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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung
Autoren: Linda Howard
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taten ihr weh. Alles tat ihr weh. Eine Weile hielten Gabriel und seine Geschichten sie aufrecht, doch jetzt war es das Geräusch einer Kettensäge, das für weitere Motivation sorgte. Es ließ sich unmöglich sagen, von wo genau das Geräusch kam. Vielleicht waren ja Hilfsmannschaften in der Stadt am Werk, und das Geräusch schallte nur herauf. Aber womöglich waren die Arbeiter auch hier, auf dieser Straße. Womöglich hinter dem nächsten Hügel … oder dem übernächsten …
    »Wenn ich mir ein Haus in Portland kaufe, dann im absoluten Flachland. Mit Nachbarn in der Nähe. Und flächendeckendem Handyempfang.«
    Gabriel warf einen Blick über die Schulter. »Du hast vor, ein Haus zu kaufen?«
    »Ich spiele mit dem Gedanken«, erwiderte sie. »Ich habe eine schöne Wohnung, aber wenn man Miete zahlt, spült man sein Geld praktisch den Gully runter. Außerdem soll der Zeitpunkt zum Kaufen momentan günstig sein.«
    Er ließ einen Laut hören – wie ein leichtes Knurren aus dem tiefsten Inneren. »Ich wusste nicht, dass du planst, dich in Portland zu verwurzeln.«
    »Ich habe dort einen guten Job. Freunde. Ich … fühle mich wohl dort.«
    Wieder gab er diesen seltsamen Laut von sich.
    In diesem Augenblick hörte sich »wohlfühlen« für Lolly ganz eindeutig prima an. Sie mochte es, wenn sie sich wohlfühlte. Sie erfreute sich eines Lebens ohne Überraschungen.
    Doch dann bekam sie ihre Überraschung.
    »Bevor du ein Haus kaufst, solltest du mich in North Carolina besuchen kommen. Vielleicht gefällt es dir dort ja besser.«
    Diese Bemerkung machte sie sprachlos, aber sie hatte keine Zeit, zu viel in diese Einladung hineinzuinterpretieren, denn Gabriel langte am Gipfel des Hügels an und hielt inne. Sie befand sich unmittelbar hinter ihm, so nah, dass sie ihn um ein Haar über den Haufen gerannt hätte. Sie stellte sich neben ihn. In der Ferne – aber zum Glück nicht zu weit weg – parkte ein riesiger Kranwagen. Ein Team von vier Männern zersägte Äste und Baumstämme und schaffte sie mithilfe des Krans von der Straße. Eine Spur der Straße hatten sie bereits freigelegt.
    Lolly war so erleichtert, dass ihr fast die Knie einknickten. Sie lehnte sich an Gabriel, er nahm ihre Hand und drückte sie. »Fast geschafft, Lollipop.«
    Sie wollte Gabriel noch ein paar Fragen zu seiner spontanen Einladung stellen, doch der Zeitpunkt für diese Frage war schnell verstrichen – und sie hatte ihn verpasst.
    Das Wissen, dass Hilfe nah war, spornte sie beide an. Gabriel hielt ihre Hand ganz fest. Ob er das tat, damit sie nicht hinfiel, oder um die Verbindung zwischen ihnen nicht abreißen zu lassen, wusste sie nicht zu sagen. Und sie hatte Angst zu fragen. Ihre ganze Unsicherheit, ihre Schüchternheit, die sie glaubte, vor Jahren besiegt zu haben, brachen wieder hervor. Gabriel lud sie ja vielleicht zu einem Besuch ein, wenn bis auf sie keine Menschenseele auf Erden und die Überlebensfreude bei ihnen beiden noch frisch war. Aber jetzt … Was würde jetzt passieren, wenn die restliche Welt mit ins Spiel kam?
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis sie bei der Straßenwacht angelangt waren. Die Männer machten Gabriel und Lolly in der Ferne aus und winkten begeistert.
    Als sie näher kamen, brüllte der Bursche ganz vorn – Justin Temple, der sich, seit Lolly von Wilson Creek weggezogen war, offensichtlich nicht sonderlich verändert hatte –, mit dröhnender Stimme: »Der Sheriff hat gesagt, dass wir über euch stolpern könnten, aber ich hatte nicht damit gerechnet, euch so bald zu sehen! Wir haben Kaffee und belegte Brote dabei«, fügte er noch hinzu und nahm dann sein Walkie-Talkie vom Gürtel, um mit jemandem am anderen Ende zu reden.
    Diese Straße hätte nur geringe Priorität haben sollen, doch dank des Sheriffs war es anders gekommen. Lolly wusste, dass viele Hilfsmannschaften damit beschäftigt waren, die Straßen in der Stadt und in den angrenzenden Vierteln freizuräumen, und sie konnte nur froh sein, mit dem Sohn des Sheriffs zusammen zu sein – und dass Harlan McQueen so viel Achtung in Wilson Creek entgegengebracht wurde.
    Der Kaffee war recht frisch, heiß und schmeckte besser als jeder Kaffee, den sie je getrunken hatte. Lolly war so erschöpft, dass sie nur ein paar Bissen von dem belegten Brot hinunterbrachte, das man ihr anbot, aber sie aß, was sie konnte. Dann setzten sie und Gabriel sich auf die Ladefläche des Pick-up und warteten auf den Sheriff, der, wie Justin erklärte, bereits unterwegs
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