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Eisenhand

Eisenhand

Titel: Eisenhand
Autoren: Lindsey Davis
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kühl, wogegen sie privat dahinschmelzen konnte wie Honig an der Sonne. Ich fand das wunderbar, solange ich der einzige war, für den sie schmolz.
    »Ich vergesse immer wieder, daß ihr beide euch ja kennt!« bemerkte Titus.
    Helena schwieg und wartete darauf, daß ich Seiner Majestät erklärte, wie gut wir uns kannten. Ich hielt mich eigensinnig zurück. Titus war mein Gönner und Kunde; wenn er mir einen Auftrag gab, würde ich den ordnungsgemäß erledigen – aber kein kaiserlicher Playboy sollte je über mein Privatleben befehlen.
    »Was kann ich für Sie tun?« Jedem anderen gegenüber hätte ich jetzt einen gefährlichen Ton angeschlagen, aber keiner, dem sein Leben lieb ist, droht dem Sohn des Kaisers.
    »Mein Vater hätte Sie gern gesprochen, Falco.«
    »Streiken die Witzbolde im Palast? Na, wenn Vespasian niemanden hat, der ihn zum Lachen bringt, will ich sehen, was ich tun kann.« Zwei Meter weiter glänzten Helenas braune Augen in unversöhnlicher Würde.
    »Danke schön«, erwiderte Titus leichthin. Seine weltmännische Art gab mir immer das Gefühl, er habe gerade Spuren von der gestrigen Fischtunke auf meiner Tunika entdeckt. Ein Gefühl, das ich in meinem eigenen Haus sehr, sehr übelnahm. »Wir möchten Ihnen nämlich einen Vorschlag machen …«
    »Na fein!« antwortete ich düster. Er sollte ruhig wissen, daß ich vorgewarnt war.
    Er löste sich von der Falttür, die gefährlich schlingerte, aber nicht aus den Angeln sprang. Mit eleganter Geste deutete er Helena gegenüber an, daß er nicht länger stören wolle, da wir gewiß Geschäfte zu besprechen hätten. Als er zur Tür ging, stand sie höflich auf, überließ es aber mir, ihn hinauszubegleiten. Als wäre ich der alleinige Wohnungsinhaber.
    Ich kam wieder herein und machte mich an der windschiefen Tür zu schaffen. »Jemand sollte Seiner Hochwohlgeboren mal flüstern, daß er seine illustre Figur lieber nicht an plebejisches Mobiliar lehnt …« Helena blieb stumm. »Liebste, warum schaust du so vornehm? War ich etwa unhöflich?«
    »Titus ist vermutlich dran gewöhnt«, antwortete Helena ruhig. Ich hatte versäumt, sie zu küssen, und wußte, daß ihr das aufgefallen war. Ich hätte das gern nachgeholt, aber jetzt war es zu spät. »Titus ist so umgänglich. Die Leute vergessen leicht, daß sie mit dem Partner des Kaisers, ja, mit einem leibhaftigen künftigen Kaiser sprechen.«
    »Titus Vespasian vergißt nie wirklich, wer er ist!«
    »Sei nicht ungerecht, Marcus.«
    Ich knirschte mit den Zähnen. »Was hat er gewollt?«
    Sie machte ein erstauntes Gesicht. »Na, dich zum Kaiser einladen – vermutlich, um über Germanien zu sprechen.«
    »Dafür hätte er auch einen Boten schicken können.« Helena schien langsam ärgerlich zu werden, und das machte mich natürlich nur noch sturer. »Aber da er schon mal hier war, hätte er auch gleich selbst über Germanien reden können. Und zwar viel ungestörter als im Palast – wenn es denn schon ein so heikler Auftrag ist.«
    Helena faltete die Hände vor der Taille und schloß die Augen, zum Zeichen, daß sie sich nicht mit mir streiten würde. Da sie normalerweise schon beim geringsten Anlaß auf mich losging, war das ein schlechtes Zeichen.
    Ich ließ sie auf dem Balkon sitzen und schlurfte zurück ins Zimmer. Auf dem Tisch lag ein Brief. »Ist die Schriftrolle da für mich?«
    »Nein, das ist meine! Älianus hat mir aus Spanien geschrieben.« Sie meinte den älteren ihrer zwei Brüder. Ich hatte den Eindruck, daß Camillus Älianus ein segelohriger jungen Windhund war, mit dem ich mich nicht gern an derselben Theke hätte erwischen lassen; aber da ich ihn noch nicht persönlich kennengelernt hatte, behielt ich das für mich. »Du kannst den Brief ruhig lesen.« Sie zeigte die weiße Fahne.
    Aber ich blieb hart: »Es ist dein Brief!«
    Ich ging ins Hinterzimmer und setzte mich aufs Bett. Ich wußte genau, warum Titus bei uns gewesen war. Sein Besuch hatte nichts mit irgendeinem Auftrag für mich zu tun. Ja, er hatte überhaupt nichts mit mir zu tun.
    Früher als erwartet kam Helena herein und setzte sich still neben mich. »Laß uns nicht streiten!« Sie sah selbst ganz niedergeschlagen aus, als sie meine Finger auseinanderbog und mich nötigte, ihre Hand zu halten. »Ach, Marcus! Warum muß das Leben so kompliziert sein?«
    Ich war nicht in Stimmung für Philosophie, machte aber meinen Griff doch ein bißchen liebevoller. »Was hat dir dein königlicher Bewunderer denn erzählt?«
    »Wir haben
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