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Eisblumen zum Valentinstag

Eisblumen zum Valentinstag

Titel: Eisblumen zum Valentinstag
Autoren: Ewa Aukett
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gehen. Ein wenig unwirsch erhob sie sich von ihrem Stuhl.
    „Eines noch“, bemerkte Grant leise. Sie blieb neben ihrem Stuhl stehen und sah auf ihn herunter. „Kein Wort zu jemandem. Es darf nichts über diesen Vorfall nach außen dringen. Denken Sie sich irgendeine logische Ausrede aus, wenn es denn sein muss. Aber die Wahrheit darf nicht an die Öffentlichkeit geraten.“
     
    ***
     
    Sie hasste Shopping!
    Unschlüssig wanderte Kyra zwischen den Ständern voller Kleidung hin und her. Sie war hier eindeutig überfordert. Ihre Modewelt bestand aus T-Shirts, Jeans und Jogginghosen, und sie bestellte ihr Zeug grundsätzlich online, weil sie sich in dieser Kaufhausatmosphäre unwohl fühlte.
    Sie mochte keine Umkleidekabinen, in die jeder versehentlich hineinstolpern konnte, oder Spiegel, in denen man jede Delle, Speckrolle und Problemzone sah. Daheim hatte sie ihre Ruhe, konnte das Zeug, das nicht passte, zurückschicken und die Augen davor verschließen, wenn mal wieder zwei Kilo mehr auf die Hüften gerutscht waren.
    Sie war keineswegs unglücklich mit sich. Im Gegenteil. Nach jahrelangem Diätwahn in der Pubertät hatte sie irgendwann zu sich selbst gefunden. Sie war bloß ein bisschen zu klein für ihr Gewicht, das war alles!
    Trotzdem änderte es nichts an der Tatsache, dass man als Frau an jeder Ecke damit konfrontiert wurde, wie wenig man dem angeblichen Schönheitsideal entsprach. In den Schaufenstern standen Puppen mit Maßen, die keine normale Frau mit normalem Appetit auf Dauer halten konnte, ohne sich täglich fünf Stunden im Fitnessstudio zu kasteien.
    Unmöglich das hinzubekommen, wenn man eine Familie hatte und einem Vollzeitjob nachging, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
    Von den meisten Plakatwänden starrten einem ohnehin irgendwelche halbwüchsigen Mädchen mit jungenhaften Körpern samt herausstehender Rippen entgegen, auf deren Gesichtern das Make-up so dick aufgetragen war, dass man sie unweigerlich für Anfang dreißig hielt.
    Kyra fand sich völlig in Ordnung, wie sie war. Sie war eine Frau, mit Busen, Bauch und breiten Hüften. Ihre Arme und Beine saßen da, wo sie hingehörten, und in ihrem Kopf war keine gähnende Leere. Die Klamotten, die sie sonst trug – und über die sich nicht mal ihr Boss mokierte -, kaschierten ihre kleinen Problemzonen ausreichend.
    Wenn sie ehrlich war, empfand sie den morgendlichen Blick in den Spiegel jedenfalls nicht als unangenehm und sie stand auch nicht zwei Stunden davor, um sich in jemand Anders zu verwandeln.
    Natürlich wusste sie, wie man sich elegant im Job zu kleiden hatte. Sie war nicht nur darauf spezialisiert, mit wild gemusterten T-Shirts und Latzhosen durch die Gegend zu laufen, und sie würde diesem arroganten Grant Travers schon zeigen, dass sie auch anders konnte. Aber wenn ihm nicht gefiel, was er sah, dann sollte er einfach in eine andere Richtung schauen.
    In keinem Fall würde sie sich in einen heißen, roten Fummel klemmen, der ihr zwei Nummern zu klein war, und sich das Gesicht mit zentimeterdickem Puder und rotem Lippenstift zukleistern, wie Sylvie ihr augenzwinkernd vorgeschlagen hatte.
     
    Grant Travers!
    Dieser Typ ...
    Als ihr Handy klingelte, zuckte Kyra zusammen und zog es aus der Gesäßtasche ihrer Jeans. Nach einem flüchtigen Blick auf das Display nahm sie ab.
    „Hi Mum!“
    „Schatz, wo bist du?“ Die Stimme ihrer Mutter klang gehetzt. „Ich habe im Büro angerufen, aber Sylvie sagte mir, dass du freigestellt bist. Ist etwas passiert? Hat man dich gekündigt?“
    „Was?“ Verwirrt blieb Kyra neben einem der Kleiderständer stehen und schüttelte den Kopf. Warum zum Teufel dachte ihre Mutter eigentlich immer direkt das Schlimmste? Eine fürchterliche Angewohnheit. „Nein, Mum, natürlich nicht. Ich muss nur ein paar Dinge erledigen, dann komm ich heim.“
    „Du kommst heim? Aber was ist denn los? Heute ist doch gerade dein erster Tag nach dem Urlaub ...“
    Genervt unterbrach Kyra ihren Redefluss.
    „Mum, bitte! Es ist alles in Ordnung, ich muss lediglich auf Geschäftsreise und ein paar Vorbereitungen treffen. Wenn ich nach Hause komme, erkläre ich dir alles.“
    „Auf Geschäftsreise? Das Jahr fängt doch gerade erst an! Schickt Mr. Manning dich wieder nach Liverpool?“
    „Nein, New York.“
    „New York? DAS New York?“
    „Ja, Mum.“
    „Aber Schatz, du hast doch Flugangst!“
    Kyra knirschte mit den Zähnen und atmete tief durch. Manchmal war ihre Mutter die pure Einfühlsamkeit in Person.
    „Ich
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