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Eisberg

Titel: Eisberg
Autoren: Clive Cussler
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Befehle lauten, zwei Passagiere an Bord zu nehmen, nicht mehr und nicht weniger. Ich habe diesem Befehl entsprochen, und jetzt setze ich meinen ursprünglichen Patrouillenkurs fort.«
    Pitts Augen musterten Koskis steinerne Gesichtszüge ebenso, wie ein Metallurg einen hochwertigen Stahlguß auf Fehler untersucht hätte.
    Plötzlich stand er auf. Er ging bedächtig zur Kombüsentür hinüber und warf einen Blick in die Küche hinein. Brady war gerade dabei, einen großen Sack Kartoffeln in einen Dampftopf zu schütten. Dann wandte Pitt sich, immer noch schweigend, um und inspizierte den Korridor vor der Messe. Sein kleiner Trick funktionierte; Koski und Dover tauschten verwirrte Blicke aus, während sie seine Bewegungen verfolgten. Als er sicher zu sein schien, daß sie keine Lauscher hatten, ging Pitt zum Tisch, setzte sich und beugte sich zu den beiden Offizieren der Coast Guard hinüber. Seine Stimme war nur noch ein Flüstern: »Meine Herren, es handelt sich um folgendes: Die Papiere, die Dr. Hunnewell Ihnen gegeben hat, beschreiben den ungefähren Standort eines Eisbergs, der für uns von größter Bedeutung ist.«
    Koski stieg eine leichte Röte in die Wangen, aber es gelang ihm, eine gelassene Miene zu bewahren. »Und was, wenn ich die törichte Frage stellen darf, bezeichnen Sie als einen Eisberg von höchster Wichtigkeit?«
    Pitt machte eine bedeutungsvolle Pause. Dann sagte er: »Einen, indem die Überreste eines Schiffes eingeschlossen sind. Eines russischen Kutters, um genau zu sein, der mit den neuesten und raffiniertesten Aufklärungsgeräten ausgerüstet ist, die die Sowjets bisher entwickelt haben. Zudem beherbergt er den Code und die Daten für ihr gesamtes Aufklärungsprogramm in der westlichen Hemisphäre.«
    Koski blinzelte nicht einmal. Ohne seine Augen von Pitt zu wenden, holte er unter seiner Jacke einen Tabaksbeutel hervor und begann seelenruhig seine Maiskolbenpfeife zu stopfen.
    »Vor sechs Monaten«, fuhr Pitt fort, »kreuzte ein russischer Kutter namens
Nowgorod
einige Meilen vor der Küste Grönlands und überwachte die U.S.-Air-Force-Raketenbasis in Disko Island. Luftaufnahmen ergaben, daß die
Nowgorod
mit allen bisher bekannten elektronischen Empfangsantennen ausgerüstet war und auch noch einige zusätzliche, bisher unbekannte besaß. Die Russen agierten äußerst klug. Der Kutter mitsamt seiner Besatzung, 35 hervorragend ausgebildeten Männern und auch einigen Frauen, verirrte sich nie in grönländische Hoheitsgewässer. Unsere Piloten waren sogar ganz froh über ihn; sie benutzten ihn als Orientierungspunkt bei schlechtem Wetter. Die meisten russischen Spionageboote werden nach dreißig Tagen abgelöst, doch dieses behielt seine Position gut drei Monate lang bei. Unsere Marineaufklärung begann sich schon über den langen Aufenthalt zu wundern.
    Dann war die
Nowgorod
an einem stürmischen Morgen verschwunden. Das geschah fast drei Wochen, bevor das Schiff erschien, das sie ablösen sollte. Diese Verzögerung machte die ganze Angelegenheit noch mysteriöser – bis dahin war es noch nie passiert, daß die Russen ein Aufklärungsschiff zurückzogen, ehe nicht die Ablösung an Ort und Stelle war.«
    Pitt schnippte die Asche von seiner Zigarette. Dann fuhr er fort: »Es gibt nur zwei Routen, die die
Nowgorod
auf ihrem Heimweg benutzen konnte. Die eine führt über die Ostsee nach Leningrad und die andere durch die Barentssee nach Murmansk. Die Norweger und die Briten haben jedoch aufs bestimmteste versichert, daß die
Nowgorod
keine von beiden befahren hat.
    Kurz gesagt: Irgendwo zwischen Grönland und Europa ist die
Nowgorod
mit Mann und Maus verschwunden.«
    Koski setzte seinen Becher ab und starrte nachdenklich auf den schmutzigen Boden. »Es berührt mich merkwürdig, daß die Küstenwache darüber nicht informiert wurde. Ich weiß bestimmt, daß wir nie einen Bericht über einen vermißten russischen Kutter erhalten haben.«
    »Das kam Washington ebenfalls spanisch vor. Warum sollten die Russen den Verlust der
Nowgorod
geheimhalten? Die einzig logische Antwort war, daß sie vermeiden wollten, daß irgendeine westliche Nation die Spuren ihres modernsten Spionageschiffs entdecken könnte.«
    Koskis Lippen verzogen sich zu einem sarkastischen Lächeln. »Und Sie meinen, ich kaufe Ihnen ein sowjetisches Spionageschiff, das in einen Eisberg eingeschlossen ist, ab? Kommen Sie, Major! Seit ich entdeckt habe, daß am Ende eines Regenbogens nie ein Topf voll Gold steht, glaube ich an
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