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Eisblumen zum Valentinstag

Eisblumen zum Valentinstag

Titel: Eisblumen zum Valentinstag
Autoren: Ewa Aukett
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verfallen, ob ihre Entscheidung richtig gewesen war. Aber der Spaß, den sie früher bei der Arbeit hatte, war trauriger Pflichterfüllung gewichen.
    Seit Grants Abreise hatte sie nicht ein einziges Lebenszeichen von ihm erhalten. Kein Anruf, keine Email, nicht einmal eine SMS, dass er gut angekommen sei. Vielleicht war genau das die richtige Entscheidung. Er hatte den Kontakt komplett abgebrochen, statt sie beide dadurch zu quälen, sich zwar hören, aber nicht mehr sehen zu können.
    In den ersten Tagen hatte sie noch befürchtet, dass er nun bereute, die Zeit mir ihr verbracht und seine Geheimnisse vor ihr ausgebreitet zu haben. Doch dann wäre er vermutlich schon nach ihrer ersten Nacht abgereist und er hätte sie nicht gefragt, ob sie ihn begleiten wolle. Stattdessen war er bis zum Sonntagabend geblieben und es war schön, ihn so ganz selbstverständlich inmitten ihrer Familie zu erleben. Er hatte ausgesehen, als wolle er genau wie sie diese letzten gemeinsamen Augenblicke auskosten, die ihnen blieben.
    Bei ihrem Abschied am Flughafen hatte sie ihn nicht loslassen wollen und die Erinnerung daran, wie er sie angesehen hatte als er zu seinem Gate ging, verfolgte sie immer noch. Entschlossen blinzelte sie die aufsteigenden Tränen fort und atmete tief durch.
    Sie musste endlich aufhören, ständig an ihn zu denken.
    Irgendwann würde das Atmen wieder leichter werden und der dumpfe Schmerz in ihrer Brust verschwinden.
     
    ***
     
    „Manning hat schon nach dir gefragt.“
    Überrascht sah Kyra auf ihre Armbanduhr und dann zu Sylvie hinüber. Es war kurz vor acht. Sie hatte sich schon gewundert, dass ihre Kollegin so früh da war. Mit ihrem Boss hätte sie niemals um diese Zeit gerechnet.
    „Was tut er schon so zeitig hier?“, wollte sie wissen.
    „Er hat einen Gast“, erwiderte Sylvie. Kyras Herz machte einen Sprung und fast hätte sie den Mantel fallen lassen, den sie an den Garderobenständer hängen wollte.
    Grant.
    Sylvie biss sich auf die Unterlippe, stand von ihrem Schreibtisch auf und schüttelte den Kopf.
    „Tut mir leid, Süße. Er ist es nicht.“
    Natürlich war Sylvie am Abend von Kyras Beurlaubung mit einer Flasche Wein bei ihr aufgetaucht und hatte alle Einzelheiten wissen wollen. Sie arbeiteten nicht nur seit Jahren zusammen, sie waren auch gut befreundet. Dazu gehörte dann eben, dass man ziemlich genau wusste was im anderen vor sich ging.
    Obwohl Kyra sich immer noch verpflichtet gefühlt hatte, zu den Gründen ihres Einsatzes in New York nichts zu sagen, hatte sie Sylvie zumindest ihr Herz in Bezug auf Grant ausgeschüttet. Es war eine Erleichterung gewesen, ihren Kummer zu teilen, aber nach der erneuten Trennung tat es noch mehr weh.
    Sie flüchtete sich in ein Lächeln und holte tief Luft, während sie den Mantel aufhängte.
    „Ach, schon okay. Ich war nur ein bisschen erschrocken.“ Sie strich den Kragen ihrer Bluse glatt und warf Sylvie einen fragenden Blick zu.
    „Soll ich einfach rein gehen?“
    „Ich melde dich an“, erwiderte Sylvie und griff nach dem Telefon.
    Kyra nickte. Sie wurde plötzlich nervös. Die letzten beiden Male, als Mike Manning sie in sein Büro zitiert hatte, war sie erst nach New York verfrachtet und anschließend beurlaubt worden. Sie hatte wirklich keine Lust auf eine dritte Hiobsbotschaft.
    Sylvie nickte ihr mit dem Hörer in der Hand zu.
    „Sie erwarten dich.“
     
    „Guten Morgen, Kyra.“ Mike stand von seinem Bürostuhl auf und kam ihr entgegen. Irritiert zögerte sie einen Moment, ehe sie weiter ging. Dass er sie bei ihrem Vornamen nannte, obwohl in dem Sessel vor seinem Schreibtisch ein Besucher saß, war neu.
    „Guten Morgen“, grüßte sie leise. Er trat zu ihr, legte Kyra eine Hand auf die Schulter und zog sie mit sich zu dem Schreibtisch hinüber.
    „Komm, ich will dir jemanden vorstellen, Mädchen.“
    Der Fremde stand mit deutlicher Anstrengung auf, stützte sich auf seinen Stock und sah Kyra mit einem sanften Lächeln entgegen. Trotz des vollen weißen Haares und eines Vollbartes, der sein halbes Gesicht bedeckte, wirkte er angeschlagen. Mindestens siebzig, wenn nicht älter.
    „John, das ist Kyra Cook.“ Sie reichte dem älteren Herrn die Hand. „Kyra, das ist Jonathan Mayer, Geschäftsführer unserer New Yorker Filiale.“
    „Oh!“ Für eine Sekunde starrte sie ihn überrascht an, dann hatte sie sich gefangen und lächelte ihm zu. „Entschuldigung. Ich freue mich Sie kennen zu lernen, Sir. Ich hoffe, es geht Ihnen besser.“
    Sein
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