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Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Eisseele - Schlieper, B: Eisseele

Titel: Eisseele - Schlieper, B: Eisseele
Autoren: Birgit Schlieper
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Handbewegung.
    Sie guckt ihn mit offenem Mund an: Das ist nicht sein Ernst. Sie soll bestätigen, dass sie in zwei großen Pausen hintereinander mit Carl gevögelt hat? Ihr wird leicht schlecht.
    »Das erste Mal im Stehen, das zweite Mal von hinten«, sagt Carl fies. »Nur, damit du das Gleiche wie ich sagst.«
    Sie möchte weg. Von ihm. Von sich. Von den Bildern in ihrem Kopf. Sie zwingt sich mit aller Kraft dazubleiben. Sie muss das durchstehen. Sie darf jetzt nicht weglaufen. Aber sie muss Zeit gewinnen. Sie will jetzt kalt duschen. Eiskalt. Die Bilder aus ihrem Kopf spülen.
    »Nette Idee«, sagt sie unter Aufbringung aller Konzentration und hofft, dass er den angeekelten Zug in ihrem Gesicht nicht wahrnimmt. »Du, ich muss jetzt los. Lass uns später reden«, sagt sie schnell und hebt die Hand zum Abschied. Schon vorher ist sie zwei Schritte zurückgegangen, nur damit er sie nicht wieder berühren kann.
    »Da steht ja auch noch ein kleiner Spaziergang an. Die Frist endet um sechs. Wir sollten heute Abend mal zur Schwarzen Rose schlendern und gucken, ob uns jemand ein Päckchen geschickt hat«, grinst Carl, ehe er sich wegdreht.

Nur ein einziger Augenblick
    N ach der kalten Dusche setzt Zoe sich an den Schreibtisch, versucht ihre Gedanken zu sortieren. Versucht, alle Gefühle in den Keller ihres Kopfs zu sperren und ganz kalt nachzudenken. Carl spielt mit ihr. Er hat sie benutzt. Er demütigt sie und wahrscheinlich hat er irgendwo Beweise, mit denen er auch sie erpressen könnte. Sie braucht auch eine Waffe. Das wird ihr klar. Sie braucht etwas, womit sie sich gegen ihn wehren kann. Sie muss das Gleichgewicht wieder herstellen. Aber womit soll sie ihm drohen? Was würde ihn verletzen, kränken? Selbst wenn sie in der Lage wäre, ihm körperliche Schmerzen zuzufügen, was sie liebend gerne täte, weiß sie, dass das der falsche Weg ist. Sie muss ihn anders treffen. Sie kennt sich kaum aus in seiner Welt. Eine eigene Welt hat sie nicht mehr, und endlich vervollständigen sich in ihrem Kopf die Gedanken, die ansatzweise schon durch ihr Hirn flatterten. Dass ihre Welt nicht zufällig zusammengebrochen ist. Dass da jemand nachgeholfen hat. Mit üblen Gerüchten. Mit Verleumdungen. Sie ahnt jetzt, wer das war.
    Carl hat dafür gesorgt, dass sie sich von Julian distanziert hat. Sie ist sich plötzlich sicher, dass er auch hinter den anderen Lügen steckt. Und plötzlich ist der ganze Hass, mit dem sie sich jahrelang selber verfolgt hat, wieder da. Und er richtet sich gegen Carl. Sie will ihn vernichten. Er hat so viel kaputt gemacht. Sie besinnt sich darauf, dass sie doch immer die Königin der perfiden Spiele war. Jetzt braucht sie eine besonders gemeine Idee. Eine zerstörerische.
    »Zoe, kommst du runter, ich muss los?«
    Völlig verwirrt hört sie ihre Mutter. Ganz langsam fällt es ihr wieder ein. Sie hatte zugesagt, heute Nachmittag zwei Stunden auf Franzi aufzupassen, weil ihre Mutter wieder irgendeine Sitzung hat.
    »Komme.« Sie bemüht sich gelangweilt auszusehen.
    »Alles in Ordnung?«
    »Klar. Stoße nur gerade an die Grenzen meiner Aufnahmefähigkeit in Sachen Chemie«, versucht Zoe Normalität zu versprühen.
    »Das kenne ich. Sei tapfer. Und tröste dich: Das brauchst du nie wieder.«
    Sonja Kessler verteilt zwei Küsse und ist raus. Zoe setzt sich langsam vor Franzi auf den Fußboden.
    »Und jetzt?«, fragt sie ihre Schwester, die ein Mobile ansieht. Zoe betrachtet das Mädchen, den verkrüppelten Körper, das merkwürdige Gesicht, in dem nichts zusammenpassen will und plötzlich weiß sie es. Franzi ist der Schlüssel. Sie wird Fotos von Carl und Franziska machen. Carl mit einem behinderten Mädchen im Arm. Das wäre genau das Richtige, um ihn unter Druck zu setzen. Sie weiß genau: Ein Foto davon in der Siedlung, in der Carl wohnt, und er ist erledigt. Sie würden sich das Maul zerreißen. Sie würden ihm die übelsten Dinge unterstellen. Den Ruf würde er nie wieder los. Niemand hätte auch nur noch einen Funken Respekt vor ihm. Sie würden ihn offen auslachen. Sich lustig machen. Und genau das würde ihn zerfressen.
    Sie greift zum Handy.
    »Lass uns noch mal über dein vermeintliches Alibi reden«, sagt sie schnell.
    »Reden? Wenn du willst, können wir es nachspielen«, lacht er feist.
    »Muss ich nicht haben. Aber am besten kommst du schnell, meine Eltern sind gerade weg, da können wir in Ruhe quatschen.«
    »Bin gleich da.«
    Sie schiebt Franzi in deren Zimmer. Ihr Auftritt soll später kommen.
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