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Eisfieber - Roman

Titel: Eisfieber - Roman
Autoren: Ken Follett
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Odette staunte nicht schlecht.
    »Das ist momentan nebensächlich. Es kommt jetzt darauf an, dass wir diesen ›Kunden‹ erwischen, den Kerl, der das Zeug kaufen und damit ein Massaker anrichten will. Den müssen wir finden!«
    »Ja, das wäre optimal.«
    »Wir könnten es schaffen, wenn wir schnell handeln. Kannst du mir einen Hubschrauber schicken?«
    »Wo bist du denn?«
    »In Steepfall, Stanley Oxenfords Haus. Es liegt exakt fünfundzwanzig Kilometer nördlich von Inverburn, direkt an der Küste. Die Farm besteht aus vier Gebäuden, die zu einem Rechteck angeordnet sind. Außerdem liegen zwei Autowracks auf dem Gelände, die kann der Pilot von oben sehen.«
    »Meine Güte, du warst aber fleißig!«
    »Der Heli soll mir eine Wanze mitbringen, so einen Minisender, wie ihr ihn Leuten ansteckt, denen ihr auf den Fersen bleiben wollt. Das Ding muss so klein sein, dass es in einen Flaschendeckel passt.«
    »Wie lange muss der Sender denn funktionieren?«
    »Achtundvierzig Stunden.«
    »Kein Problem. So was müsste auf der Hauptwache in Inverburn vorrätig sein.«
    »Noch was. Ich brauche eine Flasche Parfüm, das Diablerie heißt.«
    » Das haben sie bestimmt nicht auf der Hauptwache. Da hilft dann nur eines: Unsere Leute müssen in der Parfümerie auf der Hauptstraße einbrechen.«
    »Wir haben nicht viel Zeit … Warte mal.« Olga hatte etwas gesagt. Toni drehte sich nach ihr um und fragte: »Was sagten Sie?«
    »Ich kann Ihnen eine Flasche Diablerie geben, genau die gleiche, die auf dem Tisch lag. Es ist zufällig das Parfüm, das ich benutze.«
    »Danke.« Toni sprach wieder ins Telefon. »Das mit dem Parfüm hat sich erledigt, ich hab schon ein Flakon. Wie schnell kann dein Helikopter hier sein?«
    »In zehn Minuten.«
    Toni warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Das ist möglicherweise zu spät.«
    »Wo willst du denn hin, wenn er dich aufgelesen hat?«
    »Das sag ich dir, sobald ich ’s selber weiß«, erklärte Toni und beendete das Gespräch.
    Sie kniete sich auf den Fußboden direkt neben Kit. Er war blass und hatte die Augen geschlossen, schlief aber nicht. Er atmete flach, und von Zeit zu Zeit zitterte er am ganzen Körper. »Kit«, sprach Toni ihn an. Er reagierte nicht. »Kit, ich muss Sie was fragen. Es ist sehr wichtig.«
    Er öffnete die Augen.
    »Sie wollten sich um zehn Uhr mit dem Kunden treffen, nicht wahr?«
    Gespannte Stille herrschte im Zimmer. Alle Anwesenden richteten ihre Blicke auf Kit und lauschten.
    Kit sah Toni an, sagte aber kein Wort.
    »Ich muss wissen, wo Sie sich mit ihm treffen wollten«, fuhr Toni fort.
    Kit wandte den Blick ab.
    »Bitte, Kit.«
    Seine Lippen öffneten sich. Toni beugte sich näher zu ihm.
    »Nein«, flüsterte er.
    »Denken Sie drüber nach«, drängte Toni. »Man wird Ihnen das eines Tages hoch anrechnen.«
    »Niemals.«
    »Doch, doch. Schlimmes war geplant, aber geschehen ist bisher nicht viel, und das Virus ist wieder unter Kontrolle.«
    Seine Augen wanderten von einem Familienmitglied zum anderen.
    Toni wusste, was in ihm vorging. »Sie haben Ihrer Familie großes Unrecht angetan, Kit, aber noch scheint niemand Sie im Stich lassen zu wollen. Alle sind noch hier, sind bei Ihnen.«
    Kit schloss die Augen.
    Toni beugte sich noch ein Stück näher. »Es könnte der erste Schritt zu Ihrer eigenen Rettung sein.«
    Stanley wollte etwas sagen, doch Miranda hob die Hand und wandte sich selber an ihren Bruder: »Bitte, Kit, tu nach all diesen furchtbaren Dingen einmal was Gutes! Tu es für dich selber, nur um dir selbst zu beweisen, dass du im Grunde gar kein so schlimmer Kerl bist. Sag ihr, was sie wissen muss.«
    Kit presste die Augenlider fest zusammen, und Tränen quollen hervor. Schließlich sagte er: »Flugschule Inverburn.«
    »Danke«, flüsterte Toni.
     

10.00 Uhr
     
     

     
     
     
     
     
    KiToni saß im Kontrollturm des Flugplatzes. Außer ihr befanden sich noch Frank Hackett, Kit Oxenford sowie ein Kommissar der schottischen Polizei in dem kleinen Raum. Im Hangar wartete, für neugierige Augen verborgen, der Militärhubschrauber, der sie hierher gebracht hatte. Es war knapp gewesen, doch sie hatten es gerade noch rechtzeitig geschafft.
    Kit umklammerte die burgunderfarbene Aktentasche. Seine Miene war ausdruckslos. Er befolgte sämtliche Anweisungen wie ein Automat.
    Alle spähten sie durch die großen Fenster auf das Flugfeld hinaus. Die Wolkendecke war aufgebrochen, und Sonnenschein ergoss sich über die schneebedeckte Rollbahn. Von einem
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