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Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)

Titel: Eldorin – Das verborgene Land (German Edition)
Autoren: Gabriele Wohlrab
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sah Maya ihn an und holte tief Luft.
Die Worte sprudelten aus ihr heraus. »Irgendwer hat dich verfolgt und wollte
dich ermorden, wahrscheinlich war es ein Albtraum, ich träume auch immer so ein
Zeug, und dann hat dich ein Kerl gerettet mit seinem, äh, Zauberstab, und ihr
seid den Wasserfall runter oder so und habt außerdem noch ein Pferd
mitgenommen, und jetzt sag nicht, dass das kein ziemlicher Blödsinn ist.«
    »Finde ich nicht.«
    »Das findest du nicht?«, fragte Maya vorsichtig.
    »Ach so. Bei euch … ihr habt ja nicht …« Er
klappte den Mund zu und schwieg.
    Maya fielen tausend Fragen ein, aber sie wusste
nicht recht, welche sie zuerst stellen sollte. Vielleicht war es überhaupt
besser, gar nichts zu sagen, bevor sie wieder nur peinlich unsinnige Sätze
formulierte, die ihn verwirrten.
    »Wie ist es hier so für dich? Ich meine, bist du
schon lange in diesem Haus?« Erneut war es Larin, der zuerst das Wort ergriff.
    »Ooch, ich bin hier, seit ich denken kann. Ich
wurde als Baby gefunden und an der Tür abgegeben.« Maya zerpflückte die
vertrockneten Samenkapseln einer Wildblume. »Es war nicht immer so schrecklich.
Als ich klein war, gab es im Heim keine großen Kinder. Ich denke, sie achten
darauf, dass wir vom Alter her einigermaßen zusammenpassen. Ursprünglich gibt
es einen zusätzlichen Erzieher, den Herrn Sauerbier, aber der ist seit über
einem halben Jahr krank. Es hieß immer, dass er bald wiederkommt, aber
aufgetaucht ist er nicht mehr. Vielleicht hat er es mit den zwei Frauen nicht
ausgehalten, sie haben sich immer gestritten. Früher hat er Ausflüge mit uns
gemacht, aber die Säuerlich war dagegen. Ich glaube, sie hat ihn ziemlich
fertiggemacht. Sie ist seit drei Jahren bei uns, und die Olm-Grottendunk kam
kurz nach ihr. Sie haben sich bereits vorher gekannt, wahrscheinlich hat die
Köchin deshalb die Stelle hier gekriegt. Die frühere Köchin war toll,
eigentlich wie eine Mutter … zumindest stell ich mir eine Mutter so vor.« Mayas
Stimme wurde leise. »Sie hat mit uns gespielt und uns Geschichten erzählt … an
die Geschichten erinnere ich mich am liebsten.« ( ›Jetzt erzähl ihm bloß nicht von den Kindermärchen‹ , dachte Maya).
Ihre Gedanken schweiften zurück in ihre früheste Kindheit. Sie meinte sogar den
lieblichen Duft von Maiglöckchen in der Nase zu haben, der Genevra Silberstein
immer wie eine feine Wolke umweht hatte. Verstohlen blinzelte sie eine Träne
fort. »Hm.« Larin fand offensichtlich eine vorbeibrummende Hummel so
faszinierend, dass er ihr seine gesamte Aufmerksamkeit widmen musste.  
    ›Er sieht so traurig aus‹, überlegte Maya, ›kein
Wunder, wie würde ich mich fühlen, wenn ich ein schwarzes Loch in meinem Kopf
hätte, wo eigentlich das Gedächtnis sitzen sollte.‹ Sie betrachtete ihn
nachdenklich von der Seite. »Du kannst dich gerne mit zu uns an den Tisch
setzen.«
    »Danke.«

 
    Beim Mittagessen hatte Larin sich wirklich zu
ihnen an den Tisch gesetzt.
    Maya war froh, dass Fiona ihn auch sympathisch
fand, denn die Meinung ihrer besten Freundin bedeutete ihr außerordentlich
viel.   
    Das Essen war heute tatsächlich in seinen
einzelnen Bestandteilen erkennbar, diesmal hatte es nicht einmal Frau
Olm-Grottendunk geschafft, Pellkartoffeln in braune oder grüne Pampe zu
verwandeln. Auf jeden Fall hatte sie sich heute selbst übertroffen, denn sie
hatte sich in ein pink-orange gestreiftes Kleid gezwängt, dessen Farben mit dem
Seidenschal im bunten Blumenmuster um die Wette schrien. Max zwinkerte
ungläubig, als er die Ohrringe mit dem schaukelnden Papagei entdeckte. Er
versuchte, sein Gelächter durch einen vorgetäuschten Hustenanfall zu tarnen.
Frau Olm-Grottendunk fixierte ihn misstrauisch. »‘Tschuldigung«, keuchte Max
und bemühte sich um einen möglichst unschuldigen Gesichtsausdruck, was ihn aber
grundsätzlich noch verdächtiger machte. »Hab mich vor Schreck verschluckt, ich
glaub, mir ist da so ein bunter Käfer ins Auge geflogen.«
    Frau Olm-Grottendunk klopfte mahnend auf den
Tisch, um das aufkeimende Gekicher zu unterbinden und warf Max einen
bitterbösen Blick zu. Dieser widmete sich nun ganz seinem Teller und versuchte,
seine Pellkartoffel samt Kräuterquark in einem Stück in den Mund zu befördern.
    »Du hast Quark von einem Ohr bis zum anderen«,
zischte Maya. »Und in den Haaren auch.«

 
    Später hatte Maya Küchendienst, eine
normalerweise schnell zu bewältigende Aufgabe. Als sie gerade einen Stapel
sauberer Teller
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