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Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke

Titel: Einzelstücke - Möller, M: Einzelstücke
Autoren: Michaela Möller
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nehmen?«
    Tim und ich lächeln uns über den Blondschopf der Kleinen an.
    »Endlich eine Frau, der ich gewachsen bin«, sagte er und zwinkert mir zu, als Alex zu uns tritt. Er strahlt wie die kleine Zora zuvor. Und es macht ihn charismatischer denn je.
    »Ey, wo hast du denn deine Isabelle gelassen?«
    »Ist nur mal kurz ins Bad gegangen. Und, Anna, wie findest du sie?«
    Ich schiebe mich an Alex heran und küsse ihn auf die perfekt rasierte, nach Aftershave duftende Wange. »Bezaubernd, ich finde sie bezaubernd!«
    »Hey« Tim zieht mich von Alex weg. »Ich will auch einen!«
    »Nein«, protestiere ich, »du wolltest auch nicht mit mir schlafen!«
    In dem Moment betritt Moritz das Wohnzimmer. Er lächelt etwaszerknirscht, als er mich sieht. Er kommt auf uns zu und legt einen Arm um meine Taille.
    »Hab ich was verpasst?«
    Alex, Tim und ich sehen uns unschuldig an.
    »Vielleicht solltest du mich mit den Herren mal alleine lassen, Anna. Was meinst du?« Liebevoll zieht Moritz mich zu sich heran und küsst mich auf die Schläfe. »Übrigens, deine Freundin Astrid hat nach dir gefragt. Sie will dir unbedingt etwas zeigen.«
    Ich sehe über Moritz’ Schulter hinweg zu Astrid, wie sie neben meinem Kamin steht und mit einem Zettel in der Hand hin und her wedelt. Also lasse ich die Herrenrunde tatsächlich allein zurück und durchquere das Wohnzimmer, während ich das Lächeln auf Astrids Lippen, das sich bis über ihre dicken Pausbacken zieht, erwidere.
    »Was gibt’s, Süße?«
    »Sebastian. Er hat mir geschrieben!« Als Beweis hält sie den Brief vor meine Nase. »Er will sich nächste Woche mit mir treffen. Ganz unverbindlich. Vielleicht für einen Neuanfang. Und unter der Bedingung, dass wir nie wieder vom Heiraten sprechen werden.«
    »Soll ich den Champagner holen?«
    »Ja! Jetzt wird gefeiert!«
    Ich entschuldige mich bei Astrid, um in der Küche eine Flasche aus dem Kühlschrank zu holen. Genau danach ist mir jetzt. Nach feiern. All meine Freunde will ich feiern! Weil Freunde gut sind. Nein, weil Freunde das Beste auf der Welt sind. Und weil die Liebe uns alle Fehler machen lässt. Sie macht uns blind und verrückt und willenlos. Deine Freunde tauchen jedoch für dich in schlammige Teiche ab, um dir deine Freiheit zurückzuholen. Sie reichen dir das Wodkaglas, wenn du so dumm warst, eine Frage zu stellen, auf deren Antwort du nicht umfassend vorbereitet warst. Sie hören dir zu,obwohl du hundert Mal das Gleiche erzählst, und sie offenbaren dir all ihre Geheimnisse, weil sie wollen, dass du ein Teil ihres Lebens bist. Deine Freunde sagen dir, dass sie dich lieben, und sie meinen es so. Und sie sind wahrscheinlich die einzigen Menschen auf der Welt, die genau dann für dich da sind, wenn du es am wenigsten erwartest und doch am allerdringendsten brauchst.
    Das Klingeln an der Wohnungstür lässt mich mit der gefundenen Flasche Champagner aus dem Kühlschrank klettern.
    Ja. Natürlich. Einer fehlte ja auch noch. Mit einem Gefühl voller Glück im Bauch, fast als hätte ich den Champagner schon getrunken, drücke ich die Türklinke runter.
    »Da sind Sie ja endlich!«
    »Ich musste … noch was erledigen.«
    »Na sicher. Nun kommen Sie schon rein, Frau Sondtheim.«
    ***
    NOTFALLPLAN NO. 10
    ART DES VORFALLS: DAS LEBEN
    SCHWERE: VON LEICHTFÜSSIG BIS UNERTRÄGLICH MIT VERLÄSSLICHEN SCHWANKUNGEN DAZWISCHEN
    MAßNAHMENKATALOG:
    SICH NUR DER EINEN SACHE GANZ GEWISS SEIN:
    DAS LEBEN BESTEHT AUS ABFUHR UND ERFOLG. ODER AUS GAR NICHTS.
    ZEITPLAN: IMMER
    KONTAKTPERSON: ALLE
    ***

Michaela Möller , geboren 1980, studierte Modejournalismus und Medienkommunikation in Hamburg und München sowie Psychologie in Köln. Zurzeit arbeitet sie in der Psychiatrie und Psychotherapie der Uni-Klinik Köln. Einzelstücke ist ihr vierter Roman.
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