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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung
Autoren: Linda Howard
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schonen.
    Er nahm sie an der Hand, als sie zu einem Hügel gelangten, denn er wusste, dass es dahinter steil herunter- und dann wieder hinaufging. Sie mühten sich mit dem Aufstieg ab, achteten auf jeden Schritt, rangen um Atem und verschwendeten ihre wertvolle Energie nicht mit Sprechen.
    Gabriel sagte sich immer, dass es schlimmer hätte kommen können. Verglichen mit anderen Bergen in der Gegend, war dieser hier klein – nicht einmal hoch genug, um anständig Ski fahren zu können. Manche würden ihn eher als großen Hügel bezeichnen. Der Abstieg war machbar, dafür konnten sie dankbar sein. Der Sturm hatte aufgehört. Wenn sie bei Wind und Regen unterwegs wären, würde der Fußmarsch zweimal so lange dauern und wäre zehnmal so gefährlich. Wenn er oder Lolly verletzt oder erschossen worden wären, dann hätten sie sich trennen müssen; der mobile von ihnen beiden hätte dann allein in die Stadt laufen müssen, um Hilfe zu holen, und den anderen sich selbst überlassen. Und wenn sie beide verletzt wären, dann …
    Ob sein Dad sich dachte, dass er wegen des Sturms gestrandet, dass aber alles in Ordnung war? Oder machte er sich Sorgen und ließ nichts unversucht, um irgendwie diese Straße heraufzukommen? Lolly hatte gesagt, dass sie sich gerade fertig gemacht hatte, um sich bei den Richards einzuquartieren, als Darwin und Nikki einbrachen. Würde Mrs. Richard sich solche Sorgen machen, dass sie im Büro des Sheriffs anrief, um zu melden, dass Lolly nicht angekommen war? Oder würde sie einfach annehmen, dass der Sturm auf dem Berg oben es Lolly unmöglich gemacht hatte, wieder hinunterzufahren? Viele Möglichkeiten, und er konnte einfach nicht wissen, womit er zu rechnen hatte. Er musste weiterhin so tun, als wären er und Lolly ganz auf sich allein gestellt. Und das waren sie eigentlich ja auch, momentan jedenfalls.
    Auf halber Höhe erwärmten ein paar Sonnenstrahlen den Boden. Die höhere Temperatur und das Licht waren eine willkommene Erleichterung – obwohl er wusste, dass sie nicht von Dauer waren. Wo die Sonne auf den Boden fiel, gestaltete sich das Fortkommen einfacher. Sie konnten sogar ein paar Schritte auf der Straße machen, wenn der Seitenstreifen schmal und zu nah am Abgrund verlief. Gabriel bemühte sich nicht, Lollys Hand loszulassen, wenn der Weg ein paar Schritte lang einmal nicht so glatt war.
    »Nicht so übel, hm?«, fragte er.
    Lolly war atemlos, als sie antwortete: »Sprich dich aus, McQueen!«
    Er hätte sich gern umgedreht, um ihr ein aufmunterndes Lächeln zu schenken, um ihr zu sagen, dass sie super in der Zeit lagen, doch dann kam er oben auf dem Hügel an und sah, was sie noch vor sich hatten.
    Auf der Straße lagen nicht bloß ein oder zwei umgestürzte Bäume, sondern einer hinter dem anderen – so weit das Auge reichte. Einige lagen vereinzelt, wobei die Fahrbahn auf beiden Seiten daneben zum Glück unbeschädigt war. Andere lagen kreuz und quer übereinander, ein Baumstamm und noch einer und noch ein weiterer … und blockierten ihnen den Weg. Über einige konnten sie klettern, wie zuvor über den auf der Zufahrtsstraße. Andere waren zu groß, oder die Äste waren zu verschlungen. Sie würden um einige dieser Hindernisse herumgehen, einen Umweg durch den Wald nehmen müssen, und somit wertvolle Zeit verlieren.
    »Fick dich«, murmelte er.
    »Soll’s gleich sein?«, witzelte Lolly, doch aus den Augenwinkeln sah er, wie sie sich in die Brust warf und das Kinn reckte. Sie schaute ein bisschen lächerlich aus, so aufgeplustert, wie sie war, aber sie wirkte auch stark. Und irgendwie erstaunlich. Sie holte tief Luft.
    »Ich bin doch nicht Niki und Darwin entkommen und habe eine Hetzjagd durch diesen Eisregen und durch meine eigene Küche überlebt, bloß um dann hier aufzugeben«, erklärte sie. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. »Der Teufel soll mich holen, wenn ich mich jetzt hier hinsetze und losheule, selbst wenn das mein erster Impuls ist.« Sie sah ihn an, und er bemerkte, dass ihr Tränen in den Augen standen. »Das wird ein langer Tag. Lenk mich ab.« Sie ging an den Straßenrand und begann mit dem Abstieg. »Du musst doch hunderte nette, lustige Geschichten über Sam auf Lager haben. Erzähl mir ein paar. Bring mich zum Lachen!«
    Gabriel war nicht sonderlich zum Lachen zumute, aber der Gedanke an Sam, der wartete, dass sein Daddy nach Hause kam, trieb ihn an.

14
     
    Es gab Augenblicke, da dachte Lolly, sie könnte keinen einzigen Schritt mehr gehen. Die Füße
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