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Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
Autoren: Frank Rehfeld
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sondern ihn überall aufspüren.
    Ihm blieb nichts anderes übrig, als weiterzulaufen, weiter und immer weiter, bis die Erschöpfung ihn letztlich überwältigte und seine Flucht damit ein Ende fand. Schon jetzt schmerzten seine Beine, und er merkte, dass er beständig langsamer wurde.
    Seine Panik wuchs und half ihm, noch einmal alle Kraftreserven zu aktivieren. Einige Minuten lang rannte er schneller, dann war auch seine letzte Kraft endgültig aufgebraucht. Sein Lauf ging in ein mühsames Taumeln über, bis seine Füße ihm vollends den Dienst versagten.
    Zu Tode erschöpft stürzte er zu Boden. Obwohl er wusste, dass ihm dies nicht helfen würde, wälzte er sich hinter eine halb eingestürzte Mauer und blieb keuchend liegen, unfähig, sich noch einmal zu erheben.
    Sein Verfolger näherte sich ihm …
    Lhiuvan spürte es; ein Teil von ihm wusste es ohne jedes Wenn und Aber. Ein kalter Hauch streifte ihn, und seine Furcht wuchs noch weiter an, sofern dies überhaupt möglich war. Eisige Spinnenbeine schienen über sein Rückgrat zu tasten.
    Wuchtige Schritte erschütterten den Boden. Wie eine Puppe an den Fäden eines Spielers richtete er sich auf Knie und Ellbogen auf und kroch gegen seinen Willen vorwärts, bis er um die Kante der Mauer spähen konnte.
    Sein Verfolger stand nur wenige Schritte von ihm entfernt. Ein Wimmern entfuhr dem Elb, und die Wärme seines Blutes schien sich in Eis zu verwandeln, als er die titanische Scheußlichkeit erblickte. Wie ein Turm ragte sie vor ihm auf, war mindestens so groß wie zehn übereinanderstehende Männer – ein wahrer Koloss. Lhiuvan sah gezackte Schwingen, die jetzt angelegt waren, aber gewaltig sein mussten, sobald das Wesen sie entfaltete. Zahlreiche Tentakel pendelten anstelle von Armen herab, und schwarze, irgendwie schmierig glänzende Panzerplatten bedeckten den riesigen Leib, dazwischen wuchsen überall lange, wie Widerhaken gebogene Stacheln hervor, doch blieb das Ungeheuer merkwürdig undeutlich und schattenhaft, als wäre es in Rauch gehüllt, der es Lhiuvan gnädigerweise unmöglich machte, Einzelheiten zu erkennen.
    Der Anblick war auch so schon schrecklich genug. Zu schrecklich, um ihn zu ertragen, umso mehr, als die Bestie sich nun niederbückte und ihre Tentakel in seine Richtung ausstreckte, um nach ihm zu greifen. Sie berührten fast sanft seine Schulter, rüttelten ihn und …
    Mit einem gellenden Schrei fuhr Lhiuvan auf. Wie schon zuvor wusste er weder, wer er war, noch, wo er sich befand oder wie er hierhergeraten war, doch diesmal dauerte das Gefühl der Orientierungslosigkeit nur wenige Momente an, dann begriff er, dass er geträumt hatte. Lediglich das Rütteln an seiner Schulter war echt gewesen, und als er den Kopf ein wenig zur Seite wandte, blickte er in das bleiche, von langen, schwarzen Haaren eingefasste Gesicht einer jungen Frau.
    »Herr?«, fragte sie besorgt.
    Das demütig hervorgestoßene Wort zerstörte das Gefühl der Erleichterung, das Lhiuvan mit der Erkenntnis überkommen hatte, dass er nur geträumt hatte, denn es rief ihm wieder ins Gedächtnis, dass er in einem Schrecken gefangen war, der schlimmer war als jeder Albtraum.
    Die Bestie aus seinem Traum – sie verfolgte ihn nicht. Sie befand sich bereits in ihm!
    Mit einem Schlag erinnerte er sich wieder, wie sich unbemerkt während der Entscheidungsschlacht gegen die Thir-Ailith der winzige Teil eines Schattenmahrs in ihm eingenistet hatte, als er bei dem Versuch, den Zwergenkrieger Barlok zu retten, mit dem magischen Tor in eine von den Ungeheuern beherrschte Welt in Berührung gekommen war. Der Schattenmahr hatte ihn dazu manipuliert, heimlich zu dem Tor zurückzukehren, und hatte dort vollends die Herrschaft über ihn gewonnen, aber sein Hauptziel hatte er nicht erreicht: das Tor zu öffnen, um auch körperlich in diese Welt zu gelangen und sie zu unterjochen. Andere Elben hatten Lhiuvan von seinem gefährlichen Vorhaben abgebracht, doch galt er bei seinem Volk seither als Verräter, da sie nichts von dem Feind in seinem Inneren bemerkt hatten.
    Auch die Hoffnungen des Schattenmahrs, ein anderes Tor in dem uralten Heiligtum Tal’Orin inmitten des Düsterwaldes öffnen zu können, hatten sich nicht erfüllt, da das Tor zerstört war. Immerhin jedoch war er in Tal’Orin auf eine Gruppe von Nocturnen gestoßen, letzte Überlebende eines für ausgestorben gehaltenen Volkes, die sich ihm bereitwillig unterworfen hatten. Zu ihnen gehörte auch Aila, die nun an seinem Lager kniete
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