Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Einzige Bedingung - Liebe

Einzige Bedingung - Liebe

Titel: Einzige Bedingung - Liebe
Autoren: Tessa Radley
Vom Netzwerk:
„Also, los!“
    Die sechs hoben den Sarg an. Ryan begegnete Rics ernstem Blick und bemühte sich, nicht zu zeigen, was in ihm vorging. Für ihn war es das Wichtigste auf der Welt, zu beweisen, dass er für die Position geeignet war, die sein Vater ihm nie zugetraut hatte, nämlich das Unternehmen zu führen.
    Als sie die Kapelle betraten, schwoll der Orgelklang an. Ryan warf einen kurzen Blick auf die vordersten Reihen, konnte aber Matt Hammond nicht entdecken. Schnell sah er sich nach Jessicas blondem Schopf um, aber auch sie sah er nicht. Doch sicher war sie irgendwo. Kurz dachte er an die letzte Nacht und war plötzlich sehr viel ruhiger. Jessica war eine wunderbare Geliebte. Der Trost, den er in ihren Armen fand, würde ihn diesen Tag überstehen lassen.
    Sie setzten den Sarg unter der Kanzel ab, auf der der Pfarrer schon wartete. Kimberley, die in der ersten Reihe saß, machte ihnen ein Zeichen, und Ric und Ryan setzten sich neben sie.
    Wieder sah Ryan sich suchend um. Immer noch konnte er weder Matt noch Jessica sehen.
    „Sie sitzt ganz hinten“, flüsterte Kim.
    Scheinbar uninteressiert blickte Ryan sie an. „Wer?“
    „Jessica.“ Kim sah ihn fragend an. „Nach ihr suchst du doch, oder?“
    Ryan sagte nichts, sondern starrte stur geradeaus auf den Sarg. Glücklicherweise fing der Pfarrer jetzt an zu sprechen, und so brauchte Ryan nicht zu antworten.
    Woher wusste Kim, dass er nach Jessica Ausschau hielt? Sicher, sie hatte immer eine gute Menschenkenntnis gehabt, aber er hatte doch nun wirklich alles getan, um die Affäre mit Jessica geheim zu halten.
    Die Kapelle war bis auf den letzten Platz besetzt. Die Hitze wurde unerträglich. Jessica stand kurz vor einer Ohnmacht. Sie kniff die Augen zusammen, um der Übelkeit Herr zu werden, die wieder in ihr aufstieg. Und dabei hatte sie nur ein winziges Stück Toast gegessen.
    „Liebes, was ist mit dir? Geht es dir nicht gut?“ Besorgt sah ihre Mutter sie an.
    „Doch.“ Wieder überkam sie dieses Gefühl der Übelkeit. „Oder vielleicht auch nicht“, stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Ihre Mutter wusste nichts von der Schwangerschaft, und auf Howard Blackstones Beerdigung wollte sie sie nicht gerade damit überraschen.
    Morgendliche Übelkeit, was für ein Unsinn. Es war bereits nach Mittag.
    „Komm, ich geh mit dir raus.“
    „Raus?“ Entsetzt blickte sie ihre Mutter an. „Du meinst, jetzt, mitten in der Trauerfeier?“ Bei dem Gedanken wurde ihr gleich wieder übel. Sie hatte sich extra mit den Eltern in die hinterste Reihe gesetzt, damit sie möglichst wenig auffielen, was sowieso nicht so einfach war, weil ihr Vater im Rollstuhl saß. Aber wenn sie jetzt die Kapelle verließen …
    Ihre Mutter nickte. „Ja. Du musst unbedingt an die frische Luft. Du bist weiß wie ein Laken, Jessica.“
    Eine Frau mit einem Hut, der aussah wie ein umgedrehter Blumentopf, blickte sich empört um. Jessica lächelte entschuldigend und legte der Mutter die Hand auf den Arm. „Keine Sorge, alles in Ordnung“, wisperte sie.
    Sally Cotter war davon nicht überzeugt. „Wenn du meinst“, flüsterte sie und seufzte.
    Der Blumentopf drehte sich wieder um.
    Jessica schloss die Augen. Sie fühlte sich furchtbar elend. Als die Trauergemeinde endlich aufstand und die abschließende Hymne sang, war sie ungeheuer erleichtert. „Ich warte dann draußen auf euch“, sagte sie und erreichte als Erste die Tür. Draußen atmete sie erst einmal tief durch. Dann stürzte sie zur Toilette in dem kleinen Nebenraum der Kapelle. Nachdem sie sich das Gesicht kalt gewaschen hatte, fühlte sie sich etwas besser.
    Ihr Arzt hatte ihr zwar Tabletten gegen die Übelkeit gegeben, aber Jessica hatte Hemmungen, sie zu nehmen. Das war vielleicht keine gute Idee gewesen, denn so war sie mitten während der Trauerfeier fast ohnmächtig geworden. Noch im Nachhinein zitterte sie vor Entsetzen. Was Ryan wohl gesagt hätte? Und an die Gerüchte, die sofort aufgekommen wären, mochte sie gar nicht denken. Schnell holte sie die kleine Schachtel aus der Tasche und nahm eine Tablette.
    Als sie um die Ecke kam, sah sie, dass die Tür der Kapelle geöffnet war und die Menge herausströmte. Sie reckte den Hals und sah sich nach ihren Eltern um, aber sie konnte sie nirgends entdecken. Wahrscheinlich waren sie noch drinnen. Doch als sie die Stufen wieder hochstieg und sich zu ihrem alten Platz durchdrängen wollte, packte sie plötzlich jemand beim Arm und zog sie zur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher