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Eiskalter Wahnsinn

Eiskalter Wahnsinn

Titel: Eiskalter Wahnsinn
Autoren: Alex Kava
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Bahnen ein halbes Dutzend Rekruten ihren täglichen Lauf mit einem Slalom zwischen den Pinien. „Der Unterricht ist für diese Periode beendet, ich habe keine Albträume mehr, die mich nachts wach halten, und ich nehme mir zum ersten Mal seit… na ja, ungefähr hundert Jahren ein paar Tage frei. Ich freue mich darauf, in meinem Garten zu arbeiten, und habe mir für die südwestliche Ecke sogar drei Dutzend Narzissenzwiebeln gekauft. Ich werde mit Harvey das wunderbare Herbstwetter genießen, in der Erde buddeln und mit ihm Fangen spielen. Warum sollte mich das nicht in gute Laune versetzen?“
    Tully beobachtete sie. Irgendwann, so etwa bei den Narzissenzwiebeln, merkte sie, dass er ihr nicht glaubte. Er schüttelte den Kopf. „Du hast dich noch nie über Freizeit gefreut, O’Dell. Ich habe dich vor einem dreitägigen Wochenendurlaub für alle erlebt. Du hast jeden angepflaumt, nur ja Dienstagmorgen frühzeitig im Büro zu sein, damit dich keiner in deinen Ermittlungen aufhält. Es würde mich nicht wundern, wenn du dir für deinen Gartenurlaub die Taschen mit Akten voll gestopft hättest. Also, was ist nun wirklich mit dir los? Warum grinst du wie ein Honigkuchenpferd?“
    Sie verdrehte die Augen. Ihr Partner, stets der Profiler, war immer im Dienst und löste Rätsel. Vermutlich eine Berufskrankheit. „Okay, wenn du es unbedingt wissen musst: Mein Anwalt hat die letzten – wirklich die allerletzten – Scheidungspapiere von Gregs Anwalt zugesandt bekommen. Diesmal waren alle unterzeichnet.“
    „Demnach ist alles vorüber. Und du kommst damit klar?“
    „Natürlich komme ich damit klar. Warum denn nicht?“
    „Ich weiß nicht.“ Tully zuckte die Achseln und steckte sich seine Krawatte, die bereits Kaffeeflecken hatte, ins Hemd. Dann lud er sich den Kartoffelbrei mit Soße auf sein Roastbeef.
    Maggie sah zu, wie er die Hemdmanschette, ohne es zu bemerken, in die Soße tunkte, während er aus dem Kartoffelbrei einen Damm baute. Leicht den Kopf schüttelnd widerstand sie der Versuchung, über den Tisch zu langen und an seinem neuesten Fleck zu reiben.
    Unterdessen arbeitete Tully weiter mit der Gabel und jetzt auch dem Messer an seiner Lunchkreation. „Ich erinnere mich nur, dass ich sehr gemischte Gefühle hatte, als meine Scheidung durch war.“ Er hob den Kopf, sah ihr prüfend in die Augen und verharrte mit der Gabel in der Luft, als erwarte er nach seinem Geständnis nun auch eines von ihr.
    „Deine Scheidung hat sich nicht über fast zwei Jahre hingezogen. Ich hatte genügend Zeit, mich an den Gedanken, eine geschiedene Frau zu sein, zu gewöhnen.“ Er sah sie immer noch an. „Mir geht es gut. Wirklich. Es ist verständlich, dass du gemischte Gefühle hattest. Du musst mit Caroline zusammen eure Tochter Emma aufziehen. Greg und ich hatten wenigstens keine Kinder. Wahrscheinlich das Einzige, was wir in unserer Ehe richtig gemacht haben.“
    Maggie begann ihren Tacorito auszuwickeln und wunderte sich über Arlenes großzügige Verwendung von Zellophan. Schließlich hielt sie inne und konnte einfach nicht anders, als Tully mit der Serviette die Soße von der Manschette zu tupfen. Solche Gesten waren ihm längst nicht mehr peinlich, und diesmal hielt er ihr sogar das fehlgeleitete Handgelenk hoch.
    „Wie geht es Emma überhaupt?“ fragte sie und widmete sich wieder ihrem Lunch.
    „Gut. Sie ist beschäftigt. Ich sehe sie kaum noch. Zu viele Aktivitäten nach der Schule. Und Jungs … zu viele Jungs.“
    Maggies Handy meldete sich und unterbrach ihre Unterhaltung.
    „Maggie O’Dell.“
    „Maggie, hier ist Gwen. Können wir reden?“
    „Ich sitze gerade mit Tully bei einem frühen Lunch. Was ist los?“ Maggie kannte Gwen Patterson gut genug, um die Dringlichkeit aus ihrem Tonfall herauszuhören, obwohl Gwen das hinter kühler Professionalität zu verbergen suchte. Sie hatte Dr. Patterson vor zehn Jahren kennen gelernt, als sie Assistentin im forensischen Programm des FBI gewesen war und Gwen eine beratende Psychologin, die oft von ihrem Boss, dem stellvertretenden Direktor Kyle Cunningham, hinzugezogen wurde. Trotz des Altersunterschiedes – Gwen war dreizehn Jahre älter als Maggie – waren sie sofort Freundinnen geworden.
    „Ich habe mich gefragt, ob du etwas für mich nachprüfen könntest.“
    „Sicher. Was brauchst du?“
    „Ich mache mir Sorgen um eine Patientin. Ich fürchte, sie könnte in Schwierigkeiten stecken.“
    „Okay.“ Maggie war ein wenig überrascht. Gwen sprach nur
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