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Eiskalte Verfuehrung

Eiskalte Verfuehrung

Titel: Eiskalte Verfuehrung
Autoren: Linda Howard
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Runde, neigte sich dann vor und flüsterte Sam ins Ohr: »… Lollipop genannt.«
    Sam fing an zu kichern, und Gabriel stellte den Jungen auf den Boden. Sam blieb in der Nähe, lehnte sich an seinen Vater, hielt sich manchmal an seiner Kleidung fest oder an seiner Hand, um sich zu vergewissern, dass er auch nicht wieder fortging.
    Valerie McQueen – allzeit bereit – hatte eine Jause für sie vorbereitet: Suppe, belegte Brote, Kaffee, Kekse. Gabriel und Lolly saßen am Küchentisch, Sam hockte auf Gabriels Knie, und sie ließen es sich schmecken, bis sie keinen Bissen mehr hinunterkriegen konnten. Es dauerte nicht lange, bis Sam ganz entspannt mit Lolly umging und seine Angst, dass sein Dad nie mehr nach Hause kommen würde, ganz nachließ. »Entspannt« bedeutete allerdings nicht unbedingt freundlich, aber selbst als Kleinkind hatte Sam immer eine Weile gebraucht, bis er Erwachsenen gegenüber nicht mehr fremdelte.
    Für eine Frau, die keine Kinder hatte, machte Lolly ihre Sache jedenfalls gut mit Sam. Bevor er den Jungen nach Maine gebracht hatte, hatten Freunde von ihm und Mariane Sam mit ihrer Zuneigung schier erstickt. Diese Zuneigung war verdient, tat dem Jungen nach einer Weile aber nicht mehr gut. Lolly redete mit Sam fast wie mit einem Erwachsenen, und er antwortete.
    Als sie anfing, Sam Geschichten über seinen Dad als Kind zu erzählen, musste Gabriel allerdings einschreiten. Er wollte nicht, dass sein Sohn – oder seine Eltern – hörten, wie er Lolly früher schikaniert hatte. Er sagte »Pause« – und Lolly lachte; es war ein echtes, herzliches Lachen, das ihn bis ins Mark erwärmte. Sam nannte sie einmal Lollipop, und beide bekamen einen Lachkrampf. Gabriel und seine Eltern blickten ebenso amüsiert wie erstaunt drein.
    Und Gabriel wurde klar, dass sich irgendwann in den letzten vierundzwanzig Stunden seine Welt verändert hatte.
    Lolly legte ihren Kopf in den Nacken und schloss die Augen; sie ließ das heiße Wasser auf ihren müden, überbeanspruchten und halb gefrorenen Muskeln sein Werk tun. Normalerweise sprang sie unter die Dusche – und sauber sofort wieder heraus. Es war lange her, seit sie sich so richtig genüsslich in einem Wannenbad geaalt hatte.
    Das Badezimmer der McQueens war größer als das im alten Haus, denn es war später gebaut, zu einer Zeit nämlich, als viel Platz kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit war. Die Badewanne war breit und tief; die Abstellfläche auf der anderen Seite war lang und voll von Seifen, Handtüchern, Haarwaschmitteln und zwei flackernden Kerzen. Hier im Haus gab es noch Strom, was in einem Großteil von Wilson Creek nicht der Fall war. Lolly wollte allerdings kein Risiko eingehen, deshalb die Kerzen. Falls es zu einem Kurzschluss kam, würde sie nicht im Dunkeln sitzen – nicht an diesem Abend.
    Nachdem Sam zu Bett gegangen war, hatten Gabriel und sie bei Sheriff McQueen ihre Aussage gemacht. Gabriels Vater war froh, weil sie beide wohlbehalten waren, aber gleichzeitig empört, weil Meth-Süchtige bis in sein County eingedrungen waren. Sobald es machbar war, sollten sich Straßen- und Elektrizitätstrupps zum Haus auf dem Berg oben begeben. Aber dennoch würde es Tage, wenn nicht gar Wochen dauern, bis sie fanden, was von Darwin und Niki noch übrig war. Lolly würde noch eine Weile ohne ihr Auto auskommen müssen. Doch das war ihre kleinste Sorge …
    Ein verhaltenes Klopfen riss sie aus ihrem Nickerchen, dann rüttelte jemand am Türknauf, den sie hinter sich verriegelt hatte.
    »Komme gleich!«, rief sie und sammelte ihre Kräfte, um die Wanne mit dem immer noch warmen Wasser zu verlassen.
    »Nicht bewegen!«, rief eine vertraute tiefe Stimme.
    Es wurde wieder am Türknauf gerüttelt, das Schloss gab nach, und die Tür flog auf. Lolly packte einen nassen Waschlappen, um ihn sich quer über den Busen zu legen – ein armseliger Versuch in letzter Minute, sich in Anstand zu üben.
    Gabriel schlüpfte ins Bad und schloss – verschloss! – die Tür hinter sich.
    »Du hast soeben unter Beweis gestellt, dass das Türschloss zu gar nichts taugt«, meinte sie. Vielleicht sollte sie ja entsetzter sein, schüchterner. Aber sie war es nicht.
    Er hielt ein geknicktes Stück Papier in die Höhe. »Ich bin in diesem Haus aufgewachsen. Diese Türschlösser sind jemandem, der hinein möchte, bestenfalls eine Warnung, dass gerade besetzt ist.«
    »Aber du hast diesen Hinweis nicht beachtet.«
    Er schaute mit einem Lächeln auf sie hinunter, und sie
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