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Eisblumen zum Valentinstag

Eisblumen zum Valentinstag

Titel: Eisblumen zum Valentinstag
Autoren: Ewa Aukett
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Händedruck war, trotz der schmalen Gestalt, erstaunlich kräftig. Aus den braunen Augen leuchtete es ihr fröhlich entgegen.
    „Sie sind schon im Bilde“, stellte er fest. Kyra zuckte mit den Schultern.
    „Mr. Travers hatte mich damals informiert, dass Sie sich im Krankenhaus befinden.“
    Er ließ ihre Hand los und klopfte sich damit auf den Oberschenkel.
    „Eine neue Hüfte für einen alten Mann“, scherzte er. „Wenn ich damit wieder richtig laufen kann, sollten Sie die Beine in die Hand nehmen.“
    Kyra lächelte und schüttelte den Kopf.
    „Nichts für ungut, Mr. Mayer, aber mein Herz gehört einem anderen.“
    Er drückte eine Hand auf die Brust und zog eine Grimasse.
    „Oh, ich hätte wissen müssen, dass Sie nicht grundlos Käpt’n Cook genannt werden.“ Zwinkernd nahm er wieder Platz. „Setzen Sie sich zu mir, Mädchen. Mike und ich haben ein Anliegen.“
     
    „Worum geht es?“, wollte Kyra wissen, als Mike ebenfalls wieder hinter seinem Schreibtisch saß.
    „Sie haben gut mit Grant zusammen gearbeitet“, bemerkte John. Unsicher sah sie ihn an.
    „Nach ein paar Anlaufschwierigkeiten hat es für den Moment ganz gut funktioniert“, erwiderte sie ausweichend. „Ich bin dennoch froh, dass die wahren Schuldigen überführt wurden.“
    „Das ist in erster Linie Ihnen zu verdanken, Kyra!“ Versonnen strich er sich über den vollen Bart. „Grant hat Sie in den höchsten Tönen gelobt, als er mir seine Kündigung überreicht hat.“
    Sie spürte, wie ihr Gesicht alle Farbe verlor. Fassungslos starrte sie John an.
    „Er hat was?“
    „Er hat gekündigt“, gab er zurück. „Letzte Woche Montag. Als er aus London zurück war, und ich gerade meinen Schreibtisch wieder in Besitz genommen hatte, kam er damit in mein Büro gestiefelt. Ich gebe zu, ich bin immer noch ein wenig verstimmt deshalb. Grant Travers ist einer der fähigsten Mitarbeiter, die wir je hatten. Ihn zu verlieren ist wirklich hart.“
    Nervös knetete sie ihre Finger und räusperte sich umständlich.
    „Hat er denn gesagt, warum er geht?“
    John schüttelte den Kopf.
    „Er nannte persönliche Gründe. Das ist wirklich bedauerlich.“
    Mike gab ein zustimmendes Murren von sich.
    „Guter Junge, dieser Travers. Große Führungsqualitäten und ein fleißiger Mann.“ Er nickte John zu. „Sollte er es sich jemals anders überlegen, stellst du ihn wieder ein!“
    „Unbedingt!“
    „Nun zu dir, Kyra.“ Sie sah Mike an und bemühte sich die gerade gewonnenen Neuigkeiten zu verdrängen. Er beugte sich vor, legte die Fingerspitzen aneinander und lächelte ihr zu. „Du hast uns durch deinen Einsatz der letzten Wochen beeindruckt und bewiesen, welches Potential in dir steckt. John und ich haben uns mit dem Aufsichtsrat zusammengesetzt und beschlossen, dass wir dir eine größere Aufgabe zuteilen möchten, als die, die du jetzt erfüllst.“
    „Was meinst du?“
    Mike schenkte ihr ein Lächeln.
    „Wir würden dir gern die IT-Abteilung in New York anvertrauen und zwar als stellvertretende Geschäftsführerin.“
     
    ***
     
    Lustlos stocherte sie in ihrem Essen herum, während Gelächter und Wortfetzen an ihr vorbei flogen. Ihr Kopf schwirrte und die Gedanken überschlugen sich geradezu.
    Mike und John hatten ihr ein Angebot gemacht, das sich ihr vermutlich nicht noch einmal in ihrem Leben bieten würde. Ein Angebot, das verlockend war. Nachdem sie ihren Eltern und den Kindern davon erzählt hatte, war eine lebhafte Debatte beim Abendbrot ausgebrochen.
    Man schmiedete Pläne und diskutierte über mögliche Änderungen. Die Kinder standen einer Umsiedlung in eine andere Umgebung weit positiver gegenüber, als Kyra erwartet hatte und auch ihre Eltern waren Feuer und Flamme ihre Zelte abzubrechen und einen Neuanfang zu wagen.
    Mike hatte gemeint, die Firma würde sämtliche Unkosten übernehmen und ihnen ein passendes Haus in einem Vorort von New York zur Verfügung stellen. Sie würde dreimal so viel verdienen wie zuvor. Natürlich wäre die Verantwortung wesentlich größer, aber ihr taten sich auch ganz neue Möglichkeiten auf.
    Es war verlockend, und gleichzeitig fühlte Kyra sich davon erschlagen. Dass ihre Familie, anders als gedacht, geradezu mit Euphorie darauf reagierte, hatte sie zusätzlich verblüfft.
    Eine dumpfe Traurigkeit machte sich in ihr breit, während sie schweigend zuhörte.
    Wenn sie und Grant sich doch bloß mehr Zeit gelassen hätten.
    Wenn sie doch nicht direkt abgelehnt hätte.
    Eine Hand auf dem Tisch
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