Sie kannte Annis Abneigung gegen alles, was Flöhe haben oder einen
ansabbern konnte. Tatsächlich flötete Beatrice »… und er hat dauernd zu
dir rübergesehen!«
    Maya schnaubte verächtlich. Wenn Larin zu Anni
rübergesehen hatte, dann nur, weil sie die ganze Zeit so auffällig geblinzelt
hatte, als hätte sie Bindehautentzündung.
    Die beiden quietschten und kicherten dermaßen,
dass Maya kurz davor war, den Sack mit Unkraut über ihren Köpfen auszuleeren.
    »Hallo.«
    Maya fuhr herum, was in der Hocke recht unklug
war, denn sie hätte fast das Gleichgewicht verloren. Fiona stand vor ihr und
grinste. »Ich konnte nicht eher kommen, weil die Säuerlich Max und mir
ebenfalls den Nachmittag versüßt hat – allerdings nur mit leichter
Arbeit, wir durften abstauben. Ich bin mir nicht sicher, ob das so das ideale
Betätigungsfeld für Max ist, er hat dabei eine Vase und einen Briefbeschwerer
zerdeppert.«
    Maya spürte ihre schlechte Laune verfliegen.
»Ich bin hier gleich fertig, wartest du auf mich?«
    »Ich helfe dir«, entschied Fiona, krempelte
entschlossen die Ärmel hoch, und machte sich über den Rest des Unkrauts her.

 
    Beim Abendessen wurde Maya bewusst, dass Anni
Ernst machte. Blondie hatte erst versucht, sich neben Larin zu setzen, doch
Maya registrierte zufrieden, dass Max einfach schneller war. Annis jetzige
Position war auch nicht so schlecht, denn nun saß sie ihm schräg gegenüber und
bemühte sich, einen möglichst dekorativen Eindruck zu machen.
    »Wo hat sie bloß die falschen Wimpern her?«,
zischte Fiona Maya zu. »Vom letzten Fasching?«
    Anni saß mit schief gelegtem Kopf da und
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