Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einzige Bedingung - Liebe

Einzige Bedingung - Liebe

Titel: Einzige Bedingung - Liebe
Autoren: Tessa Radley
Vom Netzwerk:
Seite.
    Ryan.
    „Jessica, ich habe dich gar nicht gesehen. Warst du die ganze Zeit draußen?“
    „Nein, ich bin nur als Erste rausgestürzt. Ich musste dringend auf die Toilette.“
    „Danke, dass du gekommen bist.“
    „Aber das war doch selbstverständlich. Er war schließlich dein Vater.“
    „Und dein Chef.“
    „Nein, du bist doch mein Chef.“ Verlegen senkte sie den Blick.
    „Sieh mich nicht so an.“ Er blickte sie verlangend an. „Kaum zu glauben, aber ich will dich. Sofort.“
    „Ryan …“ Ihr wurde ganz heiß vor Erregung. Was für ein anderes Gefühl als die Übelkeit, die sie noch vor wenigen Minuten gequält hatte. „Was sollen die Leute denken …“
    „Das ist mir im Augenblick vollkommen egal.“ Er griff nach ihrem Arm. „Jess …“
    „Vorsicht!“ Entschlossen entzog sie ihm den Arm. „Man wird über uns reden. Und glaub mir, das ist dir dann sicher nicht egal.“
    Bevor er etwas darauf erwidern konnte, war sie die Stufen hinaufgelaufen und in der Menge verschwunden.
    Ryan steuerte seinen schwarzen BMW durch das Tor auf der Victoria Street auf den Rookwood Friedhof und folgte dabei dem Leichenwagen, der langsam die gewundenen Wege entlangfuhr, an den Gräbern vorbei. Sie erreichten den alten Teil des Friedhofs, durch den der Serpentine Kanal führte, der von saftigem Grün umgeben war. Als der große schwarze Wagen stoppte, hielt Ryan dicht hinter ihm.
    Er stieg schnell aus und ging zu der Grube, die frisch neben einer Norfolktanne ausgehoben war. Sein Gesicht verriet keine Regung. Er hatte sich fest vorgenommen, sich nicht anmerken zu lassen, wie hart dieser Tag für ihn war.
    Weiter hinten lag das Grab seines Großvaters Jeb, daneben das seiner Mutter. Erst jetzt bemerkte Ryan, dass Tante Sonya neben ihm stand und auf den Stein von Ursula Blackstone blickte, ihrer Schwester. Zärtlich legte Ryan der Tante den Arm um die Schultern.
    „Ich komme manchmal hierher und kümmere mich um die Rosenstöcke, die Ursula für James gepflanzt hat“, sagte Sonya leise. „Sie war gewöhnlich jeden Sonntag hier. Und ich schaffe es höchstens alle paar Monate.“ Sonya schluckte. „Und nun ist auch Howard bei ihnen.“
    Auf einer kleinen Plakette neben der Grabplatte seiner Mutter, von Rosenbüschen umgeben, stand: In Erinnerung an unseren vermissten Sohn James. Eines Tages sehen wir uns wieder. Aber die Eltern hatten ihren Erstgeborenen nie wiedergesehen, der als Zweijähriger gekidnappt worden war.
    Sonya war Ryans Blick gefolgt. „Vielleicht sind die drei ja jetzt vereint“, murmelte sie.
    „Vielleicht.“ Ryan musste daran denken, wie hartnäckig Howard sich geweigert hatte, sich mit James’ Tod abzufinden. Jahrelang hatte er Privatdetektive auf eine Spur angesetzt, die inzwischen schon eiskalt gewesen war. Vielleicht hatte Sonya recht, und sie fanden im Tod ihren Frieden.
    Gemeinsam gingen sie zu der offenen Grube, und jetzt konnte Sonya die Tränen nicht länger zurückhalten. Ryan blickte sich hilflos um. Wo blieb denn bloß Kimberley? Doch statt der Schwester stand Matt Hammond nur wenige Meter entfernt und sah ihn scharf an. „Wer meiner Familie etwas antut, wird nicht so leicht davonkommen, das wirst du schon noch sehen“, stieß er zwischen zusammengepressten Zähnen hervor und trat dann auf die andere Seite des Grabes.
    Ryan warf ihm einen zornigen Blick zu. Das hatte ihm noch gefehlt. Er fühlte, wie eine unbändige Wut in ihm aufstieg. Doch dann spürte er, dass Sonyas Schultern bebten, und war vorübergehend abgelenkt. „Beruhige dich“, flüsterte er und zog die Tante tröstend an sich.
    Der Pfarrer fing an zu sprechen. Ryan schloss die Augen. Und dann hatte er plötzlich Erde in der Hand, stand an dem offenen Grab und ließ die Erde auf den Sarg herabrieseln.
    Asche zu Asche.
    Ryan schluckte. Ihm schnürte sich der Hals zusammen, als die Trauer und das Entsetzen über den Verlust des Vaters ihn ganz plötzlich überfielen. Irgendjemand griff nach seiner Hand. Kimberley. Er fuhr zusammen und trat zurück.
    „Alles okay?“
    Er nickte, entzog ihr die Hand und drängte sich durch die Menge, die das Grab umstand. Bloß weg von hier, irgendwohin, wo ihn keiner beobachtete und er in Ruhe trauern konnte.
    Jessica.
    Ob sie auch ans Grab gekommen war? Er drehte sich um und warf einen Blick über die Menge der Trauergäste. Dahinten, das war sie. Er erkannte ihre schmale Gestalt und das helle Haar. Sie war nicht allein, wie er eigentlich erwartet hatte. Aber sie stand auch
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher