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Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor

Titel: Elbensturm: Die Zwerge von Elan-Dhor
Autoren: Frank Rehfeld
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Schattenmahr dies überhaupt zulassen würde. Aila hätte ihn vermutlich ohnehin nicht verstanden.
    Ihr ganzes Leben lang hatten sie und ihre Begleiter vergeblich versucht, das in Tal’Orin verborgene Tor zu öffnen, um den Schattenmahren eine Rückkehr in diese bereits vor Äonen von ihnen beherrschte Welt zu ermöglichen. Schon damals waren die Nocturnen ihre willfährigen Diener gewesen. Für sie waren die blasphemischen Kreaturen des Chaos wirklich fast Götter, wie Aila gesagt hatte – sie waren die einzige Hoffnung für ihr auf wenige Dutzend geschrumpftes Volk, nicht nur zu überleben, sondern vielleicht sogar zu neuer Größe und Bedeutung zu erstarken.
    Für sie musste es gänzlich unverständlich sein, dass er es keineswegs als Ehre betrachtete, einen Teil Khraátams in sich zu tragen. Zudem würde es ihr Misstrauen wecken. Bislang betrachteten sie ihn als eine Art Auserwählten und bemühten sich, ihm alle Wünsche zu erfüllen, selbst wenn diese zweifelsfrei nur von ihm und nicht von dem Schattenmahr geäußert wurden. Dies war das einzig Angenehme an seiner Situation.
    »Es ist … nun ja, außergewöhnlich«, erwiderte er nach einigen Sekunden. »Auf jeden Fall bedeutet es ungeheure Macht.« Macht für den Schattenmahr, der ohne meinen geraubten Körper keinerlei Unheil in dieser Welt stiften könnte , fügte er in Gedanken hinzu.
    »Wie ich Euch darum beneide.« Aila senkte den Kopf.
    Lhiuvan starrte sie noch einige Sekunden lang an, dann wandte er sich ab und verließ das Haus. Wie alle Bauwerke hier in Tal’Orin war es vom Zahn der Zeit stark in Mitleidenschaft gezogen, doch die Nocturnen hatten sich bemüht, es wie einige andere wieder herzurichten, so gut es ging.
    Das galt auch für das benachbarte Gebäude, in dem seine elbischen Gefährten untergebracht waren. Auch sie waren von Khraátam versklavt worden, indem er einen winzigen Teil von sich in ihren Geist gepflanzt hatte, doch dachte dieser Teil nicht eigenständig, sondern sorgte nur dafür, dass sie widerstandslos seine Befehle ausführten. Nur fünf von ihnen waren noch am Leben. Die anderen waren genau wie die sie begleitenden Tzuul entweder bereits auf dem Weg durch den Düsterwald von den Ghoulen und Sarn getötet worden, oder die Nocturnen hatten sie in dem Bemühen, das Tor durch Blutopfer zu öffnen, abgeschlachtet.
    Kein Geräusch drang aus dem Haus, und es brannte auch kein Licht. Seine Hoffnung, dass die anderen noch wach wären und er sich für eine Weile zu ihnen gesellen könnte, zerschlug sich damit.
    Ohne Ziel schlenderte er ein Stück die Straße entlang. Erst nach einiger Zeit merkte er, dass Aila ihm immer noch mit wenigen Schritten Abstand folgte. Das war noch ungewöhnlicher als das Gespräch, das sie zuvor mit ihm begonnen hatte. Genau wie die anderen Nocturnen mied sie seine Nähe zumeist. Er blieb stehen.
    »Was ist los? Was willst du?«, fragte er barscher als eigentlich beabsichtigt.
    Gleich darauf tat es ihm schon wieder leid, dass er sie so grob angefahren hatte. Aila verwirrte ihn. Ihr Denken war ohne Zweifel das einer Nocturne. Sie betete die Mächte des Chaos an und würde jedem Befehl des Schattenmahrs gehorchen. Mit eigenen Augen hatte er mitangesehen, wie sie kaltblütig mehrere der Tzuul und Elben aus seinem Gefolge getötet hatte, in der Hoffnung, durch dieses Blutopfer das Tor öffnen zu können. Sie verehrte die Bestie in ihm, und allein deshalb schon war sie sein Feind. Er hätte sie hassen müssen, aber das gelang ihm nur bedingt.
    Das große Problem war, dass sie nicht aussah wie eine Nocturne. Zwar besaß sie deren bleiche Haut, doch auch sein eigenes Volk war hellhäutig, sodass er dies keineswegs als hässlich empfand – so wenig wie ihr sonstiges Aussehen. Ihre dunklen Augen und die langen schwarzen Haare bildeten einen für ihn zwar fremdartigen, aber reizvollen Kontrast zu ihrer Blässe.
    Nun blickte sie ihn erschrocken an, und ein fast panischer Ausdruck glitt über ihr Gesicht. Sie wich zwei Schritte zurück.
    »Ich … Es ist nichts«, stieß sie hervor. »Ich wollte nur …«
    Sie biss sich auf die Lippen und zögerte noch einen Moment, dann fuhr sie herum und lief davon.
    Lhiuvans schlechtes Gewissen regte sich. Er wollte ihr nacheilen, als er für einen Sekundenbruchteil hinter einem Schuttberg etwas Buntes zu sehen glaubte, das inmitten der trostlosen Steinöde einen völligen Widerspruch darstellte und ihm gerade deshalb sofort auffiel. Er blickte genauer hin, konnte jedoch nichts
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