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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung
Autoren: Linda Howard
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Sie fühlte sich wegen der zig Schichten Kleidung unbeholfen und plump, während Gabriel wie üblich sein virtuoses, schon fast ärgerlich perfektes Ego zur Schau stellte. Er war schon immer athletisch gewesen, und, ja, einen knackigen Hintern hatte er auch. Trüge er nicht seinen schweren alten Mantel, hätte sie wenigstens seine Physiognomie bewundern können. Gott sei Dank hatte er keine Ahnung, dass ihr sein Gesäß durch den Kopf spukte. Er ging einfach weiter, unerschütterlich und umsichtig, und gab den Weg selbstsicher vor.
    Sie tat gar nichts selbstsicher, auch dann nicht, wenn nicht gerade zig Schichten Klamotten sie beeinträchtigten. Zumindest für den Fall, dass sie hinfiel, wäre sie gut gepolstert.
    Gabriel sah toll aus. Attraktiv, muskulös … blaugrüne Augen mit tintenschwarzen Wimpern. Er war größer als damals in der Highschool, definitiv älter, aber seine Augen hatten sich gar nicht verändert. Lolly musste sich regelrecht zwingen, nicht zu sehr ins Schwärmen zu geraten. Sie versuchte, sich zur Vernunft zu rufen, klar zu denken. Er hatte ihr das Leben gerettet, und somit handelte es sich vermutlich um eine Art instinktive Anziehung, die absolut nichts mit ihrer Person zu tun hatte. Dazu kam die Tatsache, dass sie intim gewesen waren, dass er in ihr drin gewesen war, und somit konnte sie nichts anderes erwarten als diese totale Vernarrtheit.
    Ach, das war ja wohl nicht ihr Ernst, oder? Sie war doch immer scharf auf ihn gewesen – nicht, dass sie in den letzten fünfzehn Jahren ständig nach ihm geschmachtet hätte, aber immerhin ausreichend, sodass beim Wiedersehen ihr altes Interesse sofort neu entflammt war.
    Als sie den Baumstamm, der die Zufahrt blockierte, unbeschadet überwunden hatte, hielt Gabriel sie einen Moment länger fest als notwendig, wohl um sich zu vergewissern, dass sie auch richtig Halt auf dem Boden hatte – nun, sie hatte jedenfalls keine Eile, sich ihm zu entwinden.
    »In meinem Ford habe ich Suppe und Kaffee«, erklärte er. »Wir legen dort eine kurze Pause ein, und wenn nicht gerade ein Baum das Auto demoliert hat, können wir uns reinsetzen und uns aufwärmen.«
    Nach den vielen Stunden, die der Wagen da festsaß, hatte sie keine Hoffnung, dass die Suppe und der Kaffee noch warm waren, aber etwas zu essen war es dann doch, also nichts wie her damit. Die Müsliriegel würden mit Sicherheit nicht lang genug vorhalten.
    »Gute Idee!«
    Es war ein weiter Weg bis Wilson Creek, und in kleinen Etappen ließ sich die Strecke am besten bewerkstelligen. Bis ans Ende der Zufahrtsstraße. Bis zur Kurve, wo früher das Haus der Morrisons stand. Bis zum Hügel, wo der Wald unterbrochen war, wo sicher die Sonne schien. Bis zur Schnellstraße … Und von da ging’s dann wieder von vorne los, wenn sie zum Haus der McQueens marschierten.
    Wo sie dann im wahrsten Sinne das fünfte Rad am Wagen war.
    Nachdem sie problemlos ein paar Schritte gegangen war, rutschte Lolly plötzlich ohne jegliche Vorwarnung der rechte Fuß davon. Sie griff instinktiv nach einem der unteren Äste, doch als sie den dünnen, gefrorenen Zweig packte, knackste er einfach ab. Gabriel packte sie, damit sie nicht auf dem Hintern landete. Er umfasste sie fest und sicher, und sie gestattete es sich, einen Augenblick seine Körperwärme und seine massive Statur zu genießen. Gabriel McQueen war wie ein Fels. Wo wäre sie jetzt ohne ihn? Sie durfte ihre Gedanken nicht in diese Richtung abschweifen lassen.
    Lolly klopfte das Herz, als sie versuchte, wieder zu Atem zu kommen. Sie wusste, wie katastrophal ein Sturz wäre. Sie hatte einen Bluterguss und Prellungen. Das Einzige, was jetzt noch fehlte, war, dass sie sich etwas brach oder den Knöchel verstauchte. Wenn sie es recht bedachte, war sie Gabriel eine Last …
    »Alles in Ordnung?«, fragte er.
    Als sie nickte, gab er sie frei, und sie marschierte weiter.
    Einen Schritt nach dem anderen.
    Gabriel hatte gewusst, dass der Abstieg hart würde; Stunde um Stunde galt es auf jeden Schritt zu achten, auf die Gefahren aufzupassen, die überall lauerten.
    Nachdem sie im Ford eine Pause eingelegt hatten – es waren zum Glück keine Bäume auf den Wagen gestürzt –, etwas lauwarme Suppe gegessen, Kaffee getrunken und die wetterfeste Kappe mitgenommen hatten, machten er und Lolly sich wieder auf den Weg. Lolly murrte nicht, kein Wort der Klage war ihr über die Lippen gekommen, aber langsam fiel ihr das Atmen schwerer, und sie versuchte, ihre geprellte rechte Seite zu
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