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Eisblumen zum Valentinstag

Eisblumen zum Valentinstag

Titel: Eisblumen zum Valentinstag
Autoren: Ewa Aukett
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sie ihren Ärger herunter.
    Es ging nur um ein paar Tage. Wenn sie ihren Job erledigt hatte, konnte sie heimreisen und diesen geistlosen Idioten aus ihrem Gedächtnis streichen.
     
    Ihr Reisebegleiter lief zielstrebig in Richtung Flugsteig.
    Je näher sie allerdings dem Augenblick kam, den Boden zu verlassen, desto langsamer wurden Kyras Schritte. Nervös nestelte sie an der weißen Bluse herum, die sie zu Jeans und flachen Schuhen gewählt hatte, und überlegte einen Moment ihren Mantel anzuziehen, um Zeit zu gewinnen.
    Grant, dem ihr Zögern offensichtlich nicht entgangen war, blieb stehen und wandte sich zu ihr um.
    „Was ist? Wollen Sie hier Wurzeln schlagen?“ Seine Stimme war barsch.
    „Der Flieger geht schon nicht ohne uns“, murrte Kyra.
    „Wenn Sie sich nicht weiterbewegen, passiert genau das.“
    Er klang angenervt und sie fragte sich zum wiederholten Mal, was er eigentlich für ein Problem hatte. Trotzig schob sie das Kinn vor, ging an ihm vorbei und versuchte, ihre wachsende Angst in den Griff zu bekommen, nachdem die Dame vom Bodenpersonal ihr Ticket überprüft und Kyra freundlich lächelnd hindurchgewunken hatte.
    Sie spürte, wie ihr das Blut in den Ohren rauschte, während sie den Gang entlanglief und sich dem Flugzeug näherte. Ihre Handflächen wurden feucht und ihre Knie verwandelten sich in verflüssigten Pudding. Keine zwei Schritte vor der Tür ins Innere der Maschine blieb Kyra plötzlich wie angewurzelt stehen und kämpfte gegen die Panikattacke, die in ihr emporkroch.
    Entsetzt schloss sie einen Moment die Augen und versuchte sich auf das zu konzentrieren, was der Therapeut ihr während der zahlreichen Sitzungen hatte suggerieren wollen.
    Langsam atmen, an etwas Schönes denken.
    Allerdings fiel es ihr ausgerechnet jetzt ein wenig schwer, sich einen weißen Sandstrand mit Palmen an einem azurblauen Meer vorzustellen, wenn sie das Vibrieren der riesigen Maschine durch die Stahlkonstruktionen und ihre Schuhsohlen hindurch spürte.
    Wer konnte sich das Meeresrauschen und den Geruch von Salzwasser vorstellen, wenn sich gerade vor einem der persönliche Albtraum manifestierte?
    „Was ist mit Ihnen?“ Grants brummige Stimme war nahe an ihrem Ohr und riss sie zurück in die Realität.
    „Blähungen“, pampte sie zurück, straffte die Schultern und passierte vor ihm die Tür. Die hübsche Stewardess dirigierte sie in die erste Klasse und Kyras Finger krampften sich um die Laptoptasche, die sie wie einen Schild an ihre Brust drückte. Ihre Beine wurden immer weicher und sie fürchtete, jeden Moment der Länge nach auf den Boden zu schlagen, weil sie einfach unter ihr nachgeben würden.
    Geradezu erleichtert ließ sie sich auf ihren Sitz am Fenster sinken - perfekte Wahl!! -, legte umständlich die Tasche auf ihren Schenkeln ab und schnallte sich mit bebenden Fingern an. Aus dem Augenwinkel registrierte sie, wie Grant neben die Sitzreihe trat, ein paar leise Worte mit der Stewardess wechselte und schließlich vor den Sitz neben ihr glitt.
     
    „Wir starten in zwanzig Minuten“, bemerkte er, griff ohne zu fragen nach Kyras Tasche und schob diese trotz ihres halbherzigen Protestes in das Gepäckfach über ihnen. „Sie bekommen es zurück, wenn wir in der Luft sind.“
    „Okay.“
    Er warf ihr einen prüfenden Seitenblick zu, als er sich neben ihr in den Polstern niederließ. Sie saß völlig verkrampft in ihrem Sitz und ihre Finger krallten sich so heftig in das Leder der Armlehnen, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Ihr Blick war starr aus dem Fenster gerichtet. Grant konnte einen Anflug von Schadenfreude nicht verhindern.
    Die ach so perfekte und über jeden Zweifel erhabene Miss Cook hatte also mit Flugangst zu kämpfen. Das versprach interessant zu werden. Er hatte am Vormittag seine Bedenken gegenüber Manning geäußert, Kyra mit dieser Aufgabe zu betreuen. Doch sein Boss hatte davon nichts hören wollen und Grant stattdessen damit in den Ohren gelegen, was Cook konnte und leistete.
    Natürlich wusste Grant aus den Akten über sie, dass sie eine Koryphäe auf ihrem Gebiet war. Dennoch hielt er im Augenblick jeden für den möglichen Maulwurf.
    Explizit, wenn derjenige externen Zugriff auf das System nehmen konnte. Auf der Liste seiner Hauptverdächtigen war Kyra ganz weit vorn dabei. Sie war intelligent, sie besaß das Wissen und die nötigen Fähigkeiten.
    Natürlich schien sie auf den ersten Blick unverdächtig, weil sie seit mehr als fünf Jahren für Manning Inc. arbeitete
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