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Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
Autoren: Frank Rehfeld
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also doch möglich, gegen sie zu kämpfen und sie zu besiegen!«
    Thalinuel nickte. Sie erhob sich und stützte ihre Hände auf den Steinring.
    »Damals waren wir ein junges und wildes Volk, stark, entschlossen und zahlreich. Wir lebten nur für die Aufgabe, die uns die Götter übertragen hatten. Und dennoch dauerte der Krieg Jahrhunderte und kostete unvorstellbare Opfer. Mit Feuer, Stahl und Magie gelang es uns schließlich, die Mächte des Bösen zu besiegen. Aber nicht einmal wir waren in der Lage, die Schattenmahre zu töten, wir konnten sie nur bezwingen und durch ein Tor treiben, das wir hinter ihnen zerstörten. Es war der größte Kampf, den unser Volk je ausgetragen hat, die größte Tat, die wir je vollbrachten. Das ist der Hauptgrund, warum wir zu meiner Zeit das Verhalten der jüngeren Völker als so undankbar empfanden. Es ging nicht nur darum, dass sie sich gegen uns wandten, nachdem wir lange Zeit ihre Lehrer und Mentoren gewesen waren. Ohne unseren heldenhaften Kampf hätte es sie vermutlich niemals gegeben, oder höchstens als Sklaven der Mahre. Und diese Gefahr wird immer bestehen, deshalb gibt es seit ihrer Vertreibung keinen größeren Frevel, als ein Tor zu öffnen. Man kann im Voraus meist nicht sicher wissen, wohin es führen wird, und so besteht immer die Gefahr, den Schattenmahren auf diese Art einen Weg zurück zu ermöglichen.«
    »Aber die Thir-Ailith haben es dennoch getan«, murmelte Barlok. Die Dunkelelben hatten immerhin so viel Verstand bewiesen, das Tor nur einen kleinen Spalt weit zu öffnen, gerade genug, dass sie mit den Schattenmahren Kontakt aufnehmen und diese sie mit ihrer Magie verwandeln und ihnen ein Überleben in der unterirdischen Felswüste ermöglichen konnten.
    Er spürte, wie ihm erneut ein Schauer über den Körper rann, als er daran dachte, was hätte passieren können, wenn sie nur einen winzigen Fehler begangen oder in ihrer Aufmerksamkeit irgendwann nachgelassen hätten. Zweifellos war genau das die Hoffnung der Mahre gewesen, weshalb sie ihnen Unterstützung gewährt hatten.
    Der Gedanke war zu schrecklich, um ihn weiterzuverfolgen, und er führte noch einen weiteren, nicht minder schrecklichen mit sich: Sie waren hier in der Einöde einer fremden, feindlichen Welt gestrandet, ohne die geringste Hoffnung auf eine Rückkehr. Thalinuel hatte bereits erklärt, dass es außerhalb ihrer Fähigkeiten lag, ein Tor zu öffnen, aber selbst wenn es anders gewesen wäre, hätten sie dies unter keinen Umständen tun dürfen, wenn sie nicht Gefahr laufen wollten, Verderben über ihre eigene Welt zu bringen.
    Er verdrängte auch diesen Gedanken und stand ebenfalls auf.
    »Bei dieser dichten Wolkendecke kann man die Sonne nicht sehen«, sagte er. »Wir wissen also nicht, wie spät es ist, aber ich hoffe, es wird noch ein paar Stunden hell bleiben. Nutzen wir die Zeit, um uns einen Weg aus diesen Bergen zu suchen.«

2

RUINEN
    August 9430 neuer Zeitrechnung der Elben
    Lhiuvan rannte.
    Er war auf der Flucht, ohne zu wissen, wovor er floh. Es war seinem Verstand entfallen, ebenso wie alles andere: wo er sich befand, wie er hierhergekommen und wie er überhaupt in diese Situation geraten war. Im Moment war all das auch bedeutungslos. Er wusste nur, dass etwas Schreckliches hinter ihm her war und dass ihn ein furchtbares Schicksal erwarten würde, wenn es ihn einholte.
    Verfallene Gebäude säumten seinen Weg, Ruinen, die zum Teil kaum noch mehr als von Unkraut überwucherte Schutthaufen waren. Fensteröffnungen kamen ihm wie schwarze, tote Augenhöhlen vor, aus denen er mit gierigen Blicken angestarrt wurde, aber das war nur Einbildung. Nirgends zeigte sich die geringste Spur von Leben. Er war allein, allein mit seinem Verfolger.
    Es war Nacht, doch der Mond hing voll und hell am Himmel und goss sein silbernes Licht über die zerstörte Stadt, sodass Lhiuvan fast wie bei Tage jedes Detail seiner Umgebung erkennen konnte.
    Sein Atem ging keuchend, und seine Brust schmerzte. Bleigewichte schienen an seinen Beinen zu hängen und immer schwerer zu werden. Dennoch quälte der Elb sich ohne Pause weiter. Nackte Panik trieb ihn voran.
    Immer wieder tauchte er in Seitenstraßen ein und wechselte die Richtung, ohne dass es ihm gelang, seinen Verfolger abzuschütteln. Ebenso wenig würde es ihm etwas nützen, sich zu verstecken, obwohl die Ruinen genügend Möglichkeit dazu boten. Aber das Grauen, das hinter ihm her war, würde sich dadurch nicht von seiner Fährte abbringen lassen,
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