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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman
Autoren: Ken Follett
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»Ich wusste, dass du das nicht gerne hören würdest, aber es musste einfach mal gesagt werden«, sagte sie.
    »Gut, jetzt hast du ’s gesagt«, erwiderte Sophie patzig.
    »Allerdings ist mir auch klar, dass ich euch zu nichts zwingen kann.«
    Das war nun doch eine Überraschung – mit Konzessionen hatte Sophie nicht gerechnet.
    Miranda zog das Päckchen aus ihrer Handtasche. »Solltet ihr euch also dazu entschließen, gegen meinen ausdrücklichen Rat zu handeln, so möchte ich, dass ihr wenigstens Kondome benutzt.« Sie reichte Sophie das Päckchen.
    Sophie nahm es wortlos entgegen. Ihre Miene war ein einziges Fragezeichen.
    Miranda erhob sich. »Ich will nicht, dass du schwanger wirst, solange du dich in meiner Obhut befindest.« Sie ging zur Tür.
    Als sie das Zimmer verließ, hörte sie Sophie sagen: »Danke.«
     
    Großvater hatte für die zehnköpfige Familie Oxenford einen Nebenraum des Restaurants reservieren lassen. Ein Kellner ging herum und schenkte jedem Champagner ein. Sophie fehlte noch. Sie warteten eine Weile auf sie, dann stand Großvater auf, und alle schwiegen erwartungsvoll. »Zum Abendessen gibt es Steak«, sagte er. »Ich hatte zwar einen Truthahn bestellt, aber der ist offensichtlich davongeflogen.«
    Alles lachte, und Großvater fuhr in ernsterem Ton fort: »Im vorigen Jahr hatten wir kein richtiges Weihnachtsfest, deshalb dachte ich, dieses Jahr sollte es ein ganz besonderes sein.«
    »Vielen Dank für die schöne Reise, Daddy«, warf Miranda ein.
    »Die letzten zwölf Monate waren das schlimmste Jahr meines Lebens – und gleichzeitig auch das beste«, fuhr Stanley fort. »Niemand von uns wird über das, was heute vor einem Jahr in Steepfall passiert ist, jemals vollständig hinwegkommen.«
    Craig warf einen Blick auf seinen Vater. Der wurde sicher nie wieder der Alte. Ein Auge war ständig halb geschlossen, seine Miene freundlich-nichtssagend. In jüngster Zeit hatte man oft den Eindruck, dass er einfach abschaltete.
    Großvater sagte: »Wäre Toni nicht gewesen – Gott allein weiß, wie die ganze Sache ausgegangen wäre.«
    Craig sah Toni an. Sie sah wirklich toll aus in ihrem kastanienbraunen Seidenkleid, das ihr rotes Haar bestens zur Geltung brachte. Großpapa war total verknallt in sie. Dem geht es mit Toni so wie mir mit Sophie, dachte Craig.
    »Und dann mussten wir diesen Albtraum noch zwei weitere Male durchleben«, rekapitulierte Stanley. »Das erste Mal bei der Polizei. Übrigens, Olga, es würde mich in diesem Zusammenhang sehr interessieren, warum Polizisten sich bei der Protokollierung der Aussagen so seltsam verhalten. Sie stellen dir Fragen und schreiben deine Antworten auf – und dann tippen sie etwas ab, was überhaupt nichts mit deiner Aussage zu tun hat, voller Fehler steckt und schlichtweg nicht so klingt, wie man es von einem menschlichen Wesen erwarten würde. Das nennen sie dann deine Aussage.«
    »Die Staatsanwaltschaft schätzt es, wenn bestimmte Sachverhalte auf bestimmte Weise formuliert werden«, sagte Olga.
    »›Ich entfernte mich in westlicher Richtung‹ – so in dem Stil, ja?«
    »Genau.«
    Großpapa zuckte die Achseln. »Nun denn, lassen wir das. Jedenfalls mussten wir die ganze Geschichte bei der Gerichtsverhandlung noch einmal durchleben und mussten uns dabei auch noch anhören, dass eigentlich wir die Übeltäter wären, weil wir Leute, die uns in unserem eigenen Haus überfallen und gefesselt hatten, verletzt hätten. Und dann durften wir diese dummen Unterstellungen auch noch in der Zeitung lesen.«
    Craig würde es nie vergessen. Der Anwalt dieser Daisy hatte doch tatsächlich behauptet, Craig sei des Mordversuchs an ihr schuldig, weil er sie, als sie auf ihn schoss, mit dem Auto überrollt hatte. Es war lächerlich und grotesk – und hatte doch im Gerichtssaal einige Augenblicke lang vollkommen plausibel geklungen.
    Großvater fuhr fort: »Der ganze Albtraum hat mir nachhaltig in Erinnerung gerufen, wie kurz das Leben ist, und mir wurde klar, dass ich euch allen ohne weiteren Verzug sagen musste, was ich für Toni empfinde. Heute brauche ich euch wohl kaum noch zu erklären, wie glücklich wir sind. Hinzu kam, dass endlich die Genehmigung erteilt wurde, mein neues Medikament im klinischen Test zu erproben. Damit war die Zukunft der Firma gesichert, und ich konnte mir nicht nur einen neuen Ferrari leisten, sondern auch Fahrstunden für Craig finanzieren.«
    Während alle lachten, lief Craig rot an. Er hatte niemandem davon erzählt, dass er
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