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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung
Autoren: Linda Howard
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wiederkommen«, sagte Sam, seinen Kopf an Gabriels Schulter vergraben. Er fing an zu schluchzen. »Ich dachte, du hättest einen Totalschaden oder wärst erfroren oder ein Baum wäre auf dein Auto gestürzt. Granny hat gesagt, dass dir nichts fehlt; sie hat gesagt, du kannst auf dich selbst aufpassen, aber ich habe geträumt, dass du nie mehr wiederkommst.«
    Gabriel krampfte sich das Herz zusammen. Ein Kind sollte nicht unter solchen Ängsten leiden, aber Verlust war für Sam ja nichts Neues. Er tätschelte Sam den schmalen Rücken, wiegte seinen Sohn instinktiv hin und her – eine tröstliche Bewegung, die auf der ganzen Welt die gleiche war, und ging mit ihm ins Haus.
    »Es war nicht so schlimm. Ich saß bei Lolly zu Hause fest, weil die Straßen früher vereist sind, als ich erwartet hatte.«
    Sam hob den Kopf und sah Gabriel unvermittelt an. Seine tränennassen Augen verengten sich zu Schlitzen. »Lolly. Das ist der blödeste Name, den ich je gehört habe.«
    »Das ist die Abkürzung von Lorelei.«
    Gabriel wandte sich halb um und sah, dass Lolly und sein Vater hinter ihm die Küche betreten hatten. Er war so in sein Wiedersehen mit Sam vertieft gewesen, dass er gar nicht gehört hatte, dass die beiden hereingekommen waren. Lolly, die diese Erklärung für ihren Namen angeboten hatte, lächelte sanft und ließ äußerlich keine Anzeichen sehen, welch ein Trauma sie hinter sich hatte. Wegen Sam, wie er wusste – und er war ihr dankbar dafür.
    Sam hatte sich noch nicht beruhigt. Er war außer sich gewesen, und offensichtlich war Lolly die Schuldige. »Wenn ich Lorelei heißen würde, dann würde ich mich auch anders ansprechen lassen. Der Name ist ja noch blöder als Lolly.«
    »Sam«, sagte Gabriel mit sanftem Tadel. »Das ist unhöflich. Entschuldige dich.«
    Er zog den Kopf ein, die Zähne zusammengebissen. »Tut mir leid«, murmelte er dann, ohne einen Funken Bedauern in den Worten. Er wollte nicht offen ungehorsam sein, aber bis hierher und nicht weiter.
    Lolly war nicht beleidigt – zumindest machte sie nicht den Eindruck. Sie ging einen Schritt auf ihn zu, kam näher. »Ich kann mir schon vorstellen, dass du ganz schön sauer auf mich bist, weil ich deinen Dad bei diesem Unwetter aus dem Haus geholt habe.«
    Ein mürrischer Sam nickte. »Du hättest vor dem Unwetter wegfahren sollen.«
    »Ist mir schon klar«, sagte Lolly. »Aber … aber es ist was passiert, und dann konnte ich nicht mehr weg.« Sie setzte an, Sam eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht zu streichen. »Und weißt du, dein Daddy ist in einer Welt, die jeden wahren Helden gebrauchen kann, wirklich der reinste Superheld.«
    »Ja«, stimmte ihr Sam bei. »Logo.«
    Gabriel bemerkte, wie Lolly sich ein Lächeln verbiss. Sie verhielt sich genau richtig, legte sich nicht zu sehr ins Zeug, versuchte nicht, so zu tun, als wäre sie Sams beste Freundin, denn schließlich hatten sie sich ja eben erst kennengelernt.
    »Du siehst deinem Dad sehr ähnlich. Bist du auch ein Held?«
    Daraufhin richtete Sam sich kerzengerade auf. Da Gabriel ihn auf dem Arm hatte, konnte er Lolly einen Moment in die Augen schauen, bevor er nickte.
    »Freut mich, das zu hören«, sagte Lolly mit einem freundlichen Lächeln. »Diese Welt kann nämlich Helden wie dich und deinen Dad gebrauchen.«
    Sam schaute sich Lollys zerschundenes Gesicht genauer an. »Was ist dir da passiert?«
    Er deutete auf ihre Wange, und Gabriel hielt den Atem an. Er konnte Sam nicht vor allen Widrigkeiten der Welt bewahren, aber der Junge musste nicht wissen, dass die Gewalt um ein Haar auf seiner Türschwelle angelangt wäre.
    Lolly legte ihm sachte die Hand auf die Wange. »Ich bin hingefallen«, erwiderte sie einfach. »Und zwar noch bevor dein Dad gekommen ist, und ich muss dir sagen, dass er mich davor bewahrt hat, noch zig Mal zu fallen.«
    »Eis ist glatt«, sagte Sam fast mit der Stimme eines Erwachsenen. »Granny wollte mir nicht erlauben, nach draußen zu gehen, auch nicht, um Dad willkommen zu heißen.«
    »Deine Granny ist eine sehr kluge Frau«, sagte Lolly aufrichtig.
    Gabriel konnte sehen, wie es im Kopf seines Sohnes arbeitete, als er die Situation und die Frau, die er da vor sich hatte, abschätzte. »Tut mir leid, dass ich mich über deinen Namen lustig gemacht habe«, sagte er diesmal aufrichtig.
    »Da bist du nicht der Erste«, erwiderte sie vertraulich, als würden nicht drei weitere Erwachsene mithören. »Dein Vater hat mich immer …« Sie warf einen Blick in die
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