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Eiskaltes Herz

Eiskaltes Herz

Titel: Eiskaltes Herz
Autoren: Ulrike Rylance
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schielte nach unten.
    »Der Fleck da. Mann!« Sie verdrehte genervt die Augen. »Und ich muss es dann wieder waschen!«
    Ich wechselte einen verschwörerischen Blick mitLeander. Sein Mundwinkel zuckte leicht. »Ich hol mir mal ein Eis da drüben«, sagte er laut. »Auch eins?« Das galt mir.
    »Ja. Aber nicht kleckern. Ich muss es dann wieder waschen.« Ich zwinkerte ihm zu. Er grinste zurück und schwang sich elegant über das kleine Geländer, welches den Park von der Straße abgrenzte. Kurz sah er nach links und rechts und spurtete dann los, über die Straße. Ich sah ihm hinterher, bewunderte seinen typischen schlenkrigen Leander-Gang, wie er lässig und doch flink durch den Verkehr huschte. Ein Auto hupte. Und dann knallte es laut, jemand schrie, Glas splitterte, Bremsen quietschten.
    »Oh Gott!«, rief Sarah erschrocken.
    Leander war weg.

3
April
    Mir wurde eiskalt. Ich konnte mich nicht bewegen, stand da wie festgenagelt. Ein Teil von mir löste sich aus meinem Körper und flatterte hoch in die Luft, von wo aus er unbeteiligt das Geschehen beobachtete, als ginge es mich gar nichts an. Dabei lag Leander da vorn auf der Straße und hinter ihm stand ein VW Golf, aus dem gerade eine Frau ausstieg. Ein Smart war ihr hintendrauf gefahren, weil sie so plötzlich gebremst hatte, Glasscherben lagen auf der Straße. »Ist Ihnen was passiert?«, rief die Frau erschrocken.
    Im Nu sammelten sich Schaulustige um den Unfallort und verdeckten die Sicht.
    »Komm.« Sarah zerrte mich am Arm und ich erwachte aus meiner Starre, setzte mich wie ferngesteuert in Bewegung, wurde immer schneller, rannte die letzten Meter. Leander! Er saß jetzt auf der Straße und rieb sich die Schulter. »Alles okay«, sagte er gerade. »Nichts passiert, bin nur gestolpert.«
    Das war das Signal für die Frau, ihrer Wut freien Lauf zu lassen. »Ja, bist du denn verrückt geworden? Da muss man doch mal die Augen aufmachen, wennman über die Straße geht. Rennt mir hier einfach so vors Auto und fällt genau davor hin, haben Sie das gesehen?« Sie wandte sich Hilfe suchend an die gaffenden Leute um sie herum. »Da kannst du von Glück reden, dass deinem Freund nichts passiert ist«, meckerte sie jemanden an. Deinem Freund? Ich schob die Leute weg, die nur unwillig zur Seite gingen und sich nicht von dem Anblick trennen konnten, welcher sich mir nun ebenfalls bot. Neben Leander hockte Vanessa. Wo kam die auf einmal her? Und was machte die da? Sie hielt ihn sanft am Ellenbogen fest, als wäre er ein kleines Kind.
    »Geht es? Kannst du aufstehen?«, fragte sie ihn gerade. »Und Sie sind viel zu schnell gefahren«, fuhr sie die Frau an. Die riss empört den Mund auf, aber was sie erwiderte, bekam ich nicht mehr mit, denn wie in Trance verfolgte ich Leander und Vanessa mit den Augen. Wie sie ihm hochhalf und rüber auf den Fußweg führte. Wie schön sie dabei in ihrem hellen Kleid aussah, eine Mischung aus sexy Krankenschwester und rettendem Engel. Wie Leander sich bedankte und irgendeine Bemerkung machte, bei der sie vor Lachen den Kopf in den Nacken warf. Wie er vergessen zu haben schien, dass ich auch noch da war.
    »Die Adresse von deinem Freund will ich, für die Versicherung«, keifte die Frau den beiden jetzt hinterher.
    Weder Vanessa noch Leander stellten der Frau gegenüber ihr Verhältnis zueinander klar und da setzteich mich endlich in Bewegung. »Leander«, rief ich und drängte mich durch die Leute.
    »Und schön hierbleiben, Freundchen«, rief die aufgebrachte Frau Leander zu, dabei hatte er doch gar nicht vor wegzulaufen. Er saß neben Vanessa auf einer Kiste vor dem vietnamesischen Obststand und hielt sich das Knie.
    »Lass die reden, ich kenne einen Anwalt, mach dir keine Sorgen«, sagte Vanessa gerade zu ihm. Sie hielt immer noch seinen Arm fest.
    »Leander.« Ich schnappte nach Luft, als ich endlich vor ihm stand. »Was machst du denn?«
    »Bin nur über irgendwas gestolpert, die soll sich nicht so aufregen«, sagte er und verdrehte die Augen. »Hab doch ihr kostbares Auto mit meinem eisenharten Körper gar nicht beschädigt.«
    »Na, Gott sei Dank«, sagte ich. Ich kniete mich vor ihm hin und griff nach seiner Hand. Warum hockte Vanessa immer noch neben ihm? Sie konnte ihn jetzt wirklich loslassen, ich war schließlich hier.
    »Ihr kennt euch doch, oder?«, fragte Leander. Ich nickte, obwohl ich noch nie was mit Vanessa zu tun gehabt hatte. Ich gehörte nicht zu ihrem Hofstaat und hatte mich auch nie darum bemüht, wozu auch?
    »Komme
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