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Eisige Umarmung (German Edition)

Eisige Umarmung (German Edition)

Titel: Eisige Umarmung (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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verstorbenen Schwester Kristine, Sienna und Toby, und auch er selbst – ihr restliches Leben als lebende Tote verbringen müssen.
    Wenn sie nicht abtrünnig geworden wären, hätte man sie im Rehabilitationszentrum einer Gehirnwäsche unterzogen, hätte ihre Hirne so zerstört, dass sie nur noch als hirnloses Gemüse herumgelaufen wären. Sie waren bewusst ein Risiko eingegangen, als sie sich zu den Wölfen abgesetzt hatten. Walker und er hatten damit gerechnet zu sterben, aber sie hatten gehofft, dass die SnowDancer-Wölfe bei Toby und Marlee Gnade walten lassen würden. Sienna war kein Kind mehr, aber auch noch keine Erwachsene. Sie hatte selbst beschlossen, ihr Glück ebenfalls eher bei den Wölfen zu suchen, als sich den Rehabilitationsmaßnahmen auszusetzen.
    Aber die Wölfe hatten auch die Erwachsenen nicht sofort getötet. Deshalb lebte Judd nun in einer Welt, in der sein bisheriges Leben nichts galt. Er zog Hosen, Socken und Stiefel wie immer zuerst an. Man konnte einem Gegner mit bloßem Oberkörper gegenübertreten, aber barfuß war man im Nachteil. Als er das Hemd überzog, kam die erwartete Nachricht auf seinem silbernen Handy an. Mit offenem Hemd las er die verschlüsselten Worte und übersetzte sie für sich.
    Ziel bestätigt. Zeitfenster: eine Woche.
    Dann löschte er die Nachricht, schob die Ärmel hoch und wickelte weiße Baumwollbandagen um beide Unterarme – sie würden den Geruch der sich schnell regenerierenden Haut zurückhalten. Brenna wäre sehr erstaunt gewesen, wenn sie gesehen hätte, wie schnell die Wunden bei ihm heilten.
    Seine Gedanken kehrten noch einmal zum Tatort zurück. Er war sicher, dass sie es mit einem Nachahmungstäter zu tun hatten. Die Schnitte hatten nur oberflächlich so ausgesehen wie bei den Morden von Santano Enrique. Enrique war stolz auf die absolute Genauigkeit seiner Taten gewesen, dieser Mörder jedoch hatte eher drauflosgehackt. Indigo hatte außerdem bestätigt, dass man den typischen Geruch der Medialen am Tatort nicht festgestellt hatte. Und außerdem war Santano Enrique ohne jeden Zweifel tot – Judd war dabei gewesen, als Wölfe und Leoparden ihn mit ihren Krallen in Stücke gerissen hatten.
    Brenna brauchte nicht zu fürchten, ihr Folterer sei aus dem Grab auferstanden. Das war natürlich mit der Rationalität der Medialen gedacht, und sie war unzweifelhaft eine Gestaltwandlerin. Außerdem wusste sie nicht, dass Judd bei der Hinrichtung Enriques und bei ihrer Rettung dabei gewesen war. Er hatte nicht die Absicht, daran etwas zu verändern. Normalerweise war er nicht besonders gut darin, gefühlsmäßige Reaktionen vorherzusagen, aber in den Heilungssitzungen für Brenna hatte er genug über sie erfahren, um zu wissen, dass sie seine Beteiligung keinesfalls positiv aufnehmen würde. Er hatte Sascha etwas von seiner psychischen Stärke „geliehen“, damit sie Brennas zerstörten Geist heilen konnte.
    Ich bin kein kleines Kind mehr.
    Offensichtlich nicht. Und er war nicht ihr Beschützer. Das konnte er nicht sein – je näher er ihr kam, desto mehr konnte er sie verletzen. Silentium war für Leute wie ihn erfunden worden – für brutale Mörder und gefährliche Verrückte, die die Welt der Medialen in eine blutdurchtränkte Hölle verwandelt hatten. Silentium war das einzige Mittel dagegen geworden.
    Sobald er die Konditionierung ablegen würde, wäre er eine geladene und ungesicherte Waffe. Deshalb konnte er, anders als Sascha, Silentium niemals aus seinem Kopf verbannen. Nur dadurch konnte er die Welt vor dem bewahren, was er war – konnte er Brenna vor sich schützen.
    Er zog eine schwarze Jacke über, ein genaues Abbild des Kleidungsstücks, das Tai zerfetzt hatte, und steckte das Handy ein. Es wurde Zeit, er musste die Höhle verlassen.
    Und eine Bombe bauen.

 
    3
    Kaleb Krychek, kardinaler TK-Medialer und seit kurzem Mitglied des Rats, unterbrach die Verbindung, lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und faltete die Hände auf dem Tisch. Mühelos schaltete er telekinetisch die Gegensprechanlage ein: „Silver, besorgen Sie mir bitte alle Unterlagen über das Unternehmen der Familie Liu.“
    „Sofort, Sir.“
    Diese Aufgabe würde sie ein paar Minuten in Anspruch nehmen, und so ließ er in Gedanken noch einmal den Anruf von Jen Liu Revue passieren. Die Matriarchin des Unternehmens hatte sich deutlich geäußert.
    „Wir haben eine für beide Seiten äußerst vorteilhafte Beziehung“, hatte sie gesagt, und ihre grünen Augen hatten nicht einmal
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