Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
Autoren: Frank Rehfeld
Vom Netzwerk:
sprangen wieder von dem Felsenkranz herab und duckten sich dahinter. Allerdings vermochte Barlok seine Neugier nicht zu zügeln und spähte alle paar Sekunden vorsichtig über die Kante.
    Das unbekannte Wesen kreiste noch immer über der Ebene, doch sank es dabei allmählich tiefer und näherte sich dem Gebirge. Nach wie vor konnte er keine Einzelheiten ausmachen, aber er erkannte immerhin, dass es tatsächlich weitaus größer sein musste, als er zunächst angenommen hatte.
    Er war gewiss nicht ängstlich, aber jetzt erwachte mit einem Mal eine tiefe, kreatürliche Furcht in ihm, dass es noch näher kommen und sie entdecken würde, und er war froh, dass er auf die Elbin gehört und sie sich versteckt hatten. Selbst aus der Entfernung meinte er mittlerweile spüren zu können, dass das Wesen durch und durch böse war, erfüllt von einer abgrundtiefen Bosheit, der sie nichts entgegenzusetzen hatten.
    Barlok wünschte, es würde abdrehen und dorthin zurückfliegen, woher es gekommen war, doch den Gefallen tat ihm das Wesen nicht. Stattdessen kam es beständig näher. Barloks Hände wurden feucht und begannen zu zittern.
    »Ich spüre es auch«, stieß Thalinuel hervor. »Eine Präsenz, wie auch ich sie noch niemals zuvor erlebt habe. Aber ich habe davon gehört. Wenn mein Verdacht zutrifft … Bei den lichten Göttern, welch ein unglaublicher Narr war Molakan! Wie konnte er sich nur jemals mit diesen Mächten einlassen!«
    »Was für Mächte? Wovon sprichst du? Weißt du, was für eine Kreatur das ist?«
    »Ich habe einen Verdacht, aber noch bin ich nicht sicher. Es könnte ein Drache sein, oder …« Sie schluckte schwer. »Nein, ich … ich kann nicht einmal darüber reden.«
    Ihr war anzusehen, wie sehr die Gedanken sie quälten, deshalb gab Barlok sich für den Moment damit zufrieden, obwohl ihre Andeutungen ihn mehr beunruhigten, als jede konkrete Erklärung es vermocht hätte.
    Ein Drache …
    Feuer speiende Drachen gehörten zum reichen Schatz von Phantasiegestalten des Zwergenvolkes, waren Bestandteil zahlreicher Schauermärchen über die Oberfläche jenseits ihrer Minen. Auch in den Legenden anderer Völker, beispielsweise der Menschen, tauchten sie auf, doch hatte Barlok sie bislang stets für genau das gehalten: Mythen und Legenden, erfundene Kreaturen wie die im Leib der Erde hausenden Erzfresser – nichts, was es wirklich gab.
    Und nun behauptete Thalinuel, das hoch am Himmel kreisende Wesen könnte ein leibhaftiger Drache sein, vielleicht sogar etwas noch Schrecklicheres. Unter normalen Umständen hätte Barlok ihre Aussage als Hirngespinst abgetan, aber es hatte sie in eine völlig fremde Welt verschlagen, und niemand konnte sagen, welche Kreaturen hier leben mochten. Möglicherweise jedoch sogar tatsächlich Drachen …
    »Sieh nur!«, stieß er hervor.
    Die Kreatur schien etwas entdeckt zu haben, denn sie begann plötzlich pfeilschnell mit angelegten Flügeln zur Ebene hinabzuschießen und wurde dabei größer und größer. Der Schrecken, der von Barlok Besitz ergriffen hatte, stieg sprunghaft an, und nur mit Mühe gelang es ihm, dagegen anzukämpfen. Es war ein Gefühl, als würde das Wesen ihm selbst aus der Entfernung nicht nur allen Mut, sondern auch alle Wärme aus dem Körper saugen.
    Erst wenige hundert Meter über dem Boden entfaltete die Kreatur ihre Schwingen wieder und ging in einen Gleitflug über. Es waren gezackte Flügel wie die einer Fledermaus, mit einer gewaltigen Spannbreite, die auch nötig war, um den gigantischen Körper in der Luft zu halten. Und gigantisch war er wahrlich, wie Barlok jetzt sehen konnte, vergleichbar höchstens mit einem Zarkhan, der größten Bestie der Tiefenwelt. Einzelheiten jedoch konnte er auch jetzt nicht erkennen.
    Dafür stöhnte Thalinuel neben ihm auf und schlug die Hände vor das Gesicht. Barlok bekam es nur aus den Augenwinkeln mit, da er unfähig war, seinen Blick von dem Ungeheuer abzuwenden. Was immer es entdeckt haben mochte, schien doch keine Bedeutung zu haben, da es nicht mehr tiefer sank, sondern sich flügelschlagend wieder in die Höhe schraubte. Das fast unerträgliche Gefühl der Beklemmung, das Barlok verspürte, ließ nach und legte sich schließlich ganz, als die Kreatur in der Ferne verschwand.
    Erst jetzt wandte er sich Thalinuel zu. Sie war totenblass geworden, blankes Entsetzen flackerte in ihren Augen.
    »Was … was war das? Wirklich ein Drache?«, fragte er beklommen.
    »Nein.« Thalinuels Stimme bebte. »Etwas ungleich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher