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Eisige Umarmung (German Edition)

Eisige Umarmung (German Edition)

Titel: Eisige Umarmung (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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Käfigwänden zurückgeworfen.
    „Es war nicht ganz genauso.“
    Die kühle Antwort riss sie aus ihren albtraumhaften Erinnerungen. „Wie können Sie so sicher sein?“
    „Ich bin ein Medialer. Ich erkenne Strukturen und Muster.“
    Diese gefühllosen Augen und die schwarze Kleidung ließen keinen Zweifel daran aufkommen, dass er ein Medialer war. Was den zweiten Teil seiner Aussage anging … „Versuchen Sie nicht, mir einzureden, dass jeder Mediale so schnell alle Einzelheiten hätte erfassen können. Sie haben besondere Fähigkeiten.“
    Er machte sich nicht die Mühe, dies zu bestätigen oder abzuleugnen. „Was nichts an den Fakten ändert. Die Schnitte bei diesem Opfer –“
    „Timothy“, unterbrach sie ihn mit einem Kloß im Hals. „Er hieß Timothy.“ Obwohl sie den toten Wolf nur vom Sehen kannte, konnte sie es nicht ertragen, dass er nur noch ein namenloses Opfer sein sollte. Er hatte ein Leben gehabt. Eine Geschichte.Einen Namen.
    Judd sah sie an und nickte kurz. „Timothy wurde auf dieselbe Art wie die anderen umgebracht, aber es gibt ein paar Unterschiede. Am meisten fällt ins Gewicht, dass sich der Täter diesmal einen Mann gesucht hat.“
    Santano Enrique, der Scheißkerl, der Brenna gequält und so viele andere ermordet hatte, war nur auf Frauen aus gewesen. Weil er gerne bestimmte Dinge tat, die er nur mit Frauen tun konnte – Brenna schob die Gedanken daran wieder in jenen Teil ihres Kopfes zurück, wo die dunkelsten, schmutzigsten Erinnerungen an jene Zeit begraben waren. „Glauben Sie, er hat einen Nachfolger gefunden?“ Allein der Gedanke daran ließ die Galle in ihr hochsteigen. Selbst nach seinem Tod wirkte das Böse dieses Schlächters weiter.
    „Sehr wahrscheinlich.“ Judd blieb an einer Weggabelung stehen. „Das ist nicht Ihr Kampf. Überlassen Sie die Nachforschungen den Leuten, die Erfahrung auf diesem Gebiet haben.“
    „Weil ich nur Erfahrung als Opfer habe?“
    Sie roch das frische Blut auf seinen Wunden, als er die Arme über der Brust kreuzte. „Ihre eigenen Gefühle blenden Sie zu sehr, damit werden Sie Timothy nicht gerecht. Es geht hier nicht um Sie.“
    Sie öffnete schon den Mund, um ihm zu sagen, wie sehr er sich irrte, schloss ihn dann aber wieder. Sie konnte ihm nicht die Wahrheit erzählen – es würde sich zu verrückt anhören, wie die Fantasien eines gestörten Verstandes. „Lassen Sie sich verbinden“, sagte sie stattdessen. „Der Geruch von Medialenblut ist nicht gerade appetitlich.“ Sie machte sich Sorgen, denn Tais Krallen schienen tief eingedrungen zu sein, aber verdammt noch mal, das würde sie nie zugeben.
    Judd zuckte bei dieser Beleidigung nicht einmal zusammen. „Ich werde Sie erst zu Ihrem Zimmer begleiten.“
    „Wenn Sie das wagen, zerkratze ich Ihnen die Augen.“ Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging davon, spürte seinen Blick bei jedem Schritt, bis sie hinter einer Biegung verschwunden war. Beinahe wäre sie da schon zusammengebrochen, hätte die Maske des Zorns abgelegt, die sie wie einen Schutzschild trug, aber sie hielt durch, bis sie in der Sicherheit der eigenen vier Wände war. „Ich habe es gesehen“, rief sie voller Angst in den Raum.
    Den Schnitt der Klinge ins Fleisch, das Fließen von Blut, das flackernde Verlöschen des Lebens, all das hatte sie gesehen. Sie war ein furchtsam zitterndes Bündel gewesen, hatte sich schließlich damit beruhigt, dass es nur ein Albtraum gewesen war.
    Doch nun war ihr Albtraum auf hässliche Weise wahr geworden.
    Nachdem Judd sich vergewissert hatte, dass Brenna wirklich nach Hause gegangen war, kehrte er an den Tatort zurück und sprach ausführlich mit Indigo. Danach ging er zu seiner Unterkunft. Er zog sich aus und duschte, um das getrocknete Blut von seinen Armen abzuwaschen. Brenna hatte recht gehabt – mit diesem Geruch würde er ungewollt Aufmerksamkeit auf sich ziehen, da die Gestaltwandler über einen ausgezeichneten Geruchssinn verfügten, und an diesem Abend konnte er sich das nicht erlauben. Er durfte nicht bemerkt werden.
    Er schaute nicht in den Spiegel, als er das Badezimmer verließ, fuhr sich nur mit der Hand durch die Haare. Das genügte. Ein Teil von ihm registrierte, dass die Länge der Haare nicht mehr den Vorschriften entsprach. Ein anderer Teil tat das Thema als irrelevant ab – er gehörte nicht mehr der Eliteeinheit der Medialen an. Nach dem Urteil des Rates hätte seine ganze Familie – sein Bruder Walker, dessen Tochter Marlee sowie die Kinder seiner
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