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Eisberg

Titel: Eisberg
Autoren: Clive Cussler
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Grinsen zog über Sandeckers Gesicht. »Das haben Sie gesagt, nicht ich.«
    Pitts Erinnerungen an sein Rendezvous mit dem Admiral Sandecker machten ihm nur teilweise Spaß. Nun sah er sich gestört.
    Die Klinke wurde nämlich heruntergedrückt, und die Tür ging auf. Pitt öffnete träge ein Auge, es war Dr. Hunnewell. Der übergewichtige Doktor vollzog einen Balanceakt, als er versuchte, sich zwischen Pitts Liege und Dovers Spind hindurchzumanövrieren, und landete endlich auf einem kleinen Stuhl neben dem Schreibtisch. Sein lautes Stöhnen vermischte sich mit dem Ächzen des Stuhls, als er seinen massigen Körper zwischen die Lehnen fallen ließ.
    »Wie um Himmels willen kann sich nur so ein Riese wie Dover in so einen kleinen Stuhl zwängen?« fragte er ungläubig, mehr zu sich selbst als zu Pitt gewandt.
    »Sie kommen spät«, gähnte Pitt. »Ich habe Sie schon vor Stunden erwartet.«
    »Ich konnte ja nicht um die Ecken schleichen oder durch die Ventilatoren schlüpfen, als wäre ich selbst ein Spion. Ich mußte auf einen guten Vorwand warten, um mit Ihnen zu sprechen.«
    »Einen Vorwand?«
    »Ja. Schöne Grüße von Commander Koski. Das Dinner ist serviert.«
    »Warum diese ganze Heimlichtuerei?« fragte Pitt mit einem gerissenen Grinsen. »Wir haben nichts zu verbergen.«
    »Nichts zu verbergen! Nichts zu verbergen! Sie liegen da wie eine unschuldige Jungfrau, die keine Sünde kennt, und sagen seelenruhig, wir hätten nichts zu verbergen!« Hunnewell schüttelte verzweifelt den Kopf. »Wir kommen beide vor ein Militärgericht, wenn die von dem faulen Trick erfahren, mit dem wir ihnen eines ihrer neuen Küstenboote entführt haben.«
    »Hubschrauber haben die dumme Angewohnheit, daß sie nicht mit Luft im Tank fliegen«, meinte Pitt sarkastisch. »Wir brauchen einen festen Standort für unser Unternehmen und einen Platz, wo wir auftanken können. Die
Catawaba
ist das einzige Schiff in dieser Gegend, das alle nötigen Voraussetzungen erfüllt. Und nebenbei waren
Sie
es, der den getürkten Funkspruch aus dem Coast-Guard-Hauptquartier gesendet hat. Dafür sind also Sie verantwortlich.«
    »Und dieses Märchen von dem vermißten russischen Kutter? Sie können nicht abstreiten, daß das von Anfang bis Ende Ihre Idee war.«
    Pitt verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte an die Decke. »Ich dachte, sie würde jedem gefallen.«
    »Das muß ich Ihnen lassen: Es war der großartigste Schwindel, bei dem mitmachen zu müssen ich das Pech habe.«
    »Ich weiß. Es gibt Zeiten, da hasse ich mich selbst.«
    »Haben Sie sich überlegt, was passieren könnte, wenn Commander Koski hinter Ihr reizendes Täuschungsmanöver kommt?«
    Pitt erhob sich und streckte sich. »Wir tun ganz einfach, was jeder durchschnittliche amerikanische Betrüger auch täte.«
    »Und das wäre?« fragte Hunnewell zweifelnd. Pitt lächelte. »Wir werden es reuevoll bedauern, wenn es soweit ist.«

2. Kapitel
    Von allen Meeren ist der Atlantik am unberechenbarsten. Der Pazifik, der Indische Ozean, selbst die Arktis haben zwar alle ihre charakteristischen Tücken, doch eins ist ihnen gemeinsam: sie künden einen Wetterumschwung in der Regel lange vorher an. Nicht so der Atlantik, besonders nördlich des 15. Breitengrades. Innerhalb weniger Stunden kann sich eine spiegelglatte See in einen schäumenden Hexenkessel verwandeln, der von einem mit Windstärke 12 dahinrasenden Hurrikan aufgerührt wird. Ein andermal verhält sich die launische Natur des Atlantiks gerade umgekehrt. Sturm und eine schwere See während der Nacht scheinen sichere Anzeichen für ein drohendes Unwetter, doch wenn es dämmert, ist nichts außer einer azurblauen, spiegelglatten Wasserfläche unter dem blanken Himmel zu sehen. So erging es den Männern der
Catawaba,
als der Morgen gemütlich über einer friedlichen See heraufdämmerte.
    Pitt erwachte langsam. Sein erster Blick fiel auf das Hinterteil einer riesigen, weißen Hose, die voll und ganz von Dover ausgefüllt wurde. Der Lieutenant beugte sich gerade über ein kleines Waschbecken und putzte sich die Zähne.
    »Sie haben nie hübscher ausgesehen«, begrüßte ihn Pitt.
    Dover drehte sich um. Die Zahnpaste lief ihm über das Kinn. »Wie bitte?«
    »Ich sagte: guten Morgen.«
    Dover nickte nur, murmelte irgend etwas Unverständliches durch die Zähne und drehte sich wieder dem Waschbecken zu.
    Pitt setzte sich auf und horchte. Nur das Dröhnen der Maschinen war zu hören und das Surren des Ventilators, der warme Luft in
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